Vor rund 300 Jahren wurde der Luchs in Sachsen ausgerottet – nun soll er im Erz- und Elbsandsteingebirge in Sachsen wieder ausgewildert werden. Wie das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) mitteilte, soll ab dem Frühjahr 2024 mit der Wiederansiedlung von bis zu 20 Karpartenluchsen begonnen werden.
Möglich wurde diese Ausnahmegenehmigung durch einen einstimmigen Beschluss der Oberen Jagdbehörden und den zuständigen Naturschutzbehörden. Damit kann das Aussetzen der größten Wildkatze Europas im größten zusammenhängenden Waldgebiet Sachsens, wo Luchse ursprünglich verbreitet waren, gezielt vorbereitet werden.
Das Auswilderungsprojekt soll bis 2027 lauf und ist Teil einer bundesweiten Strategie zur Stabilisierung des Luchsvorkommens in Deutschland.
Unter der Leitung des LfULG sind an dem Auswilderungsprojekt außerdem das Senckenberg Museum für Naturkunde in Görlitz sowie die Forstzoologie der TU Dresden beteiligt, die praktischen Maßnahmen werden vom Staatsbetrieb Sachsenforst unterstützt, wie "National Geographic" berichtete.
Bei den ersten Luchsen, die im Staatswald des Forstbezirks Eibenstock im Westerzgebirge ausgesetzt und mithilfe von GPS-Senderhalsbändern überwacht werden sollen, handelt es sich um Wildfänge aus der Schweiz. Die TU Dresden will die Daten und Sichtungen zu Spuren- und Kotfunden sammeln und für Forschungszwecke nutzen.
Je nachdem, wie sich die Luchse verbreiten, könnte im nächsten Schritt auch eine zweite Wiederansiedlungsaktion im linkselbischen Gebiet der Sächsischen Schweiz folgen. Auch hierfür kämen "National Geographic" zufolge Wildfänge aus der Schweiz, der Slowakei oder Rumänien in Frage. Aber auch Tiere aus dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EAZA), die in menschenferner Gehege-Haltung aufwachsen oder mutterlos in der Wildnis aufgefunden wurden, stehen zur Debatte.
Laut dem Bundesamt für Naturschutz lebten 2019/2020 schätzungsweise 194 Luchse in Deutschland. Doch weil ihre Fortpflanzungsrate niedrig ist und vor allem weibliche Tiere nur zögerlich neue Lebensräume besiedeln, ist es unwahrscheinlich, dass die Luchse ohne Hilfe von außen überleben. Vermutlich würden sie erneut aussterben.
Grundsätzlich suchen Wildtiere wie Luchse keinen Kontakt zu Menschen. Lässt man sie in Ruhe und dringt nicht in ihren Lebensraum ein, bekommen wir sie in den meisten Fällen nicht einmal zu Gesicht.
Fühlt sich ein Tier allerdings in die Enge getrieben, ist krank oder will seinen Nachwuchs schützen, kann es theoretisch auch zu einem Angriff kommen. Dieser ist aber eher unwahrscheinlich.
Solltest du trotzdem einmal einem Luchs im Wald begegnen, verhalte dich ruhig und geh nicht auf die Wildkatze zu. Auch weglaufen solltest du nicht. Wer einen Hund dabei hat, sollte diesen unbedingt anleinen und sich langsam und ruhig von dem Tier entfernen.