Am Donnerstag hat die Gewerkschaft Verdi mit einem Streik deutsche Flughäfen lahmgelegt, an diesem Freitag trifft es, abgesehen von Bayern, den öffentlichen Nahverkehr. Rund 90.000 Beschäftigte von über 130 kommunalen Unternehmen in Städten und Landkreisen hat Verdi dazu aufgerufen, ihre Arbeit niederzulegen.
Auch wenn jeder Tarifbereich eigenständige Forderungen hat – im Kern ähneln diese sich: Es geht vorwiegend um weniger Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich, höhere Zuschläge, eine Bezahlung der Wegzeiten, längere Ruhezeiten sowie mehr Urlaub und zusätzliche Entlastungstage. Oder einfach gesagt: mehr (finanzielle) Wertschätzung.
Für bessere Arbeitsbedingungen streikt auch Daniel Kießler. Er ist Straßenbahnfahrer der LVB in Leipzig und steht sich bereits seit morgens um 3 Uhr mit seinen streikenden Kolleg:innen in Dölitz, an einem von insgesamt sechs Streikorten, die Beine in den Bauch. "Die Dienste fangen normalerweise um halb vier morgens an, deswegen haben wir uns so früh getroffen, um hier alles vorzubereiten und aufzubauen", erzählt der 22-Jährige im Gespräch mit watson.
Schlimm findet er das nicht, denn das frühe Aufstehen ist er gewohnt – "und wir halten uns gut warm und führen Gespräche".
Seinen Job liebt der Quereinsteiger, der eigentlich Mathematik studiert hat, sehr. Deswegen hofft er, dass sie Erfolg haben mit ihren Forderungen. Gegenüber watson betont er:
Dazu komme noch, dass es momentan erlaubt sei, die eigentliche Ruhezeit von zwölf auf elf Stunden zu reduzieren. Bedeutet: Nach einer nur elfstündigen Pause kann von Daniel und seinen Kolleg:innen bereits verlangt werden, wieder bei der Arbeit zu sein. "Das funktioniert so nicht, man braucht zwischendrin auch Zeit, um sich von der Arbeit zu erholen."
Um dieses Ziel zu erreichen, streiken sie nicht allein, sondern gemeinsam mit dem Bündnis "Wir fahren zusammen", das sich für bessere Bedingungen im ÖPNV einsetzt. Auch eine Petition haben sie aus diesem Grund gestartet, die sie am bundesweiten Klimastreiktag von Fridays for Future am 1. März an die Bundespolitik übergeben wollen.
Die schlechten Arbeitsbedingungen, sagt Daniel, würden sich läppern. Eigentlich liebt er seinen Job, doch wenn man ihren Forderungen so gar nicht entgegenkomme, würde er schon mit dem Gedanken spielen, zu kündigen: "Der Arbeitsmarkt zurzeit ist ja ein Arbeitnehmermarkt, insofern könnte ich mir das schon vorstellen. Aber darüber denke ich erst genauer nach, wenn es soweit ist."
Trotzdem weiß er: Selbst, wenn er den Job wechseln sollte, in der Branche möchte er definitiv bleiben.
Und damit ist Daniel längst nicht der einzige, meint er. "Viele Kollegen sind frustriert, frisch ausgebildete Kollegen überlegen, den Job zu wechseln, andere gehen in Rente. Und dabei braucht es uns Fahrer natürlich."
Diese Sinnhaftigkeit treibt Daniel an. Er sagt: