Zum Bau von Windrädern sind Spezialgeräte nötig, darunter auch Kräne. Und genau diese bringen einige Einschränkungen mit sich, vor allem auf hoher See. Sind die Wetterbedingungen dort ungünstig, kann der Kran nicht zum Einsatz kommen. Es braucht wenig Wind und ruhigen Wellengang. Alles andere ist schlicht zu gefährlich.
Unwetterphasen bremsen den Ausbau erneuerbarer Energien auf See oftmals aus. Doch das könnte sich künftig ändern: Das norwegische Unternehmen Windspider hat ein System entwickelt, mit dem Windräder deutlich einfacher gebaut werden können.
Eine Windkraftanlage besteht aus mehreren Komponenten, darunter dem Turm und dem Turbinenhaus. Letzteres ist die schwerste Komponente, für die Kräne mit ordentlich Tragkraft nötig sind. Schließlich müssen sie Hunderte Tonnen Gewicht in die Höhe wuchten. Der Anbau des Turbinenhauses gestaltet sich entsprechend kompliziert. Hier soll das System von Windspider zum Einsatz kommen.
Sobald der Turm steht, wird ein Aluminiumgerüst mitsamt Kran drumherum installiert. Dieser soll anschließend das Turbinenhaus auf den Turm heben.
Vorteil des Aufbaus: der Kran kann auf dem Gerüst auf- und abfahren und bis zu 400 Tonnen schwere Lasten zur Gondel bringen, das Maschinenhaus hinter den Rotorblätern der Windkraftanlage oder von der Gondel Teile zum Boden lassen. Nötig wird das, wenn es gilt, ältere Komponenten, etwa Rotorblätter, auszutauschen.
Eingesetzt werden kann das Windspider-System an Land und auf hoher See, also genau dort, wo der Aufbau besonders knifflig ist. Da der Kran via Gerüst mit dem Turm verbunden ist, müssen sich Bauunternehmen keine Gedanken mehr um hohe Windgeschwindigkeiten machen, so das Versprechen des Unternehmens.
Der Kran soll sogar so stabil sein, dass das System selbst bei Windgeschwindigkeiten von 65 Kilometern pro Stunde noch funktioniert. Auf dem Meer sind solche Geschwindigkeiten keine Seltenheit. Das ist für die Windräder selbst zwar günstig, für den Bau aber unpraktisch. Die Kosten für den Ausbau sollen durch das Windspider-System außerdem deutlich geringer ausfallen.
Kürzlich erhielt Windspider von der norwegischen Förderbank eine Geldspritze von 1,5 Millionen Euro. Beim Bau des ersten Krans soll das norwegische Unternehmen Leirvik helfen, das sich vor allem auf Aluminium-Strukturen spezialisiert hat. Bis es zum Einsatz kommt, dürfte es aber noch dauern.