"German hairy snail": Britische Forscher starten Suchaktion für seltene Schnecke
Es liegt zwar schon einige Jahrtausende zurück, doch während der letzten Eiszeit war Großbritannien noch mit dem europäischen Festland verbunden. Zu dieser Zeit speisten Rhein und Themse den gleichen Fluss. Schon damals keuchte und fleuchte an dessen Ufer so manches Getier.
Auch die Ufer-Laubschnecke (Pseudotrichia rubiginosa) soll damals durch das dichte Ufergestrüpp gekrochen sein. Auffällig ist vor allem ihr haariges Gehäuse, was in Kombination mit ihrer eiszeitlichen Herkunft auch den englischen Namen erklärt: "German hairy snail", also "deutsche, haarige Schnecke".
Mit bloßem Auge fällt sie den meisten Menschen wahrscheinlich gar nicht auf. Sie ist kaum größer als ein Fingernagel. Vielleicht gilt sie auch deshalb als eine der seltensten Schnecken Großbritanniens.
Naturschutzorganisation startet Schnecken-Suchaktion
Um mehr über das haarige Weichtier in Erfahrung zu bringen, haben sich mehr als hundert Freiwillige in London zu einer Suchaktion zusammengefunden, die von der Naturschutzorganisation Citizen Zoo und der Zoological Society of London (ZSL) organisiert wurde.
"Ich war überglücklich, als ich mein erstes Exemplar fand, ich hätte nie gedacht, dass ich mich so freuen würde", zitiert der "Guardian" Elliot Newton, Mitarbeiter von Citizen Zoo. Die Tiere seien in seinen Augen "wunderschöne Geschöpfe".
Auch Joe Pecorelli, Programmmanager für Süßwasserschutz bei ZSL, spricht von einer "bezaubernden, kleinen Schnecke", die mittlerweile nur noch sehr selten in Großbritannien vorkommt. Anders als früher sind die Lebensräume der Schneckenart stark fragmentiert: Die Tiere leben oft verborgen zwischen angeschwemmtem Holz und Pflanzen in den Uferbereichen der Themse und ihrer Nebenarme.
"Diese Untersuchungen werden uns helfen zu verstehen, wie es der Schnecke geht und wie wir sie schützen können", erklärt Pecorelli dem "Guardian". Doch die Suchaktion soll nicht nur der Bestandsaufnahme der haarigen Schnecken dienen, sondern auch als Impuls für einen besseren Schutz der Ufer- und Feuchtlebensräume Londons.
Die Ergebnisse sollen in den lokalen Aktionsplan für Biodiversität einfließen und zeigen, wie Renaturierung, Gewässerschutz und gegebenenfalls das vorsorgliche Umsiedeln von Individuen eine bedrohte Art retten können.
Wie viele Schnecken die Freiwilligen insgesamt gefunden haben, geht aus dem Bericht nicht hervor. Allerdings zeugen Social-Media-Beiträge von diversen Such-Erfolgen der Schnecken-Fans.
Elliot Newton zeigt sich jedenfalls hoffnungsvoll: Die "German hairy snail" sei eine Art, die die Fantasie der Menschen anrege. Und: "Sie erinnert uns an die bemerkenswerte Natur, die direkt vor unserer Haustür existiert".
