Leben
Urlaub & Freizeit

Urlaub in Italien: Ziegenplage auf Stromboli – Touristen attackiert

STROMBOLI ISLAND, ITALY - JULY 12: Smoke rises as the Stromboli volcano, one of the active volcanoes in southern Italy, continues to exhibit volcanic activity in recent weeks and it impacts on the lif ...
Die Insel Stromboli: Mensch gegen Ziege. Bild: getty images / Anadolu
Urlaub & Freizeit

Urlaub in Italien: Ziegenplage bedroht das Leben auf Stromboli

Auf Stromboli herrschen nicht nur Feuer und Asche, sondern inzwischen auch Ziegen. Rund 2000 Tiere haben das Dorf Ginostra überrannt, Gärten zerstört und Betten erobert. Die Bewohner:innen klagen über hygienische Gefahren. Und fordern nun sogar politische Autonomie.
21.08.2025, 13:3421.08.2025, 13:34
Mehr «Leben»

Die italienische Insel Stromboli hat es ins kollektive Gedächtnis geschafft als Ort des Exzesses. Schon Jules Verne ließ seine Forscher in der Reise zum Mittelpunkt der Erde durch den Krater zurück an die Erdoberfläche schießen.

Heute schreiben andere die Geschichte fort. Stromboli hat wieder eine Hauptrolle gefunden, diesmal im Theater der Natur. Tausende Ziegen fressen Gärten kahl, tauchen nachts in Schlafzimmern auf und lassen sich auf Terrassen nieder, als gehörte ihnen die Insel. Aus den Bewohner:innen sind indes schon fast Statist:innen geworden.

Urlaub in Italien: Ginostra wird von Ziegen überrannt

In Ginostra, einem kleinen Ort mit kaum 40 ständigen Einwohner:innen, ist das Gleichgewicht gekippt. "Die verwilderten Ziegen müssen entweder abtransportiert oder getötet werden – entweder sie oder wir", sagt ein Einwohner, zitiert von der Nachrichtenagentur APA.

Rund 2000 Tiere stehen inzwischen der Dorfbevölkerung gegenüber, im Sommer steigt die Zahl der Menschen zwar auf 100, doch auch das verkleinert den Unterschied nicht.

Italy, Sicily, Lava flow from stromboli volcano PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY RMF00369

Italy Sicily Lava Flow from Stromboli Volcano PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY RMF00369
Der Vulkan Stromboli ist nicht das einzige Naturspektakel auf der gleichnamigen Insel. Bild: imago stock&people / Westend61

Die Tiere kamen nach dem Krieg auf die Insel, sie sollten den Bewohner:innen Fleisch liefern. Später, nach einem Vulkanausbruch 2002 und einer zehn Meter hohen Flutwelle, vermehrten sie sich ungestört. Ein Brand von 2022, der bei Dreharbeiten für eine Serie weite Teile der Vegetation zerstörte, und die anschließende Überschwemmung taten ihr Übriges: Seitdem drängen die Tiere vom Vulkankegel in die bewohnten Zonen.

"Die Situation ist inzwischen äußerst belastend. Früher schlief man hier mit offener Tür – heute wacht man auf und hat Ziegen im Bett", sagt Gianluca Giuffrè, Koordinator des Bürgerkomitees für Ginostra, der italienischen Tageszeitung "La Repubblica".

Italien: Ziegen sterben in privaten Gärten

Daniela Simoncini, eine Anwohnerin, berichtet dem Nachrichtenportal "Open": "Sie zerstören die Kapernpflanzen, die Olivenhaine, sie dringen in die Häuser ein, wir finden sie in den Patios, auf den Terrassen."

Die Tiere sorgen nicht nur für Verwüstung, sie sterben auch mitten in den Gassen und Gärten. "Sie kommen hierher, um zu sterben, und es liegt an uns privaten Bürgern, sie zu entfernen und zu begraben", klagt Simoncini.

Giuffrè schildert gegenüber "Il Messagero" ein weiteres Problem: "Wir finden den Ziegenkot auf den Dächern, wo wir Regenwasser sammeln. Das verunreinigt das Wasser, und wir stehen ohne sauberes Wasser da."

Und die hygienischen Probleme gehen über verunreinigtes Wasser hinaus. Wenn verwesende Kadaver auf offener Straße oder in Privatgärten gefunden werden, sei das "nicht nur unzumutbar, sondern auch vom hygienischen Standpunkt gefährlich", sagt Giuffrè. Ohne klare Zuständigkeit sind es die Bewohner, die selbst Schaufel und Kalk besorgen müssen.

Der Bürgermeister Riccardo Gullo hatte lange keinen Handlungsbedarf gesehen. Seit Januar existiert nun ein Gesundheitsplan, der das Töten eines Teils der Tiere und den Abtransport anderer vorsieht. Aber: "Dann geschah nichts, weil der Bürgermeister es nicht für einen Notfall hielt", sagt der Bürgerkomiteekoordinator Giuffrè. "Jetzt scheint er seine Meinung geändert zu haben."

Urlaub in Ginostra: Ziegen greifen Touristen an

Die Kosten bleiben bisher bei den Bürger:innen. Giuffrè erzählt, der Bürgermeister habe ihn per Verordnung verpflichtet, eine tote Ziege auf seinem Grundstück für 100 Euro zu entsorgen; und noch einmal denselben Betrag für ein Tier auf fremdem Land.

Die Verantwortung zwischen der Gemeinde Lipari und der Regionalregierung in Palermo wird seit Jahren hin- und hergeschoben. Nach dem Brand und der Überschwemmung wurde zwar ein Wiederaufforstungsfonds eingerichtet, doch bis heute laufen die Ausschreibungen, während die Ziegen längst die kargen Hänge besetzen.

Auch für Tourist:innen wird die Lage spürbar. Besucher:innen berichten, von Ziegenrudeln Richtung Klippen gedrängt worden zu sein. "Wir gingen ans Meer und fanden uns plötzlich von Dutzenden Ziegen umringt. Wir hatten die Klippe im Rücken und die Tiere drängten uns nach hinten", erzählen Anna und Marco "Open". "Wir haben es geschafft, die Nerven zu bewahren und zu fliehen. Nicht ohne Angst."

Auf der Nachbarinsel Alicudi, die ebenfalls von Ziegen überrannt wird, hatte Bürgermeister Gullo die Tiere im vergangenen Jahr zum Verschenken freigegeben. Interessenten meldeten sich zwar aus aller Welt, doch das Einfangen scheiterte. Jetzt wird auch dort über ein Töten nachgedacht.

Die Bewohner:innen von Ginostra gehen noch weiter: Sie stellen inzwischen die Zuständigkeit der fernen Verwaltung infrage und verlangen Autonomie von Lipari, um ihre Angelegenheiten selbst regeln zu können.

Google-Maps-Konkurrent begeistert User mit neuer Funktion
Navigations-Apps gehören für uns längst zum Alltag. Egal, ob auf dem Weg zur Arbeit, bei der nächsten Urlaubsreise oder einfach nur, um den schnellsten Weg zum Supermarkt zu finden – ohne digitale Helfer geht es kaum noch. Dennoch gibt es bei der in der Hinsicht beliebtesten App Google Maps viel Verbesserungsbedarf.
Die Auswahl ist riesig und jede App versucht, mit besonderen Features zu punkten. Während einige auf schicke Designs setzen, legen andere den Fokus auf Datenschutz oder innovative Funktionen. Besonders spannend wird es, wenn kleinere Anbieter den großen Namen wie Google Maps oder Apple Maps Konkurrenz machen.
Zur Story