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Analyse

Was der Krieg in der Ukraine für den internationalen Klimaschutz bedeutet

Ukrainian President Volodymyr Zelensky (not shown) watches Ukrainian troops take part in a military drill outside the city of Rivne, northern Ukraine on Wednesday on February 16, 2022. Photo by Ukrain ...
Der Krieg in der Ukraine könnte fatale Folgen für den internationalen Klimaschutz mit sich bringen. Bild: newscom / Ukrainian Defence ministry press
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Was der Krieg in der Ukraine für den internationalen Klimaschutz bedeutet

25.02.2022, 15:2710.06.2022, 11:15
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Die Lage in der Ukraine ist eskaliert, Russlands Präsident Wladimir Putin hat das Undenkbare wahr gemacht: Seine Armee greift die Ukraine an. Die Nato, dessen Generalsekretär Jens Stoltenberg bereits vor Tagen von der schwersten Sicherheitskrise in Europa seit Jahrzehnten gesprochen hatte, reagiert – und aktiviert ihre Verteidigungspläne für Osteuropa. Damit bekommt der Oberbefehlshaber der Nato-Streitkräfte in Europa weitreichende Befugnisse, um beispielsweise Truppen anzufordern oder zu verlegen.

Was ein Krieg – neben den Folgen für die Menschen vor Ort – für den internationalen Klimaschutz bedeuten würde, hat watson noch vor dem Einzug russischer Truppen in die Ukraine in Erfahrung gebracht.

"Zum Glück ist das Parisabkommen und sein Regelbuch zu Ende verhandelt", sagt Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch gegenüber watson. Er ergänzt: "Aber ernsthafter Klimaschutz ist auf ein gewisses Maß an Kooperation zentraler Akteure angewiesen." Der Krieg, so Bals, könnte dazu beitragen, die Länder beim Klimaschutz zu entzweien.

Könnte ein Krieg internationale Klimaschutz-Verhandlungen blockieren?

Konflikte und kriegerische Auseinandersetzungen stehen einer vertrauensvollen internationalen Zusammenarbeit immer im Wege. Dass ein Krieg um die Ukraine somit "verheerende Auswirkungen auf den internationalen Klimaschutz" hätte, davor hatte auch der US-Politikberater John Podesta kürzlich in einem Interview mit dem "Spiegel" gewarnt. Seine Sorge: Dass Russland gemeinsam mit verbündeten Staaten sämtliche Verhandlungen zum Klimaschutz in den Vereinten Nationen und anderen internationalen Institutionen blockieren könnte, wie die Osteuropa- und Klimaexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), Astrid Sahm, für watson einordnet.

Pro-Russian Servicemen on the observation post watching for a Ukrainian drone on positions of the people's militia of the Donetsk People's Republic, Donbas, Ukraine on February 10, 2022. Rus ...
Zehntausende russische Soldaten waren an der ukrainischen Grenze stationiert. Nach wochenlangen Spannungen dringen die Truppen mittlerweile bis in die Region Kiew vor. Bild: abaca / Kisileva Svetlana/ABACA

"Ein Krieg wäre also immer auch eine direkte Belastung für das Klima"

Hinzu kommt, dass auch die militärischen Einsätze an sich negative Auswirkungen auf das Klima und die Umwelt hätten – denn die Waffenproduktion sowie ihr Einsatz verbrauchen sowohl enorme materielle und finanzielle Ressourcen, als auch fossile Treibstoffe. "Militärische Aktivitäten sind selbst mit hohen Emissionen verbunden, die aber in den Emissionsbilanzen der Länder nicht erfasst werden", erklärt Stefan Kroll, Senior Researcher der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK). "Ein Krieg wäre also immer auch eine direkte Belastung für das Klima und es wäre notwendig, das transparent zu machen."

Und damit nicht genug: Die Zerstörung von Ökosystemen durch Kampfhandlungen, die Verseuchung von Böden und Gewässern zeigen sich zunächst vor allem in dem betroffenen Krisengebiet. Doch die steigenden Emissionen durch militärische Auseinandersetzungen sowie die Abholzung von Wäldern zur Rohstoffgewinnung würden zur weltweiten Klimakrise – und damit der Erderwärmung beitragen. "Der Krieg zerstört menschliches Leben und verursacht hohe Kosten – und bindet damit Ressourcen, die für Klimaschutzmaßnahmen und andere wichtige Reformen fehlen", erläutert die Politologin Astrid Sahm.

"So sieht der Kreml beispielsweise in den CO2-Steuerplänen der EU vor allem eine wettbewerbsverzerrende Maßnahme, da sie der energieintensiven russischen Wirtschaft schaden würden."
Astrid SahmOsteuropa- und Klima-Expertin der SWP

In Russland selbst mache sich die Klimakrise laut Sahm bereits seit einigen Jahren "deutlich" bemerkbar, auch ohne militärische Auseinandersetzungen. "Das Land erwärmt sich 2,5-mal schneller als der Rest der Welt." Die Folge: Permafrostböden tauen auf, Brände und Überflutungen nehmen zu. Angesichts der erkennbaren Folgen hätte die russische Führung 2019 "endlich" auch das Pariser Klimaabkommen ratifiziert. "Gleichzeitig", so Sahm, "steht sie [die russische Führung] dem Green Deal der Europäischen Union zwiespältig gegenüber. So sieht der Kreml beispielsweise in den CO2-Steuerplänen der EU vor allem eine wettbewerbsverzerrende Maßnahme, da sie der energieintensiven russischen Wirtschaft schaden würde."

