Auf alten Plastikflaschen laufen: Forscher entwickeln Prothesen aus recyceltem Material
Laut der Weltgesundheitsorganisation benötigen mehr als eine Milliarde Menschen weltweit Hilfsmittel wie Rollstühle, Prothesen, Gehhilfen oder Hörgeräte. Nur ein Zehntel dieser Menschen haben jedoch einen Zugang zu diesen Hilfsmitteln. Um dieses Problem zu lösen, arbeiten weltweit zahlreiche Forschende und Freiwillige auf der Welt an neuen Lösungen. Eine Idee, die dabei Innovation und Nachhaltigkeit verbindet: Prothesen aus alten Plastikflaschen.
Karthikeyan Kandan von der De Montfort University in Leicester, England, entwarf bereits 2019 einen Prothesenschaft aus recycelten Plastikflaschen. Dafür werden die Flaschen zu einem feinen Granulat zermahlen, aus dem sich wiederum Stränge aus Polyestergarn gewinnen lassen. In seiner Weiterverarbeitung werden die Garnstränge zusammengeführt und ergeben schließlich Prothesen und Prothesenschafte.
Menschen aus Entwicklungsländern können sich sonst keine Hilfsmittel leisten
Mit dieser Methode klettert die Entwicklung des Upcyclings eine Stufe höher. Durch die Wiederverwendung der gebrauchten Plastikflaschen ist der Prothesenbau eine durchaus nachhaltige und auch preiswerte Option geworden. Die Produktionskosten belaufen sich hierbei auf knappe 12 Euro, während ein Schaft in der konventionellen Produktion an die 6.000 Euro kosten kann.
Mit dem Bau der Prothesen aus recycelten Plastikflaschen möchte Kandan vor allem Menschen unterstützen, welchen die finanziellen Mittel für teure Prothesen fehlen. "Es gibt so viele Menschen in Entwicklungsländern, die von hochwertigen Prothesen wirklich profitieren würden, sie sich aber leider nicht leisten können", sagt sie gegenüber dem online-Magazin Good News.
In Indien haben bereits zwei Patienten die Prothesen aus dem recycelten Material getestet. Es sind weitere Tests in anderen Ländern geplant, die Menschen mit Behinderungen unterstützen sollen.
(lmk)
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