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Wie ein Veranstaltungstechnik-Azubi die Ausbildung während Corona erlebt hat

Festivals, Konzerte, Messen: die klassischen Events, bei denen Veranstaltungstechniker zum Einsatz kommen, haben in den vergangenen eineinhalb Jahren kaum stattfinden können.
Festivals, Konzerte, Messen: die klassischen Events, bei denen Veranstaltungstechniker zum Einsatz kommen, haben in den vergangenen eineinhalb Jahren kaum stattfinden können. Bild: iStockphoto / bernardbodo
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"Ohne Corona hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Verantwortung übertragen bekommen": Azubi in der Veranstaltungstechnik über die Ausbildung in der Pandemie

06.08.2021, 15:0911.08.2021, 12:50
Moritz Volkmann, gastautor
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Vor knapp zwei Jahren hat Moritz Volkmann seine Ausbildung bei der Bremer Veranstaltungstechnik-Firma "Active Blue" begonnen. Ein halbes Jahr vor Ausbruch der Pandemie. Gegenüber watson erzählt der 20-Jährige, wie die Corona-Zeit für ihn verlaufen ist. Er hatte Glück im Unglück: Seine Firma hat sich in der Pandemie neu orientiert und die Streamlab Studios gegründet. Aufgenommen wird dort alles, was sonst als normale Veranstaltung stattfinden würde: Parteitage, Jahresversammlungen, Produktvorstellungen.

Moritz Volkmann ist 20 Jahre alt und lernt seit knapp zwei Jahren bei der Bremer Veranstaltungstechnik-Firma "Active Blue".
Moritz Volkmann ist 20 Jahre alt und lernt seit knapp zwei Jahren bei der Bremer Veranstaltungstechnik-Firma "Active Blue".bild: privat

"Ich habe erst ein halbes Jahr richtig arbeiten können – dann kam Corona und hat es kaputt gemacht. Am Anfang war es irgendwie komisch, weil man gar keine Ahnung hatte, wie es weitergeht. Ich hatte auch ein mulmiges Gefühl und mich gefragt, ob diese Ausbildung noch Sinn ergibt.

Aber mein Chef hat uns sehr schnell versichert, dass "Active Blue" das übersteht und wir uns keine Sorgen machen müssen. Es tat gut, zu wissen, dass man die Ausbildung nicht abbrechen muss. Und das die Firma die Krise überleben wird.

In der Berufsschule war die Situation nicht so schnell geklärt: Der Präsenzunterricht wurde irgendwann eingestellt. Dann gab es erst einmal gar keinen Unterricht. Wie lange das so war, weiß ich nicht mehr. Aber nicht sehr lange. Irgendwann haben wir dann Aufgaben bekommen, die wir rechnen mussten. Aber richtiger Online-Unterricht, so mit Lehrer, hat recht lang gedauert.

"Weil wir ja nie in der Schule waren, mussten plötzlich in der letzten Woche alle Arbeiten geschrieben werden."

Ich glaube, die Schule hat immer noch gehofft, dass wir wieder in Präsenz gehen können. Aber auch als es so weit war, dass wir Onlineunterricht gemacht haben, war es so, dass wir nicht so viel geschafft haben, wie wir hätten sollen. Das Tempo war sehr hoch – gerade zum Ende hin. Da haben sich die Klausuren gebündelt: Weil wir ja nie in der Schule waren, mussten plötzlich in den letzten Wochen alle Arbeiten geschrieben werden.

Wir hatten auch unsere Zwischenprüfung während Corona. Wir hatten zwar keinen Präsenzunterricht, mussten die Arbeit aber trotzdem in der Schule schreiben. Ich habe nicht so ganz verstanden, warum wir sie überhaupt schreiben mussten, weil die Zwischenprüfung am Ende sowieso nicht in die Note zählt.

Trotzdem haben die Lehrer ihr Bestes gegeben. Ich glaube nicht, dass wir sehr viel schlechter ausgebildet wurden, als die anderen Klassen – schulisch zumindest. Man hat aber gemerkt, dass bei vielen Leuten die Praxis fehlt. Ich hatte das Glück, dass in meiner Firma gerade durch die Studios noch sehr viel gemacht werden konnte.

