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Blackout: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit – und was ist dann zu tun?

17.01.2024, Hamburg: Radfahrer sind auf einem vereisten Radweg neben einer Hauptverkehrsstra
Das aktuelle Wetter birgt nicht nur Gefahren im Straßenverkehr. Auch für die Infrastruktur und die Stromversorgung ist das eine Belastung.Bild: dpa / Christian Charisius
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Blackout-Angst: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit – und was ist dann zu tun?

17.01.2024, 11:59
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Seit Tagen warnen Meteorolog:innen vor einer extremen Wetterlage – nun ist sie da: Nachdem am Montag kalte Polarluft nach Deutschland geströmt ist, folgt an diesem Mittwoch mildere Luft aus dem Südwesten. Die Folge: Es kommt zu einer ausgeprägten Luftmassengrenze mit fatalen Folgen.

Der massive Eisregen, der ganze Landstriche Deutschlands lahmlegt, sorgt für Verkehrschaos: Unfälle auf spiegelglatten Straßen, Flugausfälle und auch die Bahn müht sich auf den Schienen nur ab. Doch das ist nicht die einzige Gefahr, die das eiskalte Wetter mit sich bringt: Es drohen Stromausfälle, sogar ein Blackout, weil Stromleitungen durch Eisanlagerungen beschädigt werden können.

Blackout durch Schnee-Chaos: Meldung sorgt für Unruhe

Bereits am Montagmorgen sorgte eine Meldung in Baden-Württemberg für Unruhe: Der Netzbetreiber TransnetBW rief die Einwohner:innen zum Stromsparen auf. Zwischen 6 und 14 Uhr solle man möglichst wenig Strom verbrauchen – um das Netz nicht zu überlasten. Dass der Netzbetreiber auf seine Website zudem ein Q&A mit dem Titel "Droht in Deutschland ein Blackout?" stellte, trug nicht gerade zur Beruhigung bei.

"Das größte Risiko ist also die Naivität, dass schon nichts passieren wird. Und wenn doch, dass die Probleme schon jemand anderes für einen lösen wird."
Herbert Saurugg, Internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte
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Aber wie wahrscheinlich ist ein Blackout wirklich? Und gibt es Möglichkeiten, das Risiko zu minimieren? Watson hat bei einem Experten nachgefragt.

Besteht in Deutschland die Gefahr eines Blackouts?

"Bei großräumigen Extremwetterereignissen besteht grundsätzlich immer die Gefahr, dass es auch zu größeren und großflächigen Ausfällen von Infrastrukturen und damit der Versorgung kommen kann", sagt Herbert Saurugg auf Anfrage von watson. Er ist internationaler Blackout- und Krisenvorsorgeexperte.

Damit es tatsächlich zu einem Blackout kommt, müssten ihm zufolge mehrere Faktoren zusammenkommen, wie beispielsweise 2005 im Münsterland: Damals hatten Eisregen und spröder Stahl zum Zusammenbruch von über 80 Hochspannungsleitungen geführt.

Eisregen kann zu schweren Infrastrukturschäden führen

2014 hatte ebenfalls großflächiger Eisregen zu massiven Strom- und Infrastrukturausfällen in Slowenien geführt. Um die wochenlangen Stromausfälle zu bewältigen, gab es eine internationale Hilfsaktion aus zehn Ländern. Aufgrund der bestehenden Gefahr rät Saurugg zur besseren Vorsorge:

"Ein großflächiger, massiver Eisregen, bei dem alles mit einer mehrere Zentimeter dicken Eisschicht überzogen ist, kann zu weitreichenden Infrastrukturschäden und damit zu Versorgungsausfällen führen. Es ist daher immer besser, Vorsorge zu treffen, um mit den zu erwartenden Folgen umgehen zu können, als abzuwarten und dann böse überrascht zu werden."

Das Problem: Saurugg kritisiert, dass uns als Gesellschaft ein "gesunder Umgang mit solchen Themen" fehle. Er sagt: "Statt froh zu sein, wenn mögliche Extreme nicht eintreten, werden dann gerne die Überbringer schlechter Nachrichten oder die Warner diskreditiert."

Blackout-Gefahr minimieren: Geht das?

Das Risiko eines Blackouts lässt sich Experte Saurugg zufolge kaum reduzieren: "Wir leben in einer stark vernetzten Gesellschaft, die von vielen Versorgungsleistungen abhängig ist. Treffen diese auf extreme Wetterereignisse, kommt es häufig zu Ausfällen und großen Schäden."

Aufgrund dieser Gefahr betont der Experte die Wichtigkeit von Lebensmittelvorräten. Er sagt:

"Wenn wir als Bürgerinnen und Bürger nur dafür sorgen würden, dass wir uns mindestens 14 Tage lang selbst versorgen können, wäre alles halb so schlimm."

Denn in dieser Zeit könne man "immer etwas zumindest notdürftig" zum Laufen bringen. "Das größte Risiko ist also die Naivität, dass schon nichts passieren wird. Und wenn doch, dass die Probleme schon jemand anderes für einen lösen wird."

Blackout in Deutschland: Wie sollte ich reagieren?

Saurugg betont, dass es nicht einmal zu einem kompletten Blackout kommen müsse, damit die Situation brenzlig wird – "es reicht, wenn regional für längere Zeit der Strom ausfällt, wie es Anfang Dezember 2023 in einer österreichischen Region für 30 Stunden der Fall war". Er sagt weiter:

"Die wichtigste Reaktion setzt daher im Vorfeld mit der Eigenvorsorge ein, um sich zumindest 14 Tage versorgen zu können."
ILLUSTRATION - Zum Themendienst-Bericht von Simone Andrea Mayer vom 4. November 2022: Campingküche in der Wohnung: Bei einem Stromausfall muss man beim Kochen improvisieren. Foto: Christin Klose/dpa-t ...
Fällt der Strom für längere Zeit aus, muss man improvisieren. Bild: dpa-tmn / Christin Klose

Dabei müsse es nicht einmal zwangsläufig darum gehen, dass es einen zweiwöchigen Stromausfall gibt. Saurugg: "Es geht darum, dass es nach einem großflächigen Stromausfall viele Tage und auch deutlich länger dauern wird, bis sich wieder eine Normalität einstellt."

Je entspannter und besser vorbereitet die Bürger:innen seien, umso besser könnten sich die Einsatzkräfte auf diejenigen konzentrieren, die wirklich Hilfe brauchen. "Das bedeutet auch, dass ein wesentlicher Teil der Vorsorge auch mit mentaler Vorsorge zu tun hat", sagt der Experte abschließend. "Damit zu rechnen, dass etwas schiefgehen kann, aber dass es einen nicht aus der Bahn wirft, weil man sich selbst und anderen helfen kann."

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