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Oktober 2022 zu warm: Was es mit der Rekord-Temperatur auf sich hat

25.10.2022, Deutschland, Sachsen, Sächsische Schweiz, Hohnstein: Touristen schauen bei sonnigem Wetter von der Brandbaude bei Hohnstein aus über die Sächsische Schweiz. *** 25 10 2022, Germany, Saxony ...
Hohnstein, Sächsische Schweiz: Die Wärme im Oktober lockte viele Wander:innen bei schönem Wetter nochmal in die Natur. Bild: Imago / Steffen Unger
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Wärmerekord als Klimavorbote? Was es mit dem warmen Oktober auf sich hat

02.11.2022, 14:2802.11.2022, 14:57
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Ist es gerade Ende Herbst – oder noch Spätsommer? Das könnten sich einige mit Blick aufs Thermometer in diesem Oktober gefragt haben. Denn klassisch kalt, grau und nebelig war es in diesem Oktober keineswegs.

Das ist zunächst gut für unsere Heizkostenabrechnung, aber was steckt dahinter? Um Orientierung im Temperaturen-Hoch zu bekommen, hat watson beim Deutschen Wetterdienst (DWD) nachgefragt.

Hier wurde deutschlandweit eine Durchschnittstemperatur von 12,5 Grad Celsius im Oktober gemessen, was laut DWD bereits 3,1 Grad über dem Wert von vor 30 Jahren liegt. Völlig entgegen dem sonst typischen Temperaturverlauf des Oktobers begann der Monat vergleichsweise kühl und die höchsten Temperaturen wurden besonders im Süden erst zum Monatsende erreicht.

Tempelhofer Feld, Menschen bei Freizeitaktivitäten auf der Startbahn und Landebahn auf dem ehemaligen Flughafen Berlin-Tempelhof, Berlin, Deutschland, Europa Tempelhofer Feld, Menschen bei Freizeitakt ...
Mitten im Oktober haben viele Menschen das sonnige Wetter auf dem Tempelhofer Feld in Berlin genossen.Bild: Imago / Jürgen Held

Dazu registrierte der DWD im Schnitt 140 Stunden Sonnenschein, üblich sind ansonsten um die 109 Stunden. Die meiste Sonne bekam der Großraum Berlin und Brandenburg mit über 175 Stunden ab. Weniger sonnig mit unter 110 Stunden war es am Ostrand der Schwäbischen Alb, dem Thüringer Wald sowie den Regionen an der Donau.

"Dieser Oktober gehört definitiv zu den 'Hot Fünf' der wärmsten Herbstmonate in Deutschland seit Beginn der Wetter-Aufzeichnungen", betont Wetterexperte Andreas Friedrich vom DWD im Gespräch mit watson.

Warmer Oktober ist mehr als nur Wetterphänomen

Grund für das ungewöhnlich warme Wetter ist eine besonders beständige Großwetterlage über Westeuropa. "Mit einem Tief über dem Atlantik wurde fortwährend warme Luft aus Südeuropa zu uns geführt, die aus der Sahara stammt", sagt der Experte. Die sorgte dafür, dass sowohl auf der französischen Mittelmeerinsel Korsika, als auch auf dem Festland und im Süden Frankreichs mit Temperaturen von 30 Grad eine zweite Sommersaison hätte starten können.

Diese Konstellation von hohen Temperaturen im Oktober wäre primär als ein Wetterphänomen zu erklären. Doch im Kontext des gesamten Jahres 2022 betrachtet – mit mildem Frühjahr, Hitzesommer und jetzt warmem Herbst – nehme das andere Ausmaße an, wendet Friedrich ein.

Die letzte Dekade, 2022 inbegriffen, zeige eine Häufung von warmen Monaten, wie Friedrich erläutert. Das beweise, dass an den Temperaturen mehr als "nur das Wetter" mitgewirkt habe.

Der Wetterexperte warnt:

"Die Temperaturen in den ersten zehn Monaten in 2022 liegen auf einem Rekordniveau. Jetzt bleiben nur noch November und Dezember abzuwarten, ob dieses Jahr das heißeste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war."

Starke Temperatur-Schwankungen werden zur neuen Normalität

Ist der Oktober damit Vorbote für weiter steigende Temperaturen im Herbst in den nächsten Jahre durch die Klimakrise?

"Nein, nicht jeder Oktober der kommenden Jahre muss deshalb automatisch noch heißer sein", antwortet Friedrich. Was dagegen aufgrund der Klimakrise "konstant" bleibe, wären allerdings die starken Temperatur-Schwankungen. "Betrachtet man dann den Durchschnitt dieses Auf und Abs bei den Temperaturen über einen längeren Zeitraum, ist es im Mittel häufiger warm", sagt der Meteorologe.

Folgen von Temperaturstürzen für die Pflanzenwelt

Wenn die Temperaturen im Oktober denen im Mai gleichen, hätte das seiner Einschätzung nach auch direkte Folgen für die Pflanzenwelt. Statt im Herbst allmählich in den Winterschlaf zu verfallen, könnten Pflanzen noch im Oktober vorzeitig neues Blattgrün aus ihren Knollen austreiben, erklärt er.

Fallen dann plötzlich die Temperaturen, könnte die Pflanze sterben. Zudem droht Jungpflanzen durch die bald kommende winterliche Nässe Fäulnis und Schimmel, wie das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erklärt. Um seine Gartenpflanzen vorm Faulen zu bewahren, empfiehlt das BMEL folgende Schutzmaßnahmen für Blumenzwiebeln in Beet und Kübeln:

  • Austrieb bedecken mit Herbstlaub und Fichtenzweigen
  • Kompost oder Kokoserde über dem Blattaustrieb anhäufen
  • Ein Vlies über das Laub spannen
  • Getopfte Blumenzwiebeln mit verfrühtem Austrieb in den kühlen Schatten stellen
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