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"Promis unter Palmen": Kritik an Sat.1 – "naiv und schadet der Glaubwürdigkeit"

Titel: Promis unter Palmen; Staffel: 2; Folge: 2; Person: Willi Herren; Copyright: SAT.1; Fotograf: SAT.1; Bildredakteur: Stephi Bruchner; Dateiname: 2211701.JPG; Rechtehinweis: ,,Es ist ein Spiel und ...
Die Sendung "Promis unter Palmen" wurde von Sat.1 nach dem Tod von Willi Herren aus dem Programm genommen.Bild: dpa / SAT.1
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Sat.1 streicht "Promis unter Palmen" nach Willi Herrens Tod – doch der Sender handelte zu spät

26.04.2021, 16:17
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Sat.1 hat direkt beim Auftakt der zweiten Staffel "Promis unter Palmen" für einen Eklat gesorgt. Prinz Marcus von Anhalt äußerte sich gegenüber Mitstreiterin Katy Bähm zutiefst homophob. Auch gegenüber Patricia Blanco griff er in der Wortwahl massiv daneben. Doch Sat.1 zeigte die entsprechenden Szenen ungefiltert und wurde dafür prompt heftig kritisiert. Dass der Sender sich auf Twitter im Anschluss von den Aussagen des Adoptiv-Adeligen distanzierte und später die Folge offline nahm, machte die Sache nicht mehr besser.

Zu handeln, wenn der Schaden bereits angerichtet ist, ist eben nur bedingt clever. Mittlerweile hat der Sender die Sendung allerdings komplett aus dem Programm genommen. Anlass war der überraschende Tod von Entertainer Willi Herren, der selbst zum Cast der Trash-Show gehörte.

Doch musste sich tatsächlich erst ein Todesfall ereignen, ehe konsequent gehandelt wird? Eins muss man dem Sender immerhin zugutehalten: Nach Willi Herrens Tod wurde keine Sekunde mehr gezögert. Auf Twitter verkündete der Sender binnen kürzester Zeit, dass man die Sendung aus dem Programm nehmen und versuchen werde, sie zu einem würdigen Abschluss zu bringen.

Doch wie dieser würdige Abschluss aussehen soll, behielt der Sender vorerst für sich. Nun ist klar: Es wird keine Abschluss-Folge geben. Stattdessen soll eine Info-Tafel die Zuschauer am Montagabend über die Umstände des vorzeitigen Staffel-Endes informieren, wie "dwdl.de" nun berichtet. Der Sieger der Sendung soll anschließend über die Social-Media-Kanäle des Senders bekanntgegeben, heißt es weiter.

Medienethiker kritisiert Trash-TV-Formate

Dass "Promis unter Palmen" nun komplett aus dem Programm verschwindet, dürfte Christian Schicha, Professor für Medienethik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg begrüßen – ganz unabhängig von den Umständen, die Sat.1 letztendlich dazu veranlasst haben.

Für den Medienethiker haben Formate wie "Promis unter Palmen" längst ausgedient. "Aus einer medienethischen Perspektive war es noch nie eine gute Idee, derartige Formate zu senden, da hier abzulehnende Normen und Leitbilder propagiert werden." Er sagt deshalb gegenüber watson klar:

"In einer modernen, sensibilisierten und aufgeklärten Gesellschaft sollte auf derartige Sendungen verzichtet werden."

Medien- und PR-Experte Ferris Bühler sieht das jedoch etwas pragmatischer. Für ihn haben Trash-TV-Formate wie "Promis unter Palmen" oder das "Sommerhaus der Stars" durchaus eine Berechtigung im Privatfernsehen und eben auch ihr Stammpublikum. Er sagt allerdings:

"Aufgrund der öffentlichen Diskussionen müssen die Sender künftig die Inhalte noch kritischer prüfen und abwägen, was gezeigt werden kann und was nicht. Zudem sollten auch Notfallpläne bereitliegen, wie man bei solchen Entgleisungen reagiert und den Sendeinhalt entsprechend anpasst und mit dem betreffenden Protagonisten verfährt. Ich habe den Eindruck, dass die Privatsender auf Krisenkommunikation oft nicht vorbereitet sind und nach solchen Eklats in einen Reaktionismus verfallen, um Schadensbegrenzung zu betreiben. Dabei sind diese Formate ja nie live und man könnte sämtliche Szenarien durchspielen."

