Nachhaltigkeit
Gastbeitrag

Fridays for Future: Was jetzt bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt entscheidend ist

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Die Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt stehen vor der Tür – darauf kommt es jetzt an. (Symbolbild)Bild: iStockphoto / DisobeyArt
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Fridays for Future: Was jetzt bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt entscheidend ist

04.06.2021, 15:3004.06.2021, 17:57
ole horn, gastautor
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Am Sonntag wird in Sachsen-Anhalt eine wichtige Entscheidung getroffen: Es wird über die Politik der nächsten Jahre entschieden. Kurz gesagt, die Landtagswahlen stehen unmittelbar vor der Tür. Doch warum sind ausgerechnet diese Wahlen so wichtig? Warum bringen sie ein so großes Potenzial und gleichzeitig eine Bedrohung mit sich?

Durch die Wahlen bestimmt die Bevölkerung in Sachsen-Anhalt nicht nur ihre parlamentarischen Vertreterinnen und Vertreter, sondern legt vor allem die Inhalte der kommenden Jahre fest. Dabei wird neben der Bewältigung der Corona-Krise vor allem die Klimakatastrophe die größte Rolle in der kommenden Legislaturperiode spielen – auch in Sachsen-Anhalt.

Alle zwei Wochen melden sich Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort, um zu zeigen: Wir können noch etwas gegen den Klimawandel tun – wenn wir jetzt ...
Alle zwei Wochen melden sich Aktivistinnen und Aktivisten von Fridays for Future in einem Gastbeitrag bei watson zu Wort, um zu zeigen: Wir können noch etwas gegen den Klimawandel tun – wenn wir jetzt handeln. bild: null / watson

Folgen der Klimakrise deutlich spürbar

Schon jetzt sind die Folgen der Klimakrise für die Menschen vor Ort spürbar. Die Dürren der vergangenen Jahre bereiten den Landwirtinnen und Landwirten große Schwierigkeiten. Der Boden enthält deutlich weniger Grundwasser und ist teils so trocken, dass die Pflanzen nicht mehr oder nur sehr langsam wachsen können. Diese Veränderungen sind ein grundlegendes Problem in der Versorgung der Gesellschaft mit Nahrungsmitteln – durch Missernten entstehen insbesondere bei kleinen landwirtschaftlichen Betrieben hohe Kosten, die die Unternehmen nachhaltig schädigen.

"Diese Veränderungen sind ein grundlegendes Problem in der Versorgung der Gesellschaft mit Nahrungsmitteln."

Neben der Landwirtschaft leidet auch die Forstwirtschaft unter den trockenen Böden und der Wasserknappheit. Hinzu kommt hier der Befall von Schädlingen, die sich durch die klimatische Veränderung ansiedeln. Doch auch andere Bereiche in unserem Leben werden durch die fortschreitende Klimakrise beeinträchtigt.

Die massive Hitze ist nur eine Folge der Klimakrise. In den vergangenen Jahren ereilten uns immer mehr extreme Wetterereignisse. Erinnern wir uns nur an das Hochwasser 2011, welches den Wohnraum zahlreicher Menschen zerstörte und immense Schäden verursacht hat. Oder die massiven Regenfälle im vergangenen Jahr, die die Straßen teilweise Flüssen gleichen ließen. Das veränderte Klima ist nicht nur für die Natur und Wirtschaft ein Problem, sondern stellt vor allem für ältere Menschen auch ein großes gesundheitliches Risiko dar. Die Zahl der an den Folgen der Hitzesommer gestorbenen Personen steigt jedes Jahr.

Wenn Politikerinnen und Politiker auch in Zukunft rückwärtsgewandte Entscheidungen treffen, werden sich die Auswirkungen der Klimakrise verstärken und noch viele weitere auftreten. Schon jetzt sind über 80.000 Menschen in Sachsen-Anhalt arbeitslos, wenn weiterhin wichtige Bestandteile der Wirtschaft, wie zum Beispiel die Landwirtschaft, wegbrechen, wird diese Zahl wachsen. Eine dunkle und trostlose Aussicht in unsere Zukunft. Jetzt stellt sich vielleicht die Frage: Was sollen wir denn dagegen machen? Können wir überhaupt etwas tun?

Konkrete Lösungsansätze gibt es genug

Die Antwort ist Ja. Ja, es gibt Lösungen und diese bieten für Sachsen-Anhalt in mehreren Punkten sehr attraktive Perspektiven. Wenn eine sozial gerechte Veränderung stattfindet, gibt es wieder einen ländlichen Raum mit Anschluss an die Städte. Eine Landwirtschaft, die bestehen und sich vor dem Wetter schützen kann. Einen grünen Wald, der den lokalen Tourismus wieder anziehender gestaltet.

"Auch der Ausbau erneuerbarer Energien schafft schon jetzt viele Arbeitsplätze."

Auch der Ausbau erneuerbarer Energien schafft schon jetzt viele Arbeitsplätze. Momentan sind das schon 24.000 allein in Sachsen-Anhalt. Zum Vergleich: Im Braunkohlekraftwerk Schkopau sind noch zirka 140 Menschen beschäftigt und auch diese Stellen werden in den nächsten Jahren abgebaut. Also warum nicht jetzt in die Zukunft investieren und zahlreiche neue Arbeitsplätze schaffen?

