Wer mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs ist, braucht oft starke Nerven. Manchmal ist kein Radweg ausgewiesen und man ist gezwungen, neben Autofahrer:innen zu radeln, die den Sicherheitsabstand von 1,5 Metern nur noch aus der Fahrschule kennen. Manchmal machen einem auch unübersichtliche Kreuzungen zu schaffen oder es tritt völlig unerwartet ein Fußgänger auf die Radstrecke und man muss eine Vollbremsung hinlegen.
Dieses Chaos auf den Straßen sind manche vielleicht sogar schon gewohnt. Der Endgegner einiger Fahrradfahrer ist allerdings gar kein Co-Verkehrsteilnehmer, sondern ein altbekannter Fahruntergrund: das Kopfsteinpflaster.
Für manche mag es schick aussehen, aber über ein Kopfsteinpflaster mit dem Rad zu fahren ist in den meisten Fällen keine spaßige Angelegenheit. Durch die vielen Unebenheiten wird man gehörig durchgeruckelt, bei Nässe läuft man sogar Gefahr sich mit seinem Zweirad auf die Schnauze zu legen. Fahrkomfort sieht anders aus.
Das hat nun auch der Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg erkannt und etwas dagegen unternommen. Auf einer Länge von 250 Metern wurde im Priesterweg erstmalig das Kopfsteinpflaster großflächig abgefräst. Dadurch soll die Straße besser für den Radverkehr befahrbar sein, berichtet unter anderem der Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb).
Zunächst habe man an der Stelle eine Asphaltierung geplant. Dadurch wäre die Straße aber weiter versiegelt worden, weshalb man dann zusätzlich in Entwässerungsbauten hätte investieren müssen. "Das wäre mit hohen Kosten verbunden, komplex in der Genehmigung gewesen und widerspricht den Zielen einer nachhaltigen Stadtgestaltung", wird die Bezirksstadträtin Saskia Ellenbeck in einer Mitteilung zitiert.
Durch das Fräsen des Kopfsteinpflasters ist die Straßenoberfläche nun glatter als zuvor und behält gleichzeitig die altbekannte Optik. "Mit dieser Lösung bleibt das alte Pflaster erhalten, das Regenwasser kann lokal versickern und der Fahrkomfort für den Radverkehr wurde deutlich erhöht", erklärt Ellenbeck in der Mitteilung weiter.
In einem Bericht des rbb löst das Pilot-Projekt in dem Berliner Bezirk durchaus positive Reaktionen aus. "Ein Traum, perfekt", ruft eine Radfahrerin in die Kamera, während sie über das glatte Kopfsteinpflaster fährt. Ein anderer meint: "Ich habe mich beim ersten Mal super gefreut und jetzt gerade auch, super geil".
Eine andere Frau, die mit einem Lastenfahrrad unterwegs ist, zeigt sich nicht vollständig überzeugt. Aufgrund der Bodenunebenheiten gebe es weiterhin holprige Stellen auf der Straße. "Man muss eigentlich in der Mitte fahren und wenn ein Auto kommt, muss ich ausweichen und dann hoppel ich so wie vorher."
Bezirksstadträtin Ellenbeck hofft derweil, dass die Möglichkeit der Kopfsteinpflaster-Fräsung künftig an noch mehr Stellen in der Stadt angewendet wird.