Es war schön, dass wir so auch Praxis hatten und nicht komplett aus der Übung gekommen sind. Als Auszubildende haben wir außerdem jetzt nicht nur das gelernt, was normale Veranstaltungstechniker machen, sondern eben auch Streaming. Dass ich jetzt auch in dem Bereich fit bin, ist – glaube ich – sowohl für die Branche, als auch für mich als Azubi gut. In dieser Hinsicht hatte Corona also auch ein bisschen was Gutes.

"Ohne Corona hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Verantwortung übertragen bekommen."

Im Betrieb habe ich mich sehr gut aufgefangen gefühlt. Auch dadurch, dass immer was zu tun war. Am Anfang haben wir noch das Lager auf Vordermann gebracht und uns um Sachen gekümmert, die schon seit Ewigkeiten rumlagen. Und dann kam die Idee mit den Studios und ab dann war das angesagt.

Das Büro war immer besetzt und mein Chef Andreas Beer war auch immer da. Es kam auch vor, dass die Leute im Büro früher gegangen sind und wir dann alleine weitergebaut haben. Alleine gelassen wurden wir aber nicht. Ich habe mich immer mit meinem Chef besprochen, was ansteht und das dann gemeinsam mit den anderen Azubis umgesetzt. Ohne Corona hätte ich wahrscheinlich nicht so viel Verantwortung übertragen bekommen.

Wir haben mitgeholfen, die Studios umzubauen. Gerade am Anfang von Corona war das sehr viel in Eigenregie mit ein bis zwei Gesellen dazu. Wir haben wie bei normalen Veranstaltungen die Traverse aufgestellt und die Lampen reingehängt. Außerdem konnten wir sehr viel selbst ausprobieren. Bevor die ersten richtigen Studios gebaut wurden, haben wir selbst eins entworfen. Wir haben also viel rumprobiert.

Dann haben wir auch mitgeholfen, die großen Studios aufzubauen. Und jetzt, wo die Studios laufen, sitzen wir in den Shows mit drin. Ich kümmere mich zum Beispiel um die Videotechnik und den Videoschnitt. Ein Kollege, der jetzt gerade fertig geworden ist, war oft beim Mikrofonieren dabei. Und die Erstis kümmern sich oft um die Kamera.

Die klassische Veranstaltungstechnik war im Grunde der Aufbau. Also die Lampen reinhängen und das Ausleuchten. Das Streaming war aber komplett neu. Da mussten wir uns auch alle reinarbeiten.

"Es war schon ungewohnt, von null auf hundert wieder zu arbeiten. Man merkt, dass die Praxis fehlt, und zwar bei allen."

Momentan betreuen wir die Seebühne an der Waterfront – das ist ein Einkaufszentrum an der Weser in Bremen. Da sind jeden Tag Veranstaltungen. Es ist fast wie früher. Die nächsten beiden Wochenenden sind wir sogar auf einem Festival. Momentan ist also wieder gut Betrieb. Es war schon ungewohnt, von null auf hundert wieder zu arbeiten. Man merkt, dass die Praxis fehlt, und zwar bei allen. Man kommt aber auch schnell wieder rein.

Ich würde mir wünschen, dass die normale Arbeit, wie sie momentan stattfindet, weitergeht und wir in der Praxis drin bleiben. Und das in der Schule wieder richtig Unterricht gemacht wird, weil wir momentan schon oft rumsitzen und nicht so viel Stoff durchnehmen. Dass man dort also mal wieder richtig lernt – gerade mit Blick auf die Abschlussprüfungen nächstes Jahr.

Ich glaube aber nicht, dass Corona meine Chancen auf dem Arbeitsmarkt mindern wird. Am Ende geht es oft über Probearbeiten und ich glaube, dass ich da schon viel draufhabe. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Arbeitgeber auf die Bewerbung schauen und sich denken 'oh', aber im Prinzip haben sie ja alle das Gleiche durchgemacht."

Aufgezeichnet von Rebecca Sawicki.

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