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Rekordzahlen: Mehr Feldhasen auf deutschen Äckern und Wiesen

ARCHIV - 19.06.2020, Baden-W
Die gefährdeten Feldhasen haben sich in Deutschland zuletzt vermehrt.Bild: dpa / Thomas Warnack
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Rekord bei Zählung: Mehr Feldhasen auf deutschen Äckern und Wiesen

25.03.2024, 14:59
Mehr «Nachhaltigkeit»

Die gefährdeten Feldhasen haben sich in Deutschland zuletzt deutlich vermehrt. Im Frühjahr 2023 hoppelten im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer auf Feldern, Wiesen und Äckern. "Das ist ein Allzeithoch", sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald, der Deutschen Presse-Agentur. Es sei der höchste Wert seit Beginn des bundesweiten Monitorings 2001.

Vor allem das trockene Frühjahr 2023 habe optimale Startbedingungen für den Hasen-Nachwuchs bereitet. Denn der Frühling ist die wichtige Geburtenzeit der Feldhasen. 2022 hatten die Jägerinnen und Jäger deutschlandweit im Schnitt noch 16 Tiere pro Quadratkilometer gezählt.

Hasen sind Gewinner des Klimawandels: Tiere profitieren von Trockenheit

Feldhasen sind in Deutschland nahezu flächendeckend verbreitet, selbst in Waldgebieten und urbanen Lebensräumen wie Berlin kommen sie vor. Zwischen den sechs deutschen Großlandschaften gibt es aber Unterschiede bei den Beständen: Mit im Schnitt 28 Feldhasen pro Quadratkilometer ist der Bestand im nordwestdeutschen Tiefland, also von der dänischen Grenze bis ins nördliche Rheinland, am dichtesten.

"Man könnte sagen, dass der Hase ein Gewinner des Klimawandels ist."
Torsten Reinwald, Sprecher des Deutschen Jagdverbandes

In den südwestdeutschen Mittelgebirgen sind es 21 Feldhasen. Vergleichsweise wenig zu finden sind die Langohren im nordostdeutschen Tiefland mit im Schnitt sieben Tieren und im Alpenvorland mit neun Tieren.

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"Man könnte sagen, dass der Hase ein Gewinner des Klimawandels ist", sagte Reinwald. Denn die Langohren hätten als ursprüngliche Steppenbewohner insbesondere von trockenen und warmen Frühjahren profitiert. Die Monate April und Mai seien die entscheidende Zeit für das Aufwachsen von Junghasen. "Wenn es da trocken ist und auch noch warm, dann ist das optimal", sagte Reinwald. Empfindlich sind junge Feldhasen dagegen für nasskalte Witterung. Denn eine schützende Höhle - wie etwa Kaninchen - haben Feldhasen nicht.

Jäger zählen Feldhasen nachts mit Scheinwerfern

Gezählt werden die Feldhasen von den Jägerinnen und Jägern im Rahmen des Wildtier-Monitorings im Frühjahr und Herbst. Dann wird erfasst, wie viele Tiere auf einer bestimmten Strecke im Licht eines normierten Scheinwerfers nachts zu entdecken sind. Erneut wurde in mehr als 400 Referenzgebieten gezählt.

Die Zahl der Gebiete fiel allerdings etwas geringer aus, da im Herbst infolge der nassen Witterung an manchen Orten etwa der ungeerntete Mais noch hoch auf den Feldern stand, sodass keine Hasen-Zählung möglich war. Dennoch sind die Daten laut Jagdverband mit denen der Vorjahre vergleichbar.

ARCHIV - 08.04.2023, Hessen, Frankfurt/Main: Drei Feldhasen sitzen am Karsamstag auf einem Acker im Nordosten der Stadt. (zu dpa: �Mehr Feldhasen hoppeln in Deutschland - Rekord bei Z�hlung�) Foto: Fr ...
Viele Feldhasen haben den milden Winter gut überstanden.Bild: dpa / Frank Rumpenhorst

Feldhasen werden von Jägerinnen und Jägern auch gejagt. Die Jagd erfolgt laut dem Verband unter Berücksichtigung regionaler Verhältnisse. In einigen Gebieten verzichten Jäger demnach auch freiwillig auf die Hasenjagd.

Milde Winter, Starkregen und Hochwasser: Das sind die Folgen für die Hasen

Wie sich der aktuelle Hasen-Nachwuchs entwickelt, ist noch unsicher, die Zählungen dazu laufen bereits. Es gebe aber erneut gute Startbedingungen, sagte Reinwald. Die sogenannte Zuwachsrate, also die Differenz der Zählungen im Frühjahr und im Herbst 2023, sei mit 15 Prozent ordentlich gewesen. Viele Feldhasen hätten es wahrscheinlich über den Winter geschafft, der nicht besonders hart gewesen sei.

Starke Regenfälle und das Hochwasser in Teilen Deutschlands seien allerdings fatal für die jungen Feldhasen gewesen, die schon früh geboren wurden. "Die haben in diesem Jahr null Chancen gehabt."

Landwirtschaft und Verlust der Biodiversität macht Lebensraum knapp

Insgesamt ist der Feldhasen-Bestand in Deutschland in den vergangenen Jahren gewachsen. Die Deutsche Wildtier Stiftung schätzt, dass mindestens zwei Millionen Feldhasen (Lepus europaeus) in Deutschland leben.

Die positive Entwicklung dürfe allerdings nicht über den langfristigen Trend hinwegtäuschen, sagte Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz der Stiftung. "Wenn wir uns die letzten 50 Jahre anschauen, dann geht der Trend nach unten." Vor allem eine intensive Landwirtschaft mache die Landschaft weniger abwechslungsreich und damit den Lebensraum für Feldhasen knapp.

ARCHIV - 27.05.2021, Baden-W�rttemberg, Mannheim: Ein Feldhamster schaut auf einer Ackerfl�che aus seinem Bau. (zu dpa �Zuchtprogramm soll Feldhamster in Rheinland-Pfalz retten�) Foto: Uwe Anspach/dpa ...
Auch Feldhamster sind gefährdet.Bild: dpa / Uwe Anspach

"Was der Wermutstropfen ist, ist der Lebensraumverlust. Da haben wir noch deutlich Luft nach oben", sagte auch der Sprecher des Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Denn Feldhasen bräuchten Hecken, Gräben und Blühstreifen. An diesen "unaufgeräumten Ecken" fänden die flinken Sprinter in Wildkräutern wie Malve, Kamille und Baldrian ihre Nahrung. Das gelte auch für weitere gefährdete Arten wie den Feldhamster oder das Rebhuhn.

joe/dpa

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