Welche Probleme könnten aus einem Krieg resultieren?

Laut der Osteuropa- und Klima-Expertin Astrid Sahm würden insbesondere die vielen alten Kohlebergwerke in der Ukraine mit dem Beginn des erneuten Krieges zur Problematik. "Infolge von Kriegsschäden steigt ihre Einsturz- und Überflutungsgefahr. Der absolute Super-GAU wäre, wenn Kriegshandlungen einen der bestehenden Atommeiler zerstören würden. Ein neuer Krieg wäre daher mit unkalkulierbaren Risiken auch für den Klimaschutz verbunden."

Mit dem neuen Ost-West-Konflikt dürfte die Wahrnehmung, dass der Westen die internationale Klimaschutzpolitik im Kampf gegen Russland instrumentalisiere, Sahm zufolge noch zunehmen. Dennoch sieht die Expertin angesichts der unübersehbaren Klimaprobleme auch die Chance, mithilfe der internationalen Klimapolitik Spannungen in anderen Bereichen abzubauen.

Klimaschutz soll auch weiterhin Priorität auf internationalen Agenda der EU sein

"Die Klimakrise bleibt weiterhin eine Priorität auf der internationalen Agenda der EU", schreibt eine Sprecherin der Europäischen Kommission auf Anfrage von watson. "Die Klimakrise stellt eine weltweite Bedrohung dar, was einer der Hauptgründe dafür ist, multilaterale Anstrengungen zu unternehmen." Die EU werde auch weiterhin mit allen Partnern auf die Ziele des Pariser Klimaabkommens sowie weitere "ehrgeizige internationale Klimaschutzmaßnahmen" hinarbeiten.

Mit fortschreitender Klimakrise steigt das Risiko, "dass Umweltprobleme zum Krisenfaktor werden"

Laut Astrid Sahm ist die Klimakrise nur eine von mehreren Ursachen gesellschaftlicher Konflikte und transnationaler Krisen. Vor Kriegen um knapper werdende Umweltressourcen und dem Auftauchen von Umweltflüchtlingen sei schon in den 1980er Jahren gewarnt worden. "Mit fortschreitendem Klimawandel steigt das Risiko, dass Umweltprobleme zum Krisenfaktor werden." Das hieße aber nicht automatisch, dass insgesamt mehr Kriege geführt würden, als früher. "Wir haben es lediglich mit anderen Krisen zu tun." Sahm betont:

"Die wichtigste Herausforderung ist, wie wir zu einer Politik kommen, die die Probleme wirklich an den Wurzeln anpackt und sich zum Ziel setzt, gute Lebensbedingungen für heutige und zukünftige Generationen zu ermöglichen. Krieg und Klimawandel sind gleichermaßen eine Bedrohung für menschliches Leben. Auf diesen Zusammenhang gilt es hinzuweisen. Das vorhandene Wissen über langfristige Folgen muss von der Politik bereits in der Planung berücksichtigt werden, um Krieg und Klimakatastrophe in der Zukunft zu vermeiden."

Klimaschutz muss außenpolitisch mitgedacht werden

Auch Christoph Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, bezeichnet die Klimakrise als "Risikoverstärker" – deutlich werde das am Beispiel des Syrienkriegs: "Die lange Dürre in Syrien war ein Auslöser für massive Proteste gegen die ausgebliebene Landreform." Der Wechsel zu erneuerbaren Energien habe daher eine zivilisationsgeschichtliche Bedeutung. "Diese Proteste wurden brutal niedergeschlagen. Immer mehr Gruppen oder Staaten versuchten, sich dann in der instabilen Situation direkt oder durch Söldner einzumischen. Die Klimakrise war nicht die Ursache für den Krieg, aber sie hat das Entstehen begünstigt."

Umso wichtiger sei jetzt eine "starke Beschleunigung der Transformation" sowie eine Vertiefung von Klimapartnerschaften: "Es geht um die Neukonstruktion der energiepolitischen Geopolitik – in drei Jahrzehnten die praktisch völlige Umstellung von Kohle, Öl und Gas auf erneuerbare Energien und Wasserstoff." Dafür bräuchte es in jeder Botschaft Akteure, die diese Transformation außenpolitisch mitgestalten. "Und wir brauchen Persönlichkeiten, die fast alle Klimadiplomaten der Welt, die Herausforderungen in den USA, in China, Indien oder Afrika bei diesem Prozess kennen und dieses Wissen zu einer überzeugenden Strategie zusammenfügen."

Hinweis: Dieser Artikel wurde vor dem Einzug russischer Truppen in die Ukraine geschrieben und aktualisiert.

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Man kann von Bayern halten, was man will. Manche sind begeistert von der Natur, von München, lieben eines der hiesigen Fußballteams und die deftige Küche; andere finden es spießig, verachten das Land wegen des Oktoberfests und kritisieren (mal mehr, mal weniger zurecht) leidenschaftlich die Landesregierung. In einer Sache ist Bayern jedoch definitiv ein Vorbild: Photovoltaik.

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