Image von Sat.1 leidet unter "Promis unter Palmen"

Für Bühler gehören Grenzüberschreitungen und enthemmte Protagonisten in Reality-TV-Formaten wie "Promis unter Palmen" einfach zum Konzept. "Gerade deshalb haben solche Formate auch ihr treues Stammpublikum. Wer die Sendung einschaltet, weiß, auf was er sich einlässt", meint er. "Zunehmend größer werden jedoch die Shitstorms in den sozialen Medien, was wiederum Druck auf die Sender ausübt. Dabei diskutieren immer mehr auch Personen mit, welche eigentlich gar nicht zur Zielgruppe solcher Sendungen gehören", sagt Bühler.

Christian Schicha sieht es hingegen grundsätzlich kritisch, dass gezielt Kandidaten mit Konfliktpotenzial in derlei Sendungen geholt werden und ihnen dort eine Bühne geboten wird. "Das ist problematisch, weil durch derartige Äußerungen Einstellungen verbreitet werden, die respektlos und diskriminierend sind", so der Medienethiker.

Promis unter Palmen
Prinz Marcus von Anhalt sorgte mit homophoben Sprüchen für einen Eklat.Bild: screenshot sat.1

Er glaubt allerdings, dass diese Grenzverletzungen aus der Perspektive der Programmmacher einerseits vermutlich beabsichtigt sind, "um Aufmerksamkeit und Anschlussdiskurse zu generieren." Allerdings, so der Experte weiter, dürfte das Image von Sat.1 darunter leiden:

"Formate wie 'Promis unter Palmen' tragen sicher nicht dazu bei, dass die Reputation von Sat.1 steigt."

Er merkt allerdings an, dass derartige Provokationen öffentliches Interesse erzeugen und möglicherweise auch höhere Einschaltquoten, "was einem Privatsender in einer kommerziell geprägten Medienlandschaft natürlich entgegenkommt".

Sat.1 könnte durch Eklat finanzielle Einbußen erleiden

Doch nach Willi Herrens Tod nahm Sat.1 trotz sicherlich gesteigertem Zuschauerinteresses die Sendung aus dem Programm. Damit entgeht der Sender aber auch weiteren zu erwartenden Shitstorms. Denn die wären angesichts der skandalträchtigen Besetzung sicherlich nicht ausgeblieben. Zu viel wurde bereits darüber gemunkelt.

Für Ferris Bühler steht nach der Causa "Promis unter Palmen" eins auf jeden Fall fest: Die Sender müssen auf derlei Eklats entsprechend sensibilisiert und vorbereitet sein. "Da kann es doch nicht sein, dass der Sender die Sendung einfach der Quote zuliebe zuerst einmal ungefiltert ausstrahlt und danach einen Rückzieher macht und die Sendung verschwinden lässt. Das ist naiv und schadet der Glaubwürdigkeit des Senders."

Ferris Bühler
Medien- und PR-Experte Ferris Bühler. Er ist Host des Medien-Podcasts StoryRadar.Bild: Thomas Buchwalder

Aber hätte dieser Eklat oder vielmehr das Echo darauf von den Verantwortlichen vorausgesehen werden müssen? Oder hätte Sat.1 zumindest bereits nach der ersten Folge anders reagieren und klarer Grenzen aufzeigen müssen? Bühler sieht da ganz klar Sat.1 mehr in der Pflicht und hätte sich ein besseres Krisenmanagement gewünscht:

"Die Produktionsfirma hatte die fertige produzierte Sendung ja bereits Ende Februar bei Sat.1 abgeliefert. Ich bin mir sicher, dass im Anschluss intern heiß darüber diskutiert wurde, ob man die homophoben und frauenfeindlichen Aussagen so zeigen kann oder nicht. Fakt ist: Prinz Marcus hat mit seinen Äußerungen eine Grenze überschritten, weshalb es in der Verantwortung des Senders liegt, einzuschreiten, respektive in diesem Fall seinem betrunkenen Protagonisten nicht noch minutenlang und schier endlos eine Bühne zu bieten. Alternativ hätte man die erste verbale Entgleisung von Prinz Marcus und den darauf folgenden Protest der anderen Protagonisten kurz zeigen können und dann fertig. Wobei sich der Sender in diesem Fall anschließend öffentlich hätte davon distanzieren müssen."

Weitere Skandale bleiben den Zuschauern nun erspart, auch, wenn viele Fans nicht nachvollziehen können, dass der Sender "Promis unter Palmen" nicht fortführt. Immerhin gehörten Formate wie diese zu Willi Herrens Leben. Ob die Staffel irgendwann online auf Joyn gezeigt wird, ist bislang nicht bekannt.

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