Leben
watson antwortet

Tödliche Unfälle in Seen und Flüssen: Wann Baden gefährlich wird

2023 sind schon einige Menschen bei Badeunfällen ertrunken
Der heimische Badesee verspricht Abkühlung und Erholung bei Hitze. Was sollte man für einen sicheren Badespaß beachten?bild: IMAGO / Daniel Kubirski
watson antwortet

Tödliche Unfälle in Seen und Flüssen: Wann Baden gefährlich wird

02.07.2023, 09:4403.07.2023, 15:13
Mehr «Leben»

Seit Beginn der Badesaison 2023 wird in den Nachrichten immer wieder von tödlichen Unfällen in Seen oder Flüssen berichtet. Dabei sind es nicht immer Kinder oder Nichtschwimmer:innen, die bei Badeunfällen ertrinken. Oft sind es Männer, vor allem junge Erwachsene, die sich selbst durch unbedachtes Handeln in Gefahr bringen.

Watson hat für euch die wichtigsten Punkte zusammengestellt: Worauf man für ein sicheres Badevergnügen achten sollte und wie man sich bei drohender Gefahr verhält.

Gründe für Badeunfälle in Seen

Die meisten Menschen verunglücken, weil sie ihre Schwimmfähigkeit oder drohende Gefahren nicht richtig einschätzen. Da sich unter anderem, bedingt durch die Pandemie, die Zahl der Nichtschwimmer:innen unter Grundschulkindern verdoppelt habe, sei auch in dieser Altersgruppe das Unfallrisiko gestiegen, sagte Alexander Paffrath, Leiter Einsatz der DLRG Bad Nenndorf, gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Schwimmen zu können, ist immer noch die beste Versicherung gegen einen Ertrinkungstod.

Bis Rettungskräfte von Polizei und Feuerwehr nach einem Badeunfall eintreffen, dauert es gewöhnlich etwas.
Lieber einen bewachten Badesee besuchen! Die meisten Badeunfälle passieren an unbewachten Seen.Bild: imago / Sven Simon

Auch sollte man nie mit zu vollem oder komplett leerem Magen schwimmen gehen. Dass Alkohol- und Drogenkonsum beim Baden tödlich sein können, sollte jedem klar sein.

Was sollte ich beim Baden beachten, um Gefahren zu vermeiden?

Laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) bestehen in Seen und Teichen vor allem Gefahren in Form von steil abfallenden Ufern (vor allem in Baggerseen), Wasserpflanzen oder Unrat. Ist ein Gewässer zum Baden gesperrt, hat das meist einen triftigen Grund.

Starke Unterschiede zwischen der warmen Wasseroberfläche und den deutlich kälteren, darunter liegenden Schichten können zum Verhängnis werden. Nicht nur für ältere Menschen oder solche mit Herz- oder Kreislaufproblemen, auch für gesunde und junge Menschen können diese Temperatursprünge gefährlich sein. Beispielsweise beim Paddeln mit einem Stand-up-Paddle-Board (SUP): "Wenn man lange auf dem Board unterwegs ist, heizt der Körper auf. Fällt man dann ins Wasser, macht das der Kreislauf nicht mit", sagte Kathrin Angnes, Sprecherin der DLRG Saarland, der dpa.

Wassersport führt häufig zu Unfällen mit anschließender Suche nach den Betroffenen.
Stand-up-Paddling ist ein beliebter Wassersport. Doch auch hier sollte man bestimmte Sicherheitsregeln einhalten. bild: IMAGO / Cavan Images

Am häufigsten ereignen sich Badeunfälle in Seen, die nicht überwacht werden. Die DLRG rät daher dringend, sich einen von einer Wasserwacht oder freiwilligen Rettungsschwimmern bewachten See auszusuchen.

In stehenden oder langsam fließenden Gewässern befinden sich zuweilen Unterwassergewächse, die oft bis knapp unter die Wasseroberfläche wachsen. Wenn diese beim Schwimmen den Körper streifen oder umwickeln, kann Panik entstehen. Dann hilft laut DLRG das Drehen in Rückenlage, um aus dem bewachsenen Bereich herauszuschwimmen.

