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Weihnachtsmann oder Christkind: Wer bringt denn nun die Geschenke?

Christkind oder Weihnachtsmann: Wer die Geschenke in Deutschland bringt, darüber gibt es immer wieder Diskussionen.
Christkind oder Weihnachtsmann: Wer die Geschenke in Deutschland bringt, darüber gibt es immer wieder Diskussionen. Bild: iMAGO / Pius Koller
Weihnachten

Weihnachtsmann vs. Christkind: Wer bringt denn nun die Geschenke?

23.12.2022, 08:14
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Bald ist Weihnachten und ich stehe vor einem Dilemma: Wer beschert nun unser Kleinkind am Abend des 24. Dezember? Denn als waschechte Bayerin lebe ich nun einmal seit vielen Jahren in Berlin: Bei uns kam traditionell das Christkind mit Geschenken, in protestantisch geprägten Gegenden Deutschlands aber der Weihnachtsmann. Als Elternteil kann man da irgendwie keine richtige Entscheidung treffen. Zeit, diesen Disput von den beiden Geschenkträgern selbst ausfechten zu lassen.

watson hat Herr Santa Klaus, auch genannt Weihnachtsmann und Frau Christkind zu einem ernsten Streitgespräch eingeladen, um diese Frage ein für allemal zu klären.

ARCHIV - 24.12.2021, Bayern, Kaufbeuren: Verpackte Geschenke liegen in einem Wohnzimmer unter einem festlich geschm�cktem Weihnachtsbaum. Spielzeug ist ein beliebtes Gut auf Flohm�rkten und Online-Ver ...
Eine Frage, die Deutschland spaltet: Wer bringt die Geschenke?Bild: dpa / Karl-Josef Hildenbrand

watson: Herr Weihnachtsmann, Frau Christkind, wir müssen es endlich einmal wissen. Es wird höchste Zeit, diese Frage zu klären: Wer bringt denn nun die Geschenke an Weihnachten hierzulande?

Weihnachtsmann: Also, das bin natürlich ich. Ich meine, man sieht mich doch auch in jedes Haus gehen. Ich komme in jedem Weihnachtsfilm vor und in jeder Werbung. Klarer kann es ja wohl nicht sein. Ich bin der Gaben-Überbringer.

Christkind: Erst einmal vielen lieben Dank für die Einladung. Ich muss dem Weihnachtsmann leider vehement widersprechen. Mich gibt es schon viel länger als ihn. Meine Ursprünge sind auf das 16. Jahrhundert zurückzuführen ...

Weihnachtsmann: Na und? Und meine auf das 4. Jahrhundert! Ho ho ho...

Christkind: Nein, nein, nein. Alles Fake News. Sie beziehen sich auf den Heiligen Nikolaus. Er lebte im 4. Jahrhundert in der heutigen Türkei und war bekannt für milde Gaben, er galt zudem als Schutzpatron der Kinder. Um den Geist seiner Großzügigkeit zu ehren, entwickelte sich in vielen katholischen Ländern der Brauch, Kindern zum Todestag des Nikolaus am 6. Dezember etwas zu schenken. Aber Sie kommen ja an Weihnachten!

Weihnachtsmann: Ja, der gute Nikolaus ist mein Vorfahre, das beweist ja nur um so mehr, dass ich das Original bin!

Christkind: Oder eine Erfindung der Coca-Cola-Industrie ...

"Nicht Getränkelieferanten haben mich erfunden, sondern europäische Auswanderer."
Weihnachtsmann

Weihnachtsmann: Werden Sie nicht unverschämt, liebes Christkind. So kann ich das nicht stehen lassen. Nicht Getränkelieferanten haben mich erfunden, sondern europäische Auswanderer. Diese nahmen die Tradition des Nikolaus Ende des 18. Jahrhunderts mit in die USA und Europa. In den Niederlanden wurde der Nikolaus "Sinter Klaas" genannt und mit der Zeit zu "Santa Claus". Ich bin international ein fester Begriff. Wer kennt Sie dagegen schon?

Christkind: Ich bin vielleicht nicht so weit gereist wie Sie, aber ich komme auch nach Österreich, in die Schweiz und in Gestalt der Lucia nach Schweden. In Ungarn und Tschechien bringe ich ebenfalls die Geschenke, allerdings in Gestalt des jungen Jesuskinds.

Der Weihnachtsmann ist schon vor dem Weihnachtsabend für die Kinder da und lässt sie auf seinem Schoß sitzen.
Der Weihnachtsmann ist schon vor dem Weihnachtsabend für die Kinder da und lässt sie auf seinem Schoß sitzen.Bild: www.imago-images.de / xcoryxclarkx

Weihnachtsmann: Aber ICH komme sogar aus der Türkei und bin damit multikulturell. Außerdem spreche ich alle Sprachen dieser Welt. Damit können Sie nicht mithalten. Und wo wir schon dabei sind, sind Sie doch ein Blender. Warum sehen Sie denn plötzlich aus wie ein weiblicher Engel? Tatsächlich ist mit dem "Christkind" doch eigentlich Jesus gemeint, dargestellt wird es aber meist von Mädchen mit Flügeln oder Kronen – Engeln. Das ist doch seltsam.

Christkind: Die Wege Gottes sind unergründlich.

Weihnachtsmann: Also mit solchen Antworten kann ich nichts anfangen. Ich brauche etwas Handfestes. Ich bin real, man sieht mich mit meinen Rentieren über den Himmel fliegen und in Kamine steigen. Sie dagegen sind unsichtbar. Ich aber bin ein harter Arbeiter: Ich bin für die Kinder da, lasse sie auf meinen Schoß klettern und höre mir ihre Wünsche und Sorgen an. Außerdem ackere ich das ganze Jahr in meiner Weihnachtswerkstatt, um all die Geschenke fertigzustellen. Was tun Sie denn bitte schön groß für die Kinder?

Christkind: Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Weihnachtsmann: Jetzt kommen Sie mir nicht mit Ihrem Saint-Exupéry. Ich habe keine Zeit, den ganzen Tag den Kleinen Prinz zu lesen, ich muss arbeiten.

Bei der Bescherung sieht man das Christkind eigentlich nicht, doch in Nürnberg wird es jedes Jahr prämiert.
Bei der Bescherung sieht man das Christkind eigentlich nicht, doch in Nürnberg wird es jedes Jahr prämiert.Bild: www.imago-images.de / ixdwixanoraganingrumx

Christkind: Aha. Kommt daher Ihr dicker Bauch? Von der vielen Arbeit? Oder machen das nicht doch etwa Ihre Wichtel? Außerdem weiß ich einfach, worauf es ankommt im Leben der Menschen, da muss ich nichts nachlesen. Ich bin eine göttliche Gestalt, Sie eine menschliche. Deswegen sollte ich die Geschenke bringen. Dadurch, dass man mich nicht sieht, höchstens eine Haarlocke findet oder ein Klingeln hört, bin ich viel magischer. Mein Dasein lässt die Fantasie der Kinder aufblühen. Und meine Wunschzettel sammle ich übrigens auch alle von den Fensterbänken, so ist es nicht.

"Ein unsichtbares Wesen ist in einer Zeit, in der die Kinder viel zu wenig mit ihrer Fantasie und lieber mit dem Handy spielen, für viele nicht so reizvoll."
Das Christkind

Weihnachtsmann: Puh. Okay, das tat weh. Ich tue hier nur mein Bestes. Es ist gar nicht so leicht, mit all den falschen Weihnachtsmännern mitzuhalten, die versuchen, mich zu übertreffen, wissen Sie.

Christkind: Es ist auch nicht leicht, mit Ihnen mitzuhalten. Ein unsichtbares Wesen ist in einer Zeit, in der die Kinder viel zu wenig mit ihrer Fantasie und lieber mit dem Handy spielen, für viele nicht so reizvoll.

Weihnachtsmann: Ach ja, immer diese Handys. Die gehen mir bei der ein oder anderen Wunschbestellung auch mal "verloren" und fallen vom Schlitten. Ständig dieses Geklingel auf dem Schlitten, das ruiniert mir die ganze festliche Atmosphäre.

Christkind: Also, Herr Klaus ... ich habe eine Idee.

Weihnachtsmann: Ja, welche?

Christkind: Wie wäre es, wenn wir uns darauf einigen, dass ich mit meinen zarten Flügeln die leichten Geschenke herbeifliege und Sie die schweren Geschenke unter den Baum legen?

"Weniger Arbeit finde ich gut. Da hätte ich endlich Zeit, wieder mal an einem Rentierschlittenrennen teilzunehmen."
Weihnachtsmann

Weihnachtsmann: Was, schaffen Sie das etwas nicht, so als "göttliches Wesen"?

Christkind: Achtung! Fangen, Sie nicht schon wieder damit an ... Somit hätten wir beide weniger Arbeit.

Weihnachtsmann: Entschuldigung. Ja okay, Sie haben recht, Frau Christkind. Weniger Arbeit finde ich gut. Da hätte ich endlich Zeit, wieder mal an einem Rentierschlittenrennen teilzunehmen. Wäre auch gut für die Figur ...

Christkind: Dann machen wir das so?

Weihnachtsmann: Abgemacht! Auf ein schönes Weihnachtsfest! Versauen Sie es nicht!

Christkind: (seufzt) Ihnen auch fröhliche Weihnachten, lieber Weihnachtsmann. Ihnen auch. Lassen Sie sich nicht erwischen!

Weihnachtsmann: Und fallen Sie nicht vom Himmel. Sie sind eigentlich gar nicht so übel. Lassen Sie uns nach Weihnachten doch mal was trinken gehen.

Christkind: Abgemacht. Einem guten Rotwein war ich noch nie abgeneigt.

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