Gen Z trickst bei der Wohnungssuche:
Junge Menschen erfinden Beziehungen
Die Wohnungssuche in Deutschland ist für viele junge Menschen längst mehr als nervig – sie ist eine Zerreißprobe. In Städten wie Berlin, München oder Frankfurt konkurrieren Hunderte Bewerber:innen um eine einzige Anzeige. Bezahlbarer Wohnraum wird zur Rarität, und kreative Strategien sind die Folge.
Manche dieser Strategien sind allerdings zumindest fragwürdig, wenn auch angesichts der Wohnungssituation durchaus verständlich: Laut einer neuen europaweiten Umfrage greifen vor allem Menschen zwischen 18 und 34 Jahren zu einem drastischen Mittel.
Keine Wohnung? Gen Z schwindelt sich immer öfter Beziehung herbei
Sie geben demnach vor, in einer festen Beziehung zu sein, um ihre Chancen auf eine Zusage zu erhöhen – wie die Plattform HousingAnywhere laut "Frankfurter Rundschau" in einer Erhebung mit über 3000 Teilnehmenden feststellte.
12,5 Prozent der Befragten in Europa gaben demnach an, eine Partnerschaft zu faken, wenn es um die Traumwohnung geht. "Diese Vorgehensweise ist eine Reaktion auf den starken Wettbewerb", erklärt Benedikt Kallen, Leiter Vertrieb und Vermietung für die DACH-Region bei HousingAnywhere.
Wohnung finden: Deutschland ist eine der Lügen-Hochburgen
Der Grund: Vermieter:innen hätten häufig das Gefühl, dass Paare finanziell stabiler und zuverlässiger seien. Deutschland liegt dabei leicht über dem Schnitt: Hier würden 14,1 Prozent der 21- bis 24-Jährigen auf die Fake-Beziehung setzen. Deutlich niedriger ist die Zahl bei den 18- bis 20-Jährigen sowie den 30- bis 34-Jährigen: In beiden Gruppen sind es 11,5 Prozent. Die Mehrheit von 88,4 Prozent lehnt das Vorgehen aber ab.
Junge Menschen in den Niederlanden greifen am häufigsten zu diesem Trick. 20,6 Prozent würden dort laut Umfrage eine Beziehung vortäuschen. Auf Platz zwei liegt Frankreich mit 15,6 Prozent, gefolgt von Portugal (14,4 Prozent).
Am ehrlichsten zeigen sich laut den Daten junge Spanier:innen: Hier sind es 13,1 Prozent. "Es ist keine Überraschung, dass diese Praxis in Ländern mit knappem Wohnungsangebot häufiger vorkommt", sagt Kallen weiter. Gerade dort müssen sich Mieter:innen gegen eine große Zahl an Mitbewerber:innen durchsetzen.
Wohnungsknappheit verschärft Situation auf dem Mietmarkt
Die Zahlen spiegeln ein größeres Problem: Mehr als die Hälfte der Deutschen lebt zur Miete. Von Januar bis Juli 2025 wurden laut Statistischem Bundesamt insgesamt 131.800 Wohnungen genehmigt, 6,6 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2024.
Gleichzeitig hat die Bundesregierung den sogenannten "Wohnungsbau-Turbo" beschlossen, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen und mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Doch die ambitionierte Zielsetzung der Regierung – 400.000 Wohnungen pro Jahr – bleibt unerreicht.
Die Preise steigen aufgrund der Wohnungsknappheit weiter. Nach Angaben von Engel & Völkers liegt der bundesweite Mietspiegel derzeit bei 12,56 Euro pro Quadratmeter. In vielen Großstädten ist es aber deutlich teurer.
Eine Auswertung der "Zeit" zeigt: In München mussten Bewohner:innen im Hackenviertel zuletzt 27,78 Euro pro Quadratmeter zahlen. In Berlin-Mitte lag der Wert bei 21,67 Euro, in Frankfurt-Ostend bei 18,33 Euro. Am günstigsten war Wohnen dagegen in Dortmund-Kemminghausen.