Wasserpflanzen können bei Badenden Panik auslösen und die Suche nach Vermissten erschweren.
So mancher gerät in Panik, wenn ihn Wasserpflanzen beim Schwimmen streifen.bild: pexels / kindel media

Warum sind Flüsse gefährlich?

In Flüssen und Kanälen zu baden ist, laut Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW "für Sie und Ihre Kinder so gefährlich, wie es eine Autobahn für Fußgänger ist." Hauptsächlich wegen der Strömungen, aber vor allem in schiffbaren Gewässern sei auch der Sog vorbeifahrender Frachter selbst für sehr geübte Schwimmer lebensgefährlich. Auch könne der Wellengang Kindern, die am Ufer spielen, die "Beine wegreißen".

Neu: dein Watson-Update
Jetzt nur auf Instagram: dein watson-Update! Hier findest du unseren Broadcast-Channel, in dem wir dich mit den watson-Highlights versorgen. Und zwar nur einmal pro Tag – kein Spam und kein Blabla, versprochen! Probiert es jetzt aus. Und folgt uns natürlich gerne hier auch auf Instagram.

Woran erkenne ich, ob jemand ertrinkt?

Entgegen der weit verbreiteten Vorstellung schreien Ertrinkende nicht um Hilfe! Sie rudern auch nicht wild mit den Armen oder zappeln. Sie gehen einfach still unter. Daran erkennst du, dass jemand in ernster Gefahr ist:

  • Der Körper steht senkrecht im Wasser, die Arme sind seitlich ausgestreckt
  • Die Augen sind panisch und weit aufgerissen
  • Der Kopf taucht immer wieder unter Wasser

Was kann ich tun, um jemand vor dem Ertrinken zu retten?

Die DLRG empfiehlt in den "Westfälischen Nachrichten" immer die Handlungsmaxime: "Die eigene Sicherheit geht vor Hilfeleistung".

Sollte keine Badeaufsicht vor Ort sein, und du möchtest selbst helfen, solltest du dir in jedem Fall gut überlegen, ob du dir eine Rettung zutraust.

Gut zu wissen

Unterlassene Hilfeleistung
Nach § 323 StGB ist man verpflichtet, anderen in Notsituationen zu helfen, sofern man sich damit nicht selbst in Gefahr bringt. Wer das nicht tut, begeht eine Straftat.

Wenn man sich eine Hilfeleistung aber nicht zutraut, macht man sich auch nicht der unterlassenen Hilfeleistung strafbar! Dann genügt ein Notruf.

Ertrinkende klammern sich häufig in Todesangst panisch an ihre Retter und ziehen diese mit unter Wasser, sodass beide ertrinken. Ist man kein ausgebildeter Rettungsschwimmer, der entsprechende Techniken beherrscht, kann ein Rettungsversuch schnell zur Gefahr für das eigene Leben werden.

Nach Möglichkeit sollte man eine Schwimmhilfe, wie beispielsweise eine Luftmatratze oder Schwimmbrett mitnehmen – das ist für Retter und zu Rettende die sicherste Variante!

Bei einem Badeunfall haben Rettungsschwimmer immer einen Hilfsgegenstand dabei.
Rettungsschwimmer haben immer einen Auftriebskörper, sogenannte Gurtretter, dabei.bild: IMAGO / Margit Wild

Falls der Ertrinkende sich beim Rettungsversuch zu stark an einen klammert, hilft es meist, nach unten wegzutauchen. Der Ertrinkende wird loslassen, da er auf keinen Fall unter Wasser gezogen werden will.

Rettungsschwimmtechniken

Achselschleppgriff
(funktioniert nur bei ansprechbaren Opfern): Man schwimmt hinter die zu rettende Person, greift unter ihre Achseln und schwimmt mit ihr in Rückenlage ans Ufer. Der Hinterkopf des Verunglückten liegt dabei auf deinem Bauch.

Kopfschleppgriff (bei Bewusstlosen): Man nimmt die bewusstlose Person von hinten, dreht sie gegebenenfalls auf den Rücken, greift ihren Kopf unter dem Kinn (vorher überstrecken) und schwimmt so mit ihr in Rückenlage ans Ufer. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass Mund und Nase über Wasser bleiben, damit kein Wasser in die Lunge gelangt.