Neben direkten Resultaten für die Menschen entsteht auch die Chance, dass mit offenen Regelungen für den Ausbau sowie einer aktiven Förderung von Erneuerbaren Energien eine Ansiedlung von Firmen in Sachsen-Anhalt stattfindet.

Die Vorteile, die diese Entwicklung mit sich bringen kann, sieht man zum Beispiel im Rhein-Hunsrück-Kreis. Hier ist gut zu erkennen, wie eine Beteiligung der Menschen und Kommunen am Ausbau profitabel für alle Beteiligten funktionieren kann. Neben einer neuen Strategie zur Energiegewinnung wurde auch an einer Reduktion des Energieverbrauchs gearbeitet.

Wahrscheinlich hört sich das erstmal so an, als dürften wir abends kein Licht mehr anmachen oder müssten alle unseren Fernseher abschaffen. Momentan entsteht allerdings vor allem durch den Verlust von Wärme ein sehr hohes Energieaufkommen, welches mit entsprechend höheren Ausgaben verbunden ist. Diese Ausgaben machen es besonders für Menschen mit geringerem Einkommen deutlich schwerer, sich eigenen Wohnraum gut leisten zu können. Also auch hier die Frage, warum nicht in Technologie und Infrastruktur investieren, die langfristig Ressourcen spart und gleichzeitig noch zum Erhalt unseres Planeten beiträgt?

Klimaschutz bringt die Gesellschaft voran

Neben der Arbeitslosigkeit und der Armut, die in Teilen von Sachsen-Anhalt herrscht, gibt es noch viele weitere Herausforderungen, deren Lösung mit Klimaschutz verbunden sein kann und muss.

"In den vergangenen Jahren hat sich die Anbindung der ländlichen Regionen immer weiter verschlechtert."

In den vergangenen Jahren hat sich die Anbindung der ländlichen Regionen immer weiter verschlechtert und die Menschen dort sind vollständig auf das Auto angewiesen. Das ist vor allem für Menschen, die noch nicht oder nicht mehr mit dem Auto fahren können oder wollen, ein großes Problem. Doch auch dafür liegt ein Teil der Lösung auf der Hand: ein Ausbau des ÖPNVs. Dies schafft sichere und kostengünstige Anbindungsmöglichkeiten für alle.

Weiterhin bringt auch eine Erweiterung der Radinfrastruktur viele Vorteile mit sich. Schaut man in die Nachbarländer, so baut der Tourismus hier unter anderem auf vielen schönen Radwegen durch die Natur auf, die sich perfekt für den Urlaub oder einen Ausflug am Wochenende eignen. Ein Ausbau würde also eine Entlastung der Ballungsräume und die Stärkung der ländlichen Regionen erwirken.

Ole Horn (20) geht in Halle (Saale) zur Schule. Seit zwei Jahren bringt er sich außerdem vor Ort in Sachsen-Anhalt und bundesweit bei Fridays for Future ein. Er ist in der Organisation von Streiks und ...
Ole Horn (20) geht in Halle (Saale) zur Schule. Seit zwei Jahren bringt er sich außerdem vor Ort in Sachsen-Anhalt und bundesweit bei Fridays for Future ein. Er ist in der Organisation von Streiks und der Pressearbeit aktiv.

Dies sind nur einige Beispiele dafür, dass Klimaschutz nicht nur unseren Lebensraum erhält, sondern die Investitionen uns auch in vielen Herausforderungen, vor denen wir als Gesellschaft stehen, helfen können – und das nicht nur in Sachsen-Anhalt!

"Was braucht es jetzt also, um diese Veränderung in Gang zu setzen? Ein klares Signal an die Politik."

Was braucht es jetzt also, um diese Veränderung in Gang zu setzen? Ein klares Signal an die Politik, denn auf vielen Ebenen scheitert es momentan an genau dieser. Deshalb werden wir zum einen am Sonntag bei der Wahl ein Zeichen setzen, zum anderen müssen wir den Druck von der Straße erhalten und weiter ausbauen. In diesem Jahr ist unsere Stimme, unser Protest noch einmal so viel wichtiger als in den vergangenen Jahren. Aus diesem Grund sehen wir uns am Freitag, dem 4. Juni und an vielen Tagen danach in Sachsen-Anhalt und überall in Deutschland auf der Straße. Lasst uns aufbrechen – wir haben eine Zukunft zu gewinnen!

Hurrikan "Milton": Warum sich viele Menschen nicht in Sicherheit bringen

"Wenn ihr euch nicht in Sicherheit bringt, werdet ihr sterben", warnt Tampas Bürgermeisterin Jane Castor vor "Milton". Es ist ein Sturm sondergleichen, der auf Floridas Westküste zurast, ein Hurrikan der höchsten Stufe, ein Kategorie-5-Hurrikan, mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometern die Stunde. Eintreffen soll er noch im Laufe des Tages.

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