Klimaaktivisten sind am Montagmorgen auf das Gelände des Kohlekraftwerks in Jänschwalde im Süden Brandenburgs eingedrungen. Der Betreiber des Kraftwerks, das Energieunternehmen Leag, bezeichnete den Vorfall als "Angriff auf die Versorgungssicherheit". Zwei Blöcke seien komplett vom Netz genommen worden, sagte ein Sprecher. "Damit ist die Hälfte des Kraftwerks nicht im Betrieb."
Die Aktivisten besetzten Schienen, Gleisanlagen und Förderbänder, wie ein Sprecher der Polizei Cottbus berichtete. In den Tagebau seien die Demonstranten nicht eingedrungen. Zur Anzahl der Menschen auf dem Gelände könne er noch keine Angaben machen, sagte der Sprecher.
Die Gruppe "Unfreiwillige Feuerwehr" teilte mit, etwa 40 Menschen befänden sich auf dem Gelände und blockierten unter anderem den Kohlebunker und die Gleisverbindungen zum drittgrößten Braunkohlekraftwerk in Deutschland.
Einige Aktivisten hätten sich an Förderbändern festgekettet. Eigenen Angaben nach protestieren sie gegen den Betrieb des Tagebaus und die Folgen der Braunkohleverstromung im Kraftwerk in Jänschwalde. Der Leag-Sprecher bestätigte, dass sich Menschen am sogenannten Grabenbunker befänden, wo Kohle gelagert wird.
Derzeit werden in dem Kraftwerk nördlich von Cottbus zusätzlich zu den vier aktiv laufenden Kraftwerksblöcken zwei Reserveblöcke reaktiviert. Sie sollen zum 1. Oktober aufgrund der Energiekrise wieder ans Netz gehen, um mehr Energiesicherheit zu haben.
Wie eine Polizeisprecherin sagte, ketteten sich einige Aktivisten fest, andere hätten sich festbetoniert. Sie müssten von Spezialkräften befreit werden. Wer befreit sei, komme in Polizeigewahrsam. "Es handelt sich um eine Störung der Betriebsabläufe, wir haben es mit Straftätern zu tun", sagte die Sprecherin.
Brandenburgs Innenminister Michael Stübgen (CDU) forderte "empfindliche Strafen". Wer Kraftwerke lahmlege, "spielt mit der Strom- und Wärmeversorgung von Krankenhäusern, Schulen und tausenden Haushalten", erklärte er.
Das Verwaltungsgericht in Cottbus hatte im März entschieden, dass der Braunkohletagebau in Jänschwalde Mitte Mai eingestellt werden müsse, da der Betrieb viel mehr Grundwasser abpumpe als erlaubt sei.
Diesen Beschluss hob das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg im Mai aber auf und entschied im Eilverfahren, dass der Kohleabbau vorläufig weitergehen dürfe – um die Energiesicherheit zu gewährleisten.
(sp/dpa/afp)