Herbstzeit ist Erntezeit! Von August bis Oktober, wenn sich die Blätter bunt färben, werden die Äste heimischer Obstbäume und Sträucher immer voller. Neben den Klassikern wie Äpfeln, Birnen und Pflaumen lassen sich in dieser Zeit auch Quitten, Holunder, Sanddorn und Esskastanien pflücken. Aber wie, so ohne eigenen Garten? Da kommt die Plattform Mundraub ins Spiel.
Nicht nur auf dem Land, auch in der Stadt gibt es zahlreiche Stellen, an denen Obst, Nüsse und Kräuter frei wachsen – so lange, bis sie überreif sind und ungenutzt auf den Boden fallen. So verderben ungespritzte, gesunde und kostenlose Lebensmittel, während wir im Supermarkt Trauben in der Plastikverpackung und mit dem Flugzeug transportierte Ananas kaufen. Viel zu schade, finden Kai Gildhorn und Katharina Frosch, die Gründer der community-basierten Plattform Mundraub. Auf einer interaktiven Karte trugen sie 2009 die ersten frei zugänglichen Obstbäume ein – mittlerweile sind dort über 50.000 Fundorte vermerkt.
Wer einen ungenutzten Obstbaum entdeckt, kann diesen auf der Karte eintragen und hilft so anderen dabei, die Früchte zu finden. Dadurch wird weniger heimisches Obst weggeworfen und vielleicht weniger im Supermarkt gekauft – ein klares Zeichen gegen Lebensmittelverschwendung, für Regionalität und Saisonalität. Was in welcher Jahreszeit geerntet werden kann, erfährst du mit einem Blick auf den Erntekalender.
Der Begriff Mundraub wird heute nur umgangssprachlich für den Diebstahl von Lebensmitteln verwendet, bis Mitte der 70er Jahre stand er noch im Gesetz. Das bedeutet allerdings nicht, dass Lebensmittel zu stehlen heute legal wäre, im Gegenteil: Wer heute Essen stiehlt, hat mit härteren Konsequenzen zu rechnen als vor der Gesetzesänderung.
Damit das Ernten legal ist, müssen Mundräuberinnen und Mundräuber deswegen ein paar Regeln beachten:
Wer nach erfolgreicher Ernte nicht genau weiß, was er mit der Ausbeute anstellen soll, findet Inspiration auf dem Blog oder im Mundraub-Buch "Geh raus! Deine Stadt ist essbar".
Wie gesund das Stadtobst, das an der viel befahrenen Hauptstraße anstatt auf dem Land wächst, wirklich ist, hat eine Studie der TU Berlin untersucht.
Kein Grund zur Sorge: Die Konzentrationen von Blei und Cadmium in Stadtobst sind mehrheitlich vergleichbar oder sogar deutlich geringer als in Obst aus dem Supermarkt. Beeren speichern dabei durchschnittlich mehr Schwermetalle als Stein- oder Kernobst. Baumobst und Nüsse sind am wenigsten von Schadstoffen belastet – die kannst du also bedenkenlos überall in der Stadt ernten. Bei Sträuchern und Beeren solltest du auf einen Abstand von zehn bis 20 Metern zur Straße achten.
(sb)