An heißen Sommertagen gibt es nichts Schöneres als einen entspannten Tag am Badesee. Dabei gilt: Je klarer und blauer das Wasser, umso schöner ist es auch. Doch die Suche nach jenen tiefblauen Seen könnte sich von Jahr zu Jahr schwieriger gestalten. Der Grund: die Klimakrise.
Denn die Erderwärmung hat gravierende Auswirkungen auf die verschiedenen Ökosysteme der Erde. Unter anderem auch auf die Farbe (und Gesundheit) unserer Seen. Eine aktuelle Studie kommt zu dem Schluss, dass der Temperaturanstieg viele blaue Seen in grün-braune Gewässer verwandelt.
Die Farbe eines Sees wird nicht nur vom Algenvorkommen und Sedimenten bestimmt, sondern auch von der Lufttemperatur, dem Niederschlag, der Tiefe des Sees und seiner Höhenlage. In der Regel sind blaue Seen tiefer und befinden sich in kühleren Regionen mit höheren Niederschlagsmengen und Wintereisbedeckung. Etwa ein Drittel aller Seen weltweit fällt in diese Kategorie. Noch.
In der Fachzeitschrift "Geophysical Research Letters" kamen Forschende der University of North Carolina nach einer Untersuchung von über fünf Millionen Satellitenbildern von 85.360 Seen auf der ganzen Welt zu einem bedrückenden Schluss: Die sich verändernde Farbe unserer Seen hängt hauptsächlich mit der Vermehrung von Algen zusammen – und die steht in direktem Zusammenhang mit den steigenden Temperaturen. Hinzu kommt, dass der Sauerstoffgehalt durch die erhöhten Temperaturen abnimmt, wodurch eine Arealverschiebung von Lebewesen stattfindet.
"Arten, die an die kühleren Bedingungen angepasst sind, treten zurück und wärmeliebendere Arten finden für sie bessere Lebensbedingungen vor", sagt Henry Tünte, Sprecher des BUND-Arbeitskreises Wasser, gegenüber watson. Auch in den Flüssen könne man eine solche Verschiebung bereits beobachten. Bachforellen etwa ziehen sich in immer höhere – und damit kühlere – Bereiche zurück, sofern sie denn die Möglichkeit dazu haben.
"Im Extremfall", sagt Tünte, "also bei hohen Temperaturen und hoher Nährstoffverfügbarkeit, können solche Systeme 'umkippen". Das bedeutet, dass es bei viel Sonne und Hitze zur verstärkten Algenblüte kommt. Die Algen produzieren tagsüber dadurch sehr viel Sauerstoff – zum Teil bis hin zur Übersättigung –, was wiederum Stress bei den Fischen auslöst. "Im Gegensatz dazu zehren die Algen nachts Sauerstoff bis hin zu extremen Sauerstoffmangelsituationen", erklärt der Wasser-Experte Tünte. Die Folge: Tiere ersticken.
Begleitet wird dieses Phänomen dem Experten nach von extremen pH-Wert-Schwankungen des Wassers. Ist der pH-Wert zu hoch, entwickelt sich im Wasser vorhandenes Ammonium zu Ammoniak, was giftig für Fische ist.
Wenn sich dann noch die Bakterien vermehren, kann das auch Folgen für uns Menschen haben. "Manche Cyanobakterien – also Blaualgen-Arten – können Giftstoffe ins Wasser abgeben, die dann bei Massenentwicklung zu Gesundheitsproblemen wie zum Beispiel Hautreizungen führen können", sagt Hans-Joachim Grommelt, ebenfalls Wasser-Experte beim BUND, gegenüber watson. Die Folge: Nicht selten wird bei einem solchen Phänomen ein Badeverbot verhängt.
Und nicht nur das.
Blaue Seen dienen uns als Nahrungsquelle und zur Wasserversorgung. Verschlechtert sich die Wasserqualität durch ein erhöhtes Algenaufkommen, hat das auch Auswirkungen auf die Fischpopulationen und verteuert zudem die Wasseraufbereitung.
"Was ich für die Seen beschrieben habe, gilt in gleicher Weise auch für Talsperren und gestaute Fließgewässer, wie etwa die Mosel und den Main", sagt Wasser-Experte Grommelt. Zwar sei die Gefährdung für Trinkwassertalsperren im Allgemeinen geringer, weil kein Abwasser eingeleitet werde, aber ein Restrisiko bleibt bestehen. Er ergänzt:
"Aufzuhalten sind diese Veränderungen kaum", bedauert Wasser-Experte Henry Tünte. "Selbst, wenn wir augenblicklich aufhören, klimaschädliche Gase zu emittieren, werden die bereits emittierten Gase ihre Wirkung entfalten." Er ergänzt:
Auch durch Gewässerschutzmaßnahmen könnten viele Auswirkungen abgeschwächt werden. "Zum Beispiel ist es gerade bei solchen klimatischen Veränderungen wichtig, bei unseren Gewässern den Eintrag von primären Algennährstoffen wie Phosphor auf ein natürliches Maß zu beschränken", erklärt Carsten Wunsch. Er ist Sprecher der Internationalen Gewässerschutzkommission für den Bodensee.
Phosphor aus landwirtschaftlichem Dünger wird häufig mit dem Regen von den Feldern ins Wasser gespült. Auch aus Drainagen fließen viel Nitrat und Phosphor in Gewässer. Diese reichern sich im Wasser an und können zu einem verstärkten Algenwachstum führen. Wunsch ergänzt: