Nachhaltigkeit
Gastbeitrag

Fridays for Future: Was die Organisation den Rechten entgegensetzen will

Dortmund, 01.08.2019: Großdemonstration der Bewegung Fridays for Future anläßlich des Sommerkongress der Umweltaktivisten durch die Dortmunder Innenstadt *** Dortmund, 01 08 2019 Major demonstration o ...
Trotz Rechtsruck und Klimakrise lässt Fridays for Future sich nicht die Hoffnung nehmen, wie man auf dieser Demo sieht.Bild: imago images / FRIEDRICH STARK
Gastbeitrag

Fridays for Future: Hoffnung und Zuversicht lassen sich nur gemeinsam organisieren

12.07.2024, 13:12
Clara Lecke, Julia Schröder
Mehr «Nachhaltigkeit»

Der erste Blick auf das Handy am Morgen ist ernüchternd, Meldungen zu Klimakrisen reihen sich beim Scrollen aneinander: Temperaturrekorde, Kriege und Naturkatastrophen. Aufmunternd ist etwas anderes.

Einen Instagram-Post vorher werden die Ergebnisse der EU-Wahl aufgeschlüsselt. Viel zu viel Blau sticht ins Auge und die Kommentare können sich nicht entscheiden, ob Europa gerettet ist oder man nicht doch das Wahlalter auf 18 setzen sollte.

Diese Nachrichten häufen sich, sie scheinen kein Ende zu finden. Ein Unwetter jagt das andere. Süddeutschland stand unter Wasser, die Menschen verloren ihr Hab und Gut, während Markus Söder und Olaf Scholz das Wort "Klimakrise" meiden wie die Pest. Sie stehen wortwörtlich mal wieder mitten in der Katastrophe, ohne diese zu benennen.

Wochen später wird in Berlin über den Bundeshaushalt 2025 gestritten und gefragt, ob man sich Klimaschutz, den Erhalt unserer Lebensgrundlage, denn leisten könne. Anstatt sich dieser Probleme anzunehmen, weicht unsere Regierung das Klimaschutzgesetz auf und geht einen gewaltigen Schritt in die falsche Richtung.

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Bedrückte Stimmung auch im vergangenen Jahr

Denken wir an die Zeit vor einem Jahr zurück, fühlen wir uns wieder machtlos. Schon da waren die Krisen schlimm und überwältigend. Gerade durch die Geschehnisse rund um Lützerath fehlte uns jede Perspektive für den Aktivismus. Aber nichts tun fühlte sich noch schlimmer an – also packten wir unsere Sachen und fuhren zum Fridays-for-Future-Sommerkongress nach Lüneburg.

Clara Lecke ist seit 2022 in Halle (Saale) bei Fridays for Future aktiv und organisiert den diesjährigen Sommerkongress mit.
Clara Lecke ist seit 2022 in Halle (Saale) bei Fridays for Future aktiv und organisiert den diesjährigen Sommerkongress mit. bild: privat / privat

Fünf Stunden Regionalverkehr später ging es vom Bahnhof in Lüneburg weiter, mit einer nicht sehr zuverlässigen Busverbindung in den Kurpark. Der Bus war voll mit jungen Menschen und großen Reiserucksäcken.

"Wie lange bist du schon bei Fridays for Future?" und "Aus welcher Ortsgruppe kommst du?" So begannen die meisten Gespräche der nächsten fünf Tage. Der Sommerkongress 2023 hatte mit Workshops, Vorträgen, Gemeinschaft und jede Menge Spaß geworben. Damit war nicht zu viel versprochen. Nach knapp einer Woche traten wir mit viel neuer Energie, Motivation und Hoffnung den Nachhauseweg an – und organisieren nun ein Jahr später den Sommerkongress 2024 in Halle (Saale) mit.

Alle zwei Wochen melden sich Aktivist:innen von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort.
Alle zwei Wochen melden sich Aktivist:innen von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort.

Europaweiter Rechtsruck deutlich spürbar

Auch in Halle, einer der größten Städte Sachsen-Anhalts, ist der Rechtsruck deutlich zu spüren. Am 9. Juni wurde neben dem EU-Parlament auch der Stadtrat neu gewählt. 2019 war die Linke die stärkste Fraktion, nun ist es die AfD mit 12 von 56 Sitzen. Im halleschen Stadthaus, im Bundestag und im EU-Parlament machen Rechte und Konservative Stimmung gegen Klimaschutz.

Ein bundesweites Tempolimit auf Autobahnen sei das Begräbnis jeglicher individueller Freiheit, also warum nicht gleich alle Klimaschutzgesetze abschaffen? Genau dafür hat ein viel zu großer Teil der Menschen vor gut einem Monat gewählt, als sie ihr Kreuz bei der AfD setzten.

An Populismus und Angstmache dieser Art fehlt es auch nicht in den Wahlprogrammen zu den Landtagswahlen im September in Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Die Aussichten auf die Ergebnisse sind alles andere als Hoffnung stiftend. Demokratie, Klimaschutz und Menschenwürde stehen auf dem Spiel und das nicht erst seit Anfang des Jahres. Dem müssen wir etwas entgegensetzen.

Rechte erzählen vom "Gestern", wir bieten das "Morgen" an

Dieses "Morgen" entsteht bei diesem Rechtsruck nicht von alleine. Dafür braucht es starken Protest für das Klima, für die Zukunft, die wir uns wünschen, die wir alle brauchen und für die wir kämpfen.

Julia Schröder ist neben ihrem Studium bei Fridays for Future in Düsseldorf aktiv. Zudem organisiert sie den diesjährigen Sommerkongress mit.
Julia Schröder ist neben ihrem Studium bei Fridays for Future in Düsseldorf aktiv. Zudem organisiert sie den diesjährigen Sommerkongress mit. bild: privat / privat

Am 20. September gehen wir erneut an unzähligen Orten weltweit auf die Straße, denn globale Herausforderungen brauchen internationale Lösungen. Wir wollen eine gute Zukunft für alle. Eine Zukunft, in der unser Strom mit Wind, Solar und Wasserkraft erzeugt wird.

In der dieser Strom für alle verfügbar ist: in Bussen und Bahnen, die funktionieren; Heizungen, die bezahlbar sind und durch neue und gute Jobs in einer klimagerechten Industrie. Wir wissen: Jetzt haben wir die Chance, durch gerechten Klimaschutz eine bessere Welt zu schaffen.

Raum für Aktivismus, Engagement und Bildung

Und genau dafür schaffen wir mit Fridays for Future einen Raum. Wir lassen uns nicht entmutigen, denn es gibt viel zu verlieren, aber noch viel mehr zu gewinnen. Wie auch schon im letzten Jahr kommen wir für sechs Tage auf dem Sommerkongress zusammen.

Gerade nach den Geschehnissen der letzten Monate ist es jetzt umso wichtiger, aktiv zu werden. Der Sommerkongress (26. Juli bis 31. Juli) ist die perfekte Gelegenheit dafür.

Hunderte junge Menschen aus ganz Deutschland kommen dann in Halle zusammen, um an einer gemeinsamen Vision für eine lebenswerte Zukunft zu arbeiten. Denn wir lassen uns nicht entmutigen.

England: Erstes Tierfutter aus Laborfleisch im Verkauf

Tierische Ernährung ist ein echter Klimakiller. Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) macht die Nutztierhaltung rund 14,5 Prozent aller durch den Menschen verursachten klimaschädlichen Gase aus.

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