Lidl warb zuletzt in seinem Prospekt mit einem aufblasbaren Stand-Up-Paddle-Board (SUP) und passendem Zubehör. Am Montag versuchten viele Kunden dann eines der beliebten SUPs zu ergattern – und wurden enttäuscht. Das Sonderangebot war in vielen Filialen nicht verfügbar. In den leeren Regalen standen laut "RTL" Schilder mit folgender Info: "Liebe Kunden, leider kommt es aufgrund der Suezkanal-Problematik momentan zu Lieferengpässen aus Asien bei unseren Werbeaktionen".
Im Suezkanal war am 23. März das 400 Meter lange Containerschiff "Ever Given" auf Grund gelaufen. Es stellte sich quer und blockierte sechs Tage lang die wichtige Schifffahrtsstraße zwischen Asien und Europa. Hunderte Schiffe mussten wegen der Blockade auf die Durchfahrt warten. Das brachte auch den Handel zum Erliegen und Experten warnten vor den problematischen Folgen für die Wirtschaft. Wie zu erwarten, kam zuerst nur noch wenig Fracht aus Asien nach Deutschland und nachdem die "Ever Given" freigelegt werden konnte kam es zur Überlastung.
Nun bekommen also auch Lidl-Kunden die Nachwirkungen der Blockade zu spüren – und beschweren sich über Twitter und Facebook. "Gestern in der Frühe, stand ich im #lidl um mir ein SUP zu ergattern. Verkäufer warfen sich auf den Boden vor Lachen (...). Ich war 20 Minuten zu spät da. Das müssen ja Unmengen an Warenbeständen gewesen sein..NICHT", schreibt eine Kundin auf Twitter.
Auch auf Lidls Facebook-Seite hinterließen viele wütende Kunden Kommentare. "Was für eine sch..... lechte Aktion mit den SUPs", schreibt ein Nutzer beispielsweise. Eine andere Kundin sieht das genauso: "Na, das hat ja wieder mal super geklappt, Lidl. Da habt ihr ein SUP im Angebot und morgens um 8 Uhr ist dieses in 3 Filialen schon ausverkauft. Was bezweckt ihr damit? Soll das Werbung sein? Also mich k.... das mega an, dass ihr bei solch extrem beworbenen Artikeln nur so wenige vor Ort habt. Da fühlt man sich wirklich nur vera....". Andere Kunden schlossen sich an und zeigten sich ebenfalls enttäuscht.
Doch nicht nur Lidl hat Probleme mit seinen Lieferungen. Das Handelsunternehmen Intertrading, das neben Lidl auch Aldi beliefert, rechnete bereits mit Lücken in den Regalen ab Mitte April. "Schon jetzt wissen wir, dass unsere Artikel keinesfalls pünktlich in den Bestimmungshäfen sein werden", teilte Intertrading-Chef Oliver Guttmann Ende März mit.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie hatte ebenfalls bereits nach der Freilegung des Schiffs vor weiteren Verzögerungen gewarnt. "Sobald die Durchfahrt des Suezkanals wieder möglich ist, wird sich der Rückstau auf die Häfen verlagern." Eine zeitverzögerte Abfertigung und Wartezeit der Schiffe in den Häfen werde so zusätzlichen Druck auf die Lieferketten ausüben. "Es kann nicht mit einer Entspannung der maritimen Lieferketten vor dem dritten Quartal gerechnet werden", kündigte der Verband an.
Der Schifffahrtsspezialist Lloyd's List schätzt, dass die "Ever Given" den Handel pro Tag in einem Umfang von etwa neun Milliarden Dollar aufgehalten hat – eine größere Störung durch ein festgefahrenes Schiff als durch die Pandemie. "Die Folgen werden Hersteller, Großhändler und Einzelhändler treffen, die alle von diesem Warenverkehr abhängig sind. Es ist eine heilsame Erinnerung daran, wie verletzlich die Welt allein schon durch eine Windböe ist."
(pas/mit Material von dpa)