Sollte man den See nicht kennen, unbedingt vorsichtig ins Wasser gehen! Auf dem Weg zum Ertrinkenden sollte man sich nicht zu sehr verausgaben, um noch genug Energie für den Rückweg und die Suche zu sparen.

Sollte man selbst nicht retten können und keine Badeaufsicht vor Ort sein, muss man die Rettungskräfte direkt durch einen Notruf alarmieren.

Wie leiste ich Erste Hilfe?

Hat man es geschafft, den Ertrinkenden ans Ufer zu bringen, bitte bis zum Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe leisten:

  • Ist der oder die Verunglückte bewusstlos, atmet aber: In stabile Seitenlage (Kopf überstrecken!) bringen und vor Unterkühlung schützen
  • Atmet der oder die Verunglückte nicht mehr: Sofort mit der Reanimation (Anleitung Herzdruckmassage hier) beginnen und unbedingt durchhalten, bis der Rettungsdienst da ist – auch wenn du das Gefühl hast, es hat keinen Sinn mehr. Ohne Reanimation sinkt die Überlebenschance pro Minute um etwa 10 Prozent!
Nach der Rettung sind Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Badeunfällen wichtig.
Erste Hilfe rettet Leben, das gilt insbesondere nach Badeunfällen.bild: IMAGO / agefotostock

Was, wenn mich beim Schwimmen die Kräfte verlassen ?

Ruhig bleiben. Durch Panik vergeudet man wertvolle Kraft. "Am besten eine kraftschonende Haltung einnehmen, die Rückenlage ist gut, weil ich in dieser Lage auch ein bisschen schweben kann. Dann sollte ich versuchen, mit leichten Brust- und Beinschlägen Richtung Land zu schwimmen. Und zwar immer an das Ufer, das am nächsten ist – nicht zwingend an das, von dem ich gekommen bin", rät Rettungsschwimmer Lukas Frehse von der DLRG in der "Süddeutschen Zeitung".

Zum Schutz vor dem Ertrinken kann die richtige Wasserlage helfen
Die Rückenlage ist perfekt, um Kräfte zu sparen oder kurz zu entspannen.bild: pexels / Armin Rimoldi

Was, wenn ich jemand abtreiben sehe oder selbst abgetrieben werde?

Auf keinen Fall selbst hinterherspringen! Die 112 anrufen und wenn man einen Rettungsring oder Ast findet, sollte man diesen zuwerfen.

Wird man selbst abgetrieben, nie gegen die Strömung anschwimmen: Das ist zu kraftraubend. Sich lieber erst einmal treiben lassen. Mit leichten Schwimmbewegungen kann man probieren, wieder zu einem festen Punkt zu gelangen. Man sollte auf jeden Fall versuchen, auf sich aufmerksam zu machen.

Was muss ich nach einem Badeunfall beachten?

Man sollte nach einem Badeunfall immer Arzt oder Ärztin aufsuchen. Denn auch, wenn es demjenigen zunächst wieder gut geht, können in den folgenden 24 Stunden noch Komplikationen auftreten. Dazu gehören diese Symptome:

  • Atembeschwerden
  • Wiederholtes Husten
  • Schmerzen im Brustkorb
  • Erbrechen
  • Fieber
  • Blaue Lippen und blasse Haut
  • Erst Unruhe, dann zunehmende Müdigkeit

Wer etwas davon bei sich beobachtet, sollte sich auf die Suche nach ärztlicher Hilfe machen. Denn all das könnte auf sogenanntes "sekundäres Ertrinken" hindeuten, wenn beim Unfall zu viel Wasser in die Lunge gelangt ist. Daraus kann ein Lungenödem entstehen, das im Krankenhaus oder sogar tödlich enden kann.

Telekom-Kunden müssen aufpassen: perfide Betrugsmasche ist im Umlauf

Ein bisschen Geld zurück, dagegen dürfte niemand was einzuwenden haben. Viele kennen das erleichternde Gefühl, wenn Strom- oder Gasanbieter zu hohe Beitragszahlungen zurückerstatten. Aus dem Nichts hat man plötzlich viel mehr Geld zur Verfügung – yeeii!

Zur Story