Straßenbau stellt eine unglaubliche Belastung für die Umwelt dar, aus vielfältigen Gründen: Flächenversiegelung führt dazu, dass Regenwasser nicht in den Boden versickern und die Grundwasservorräte richtig auffüllen kann; für den Ausbau müssen häufig Grünflächen weichen; und dann sind da noch die wenig umweltverträglichen Baustoffe.
So braucht es für den Asphalt das Bindemittel Bitumen. Es verklebt die verschiedenen Kiessorten und sorgt dafür, dass sie nach dem Auftragen verhärten. Nur wird dieser Stoff aus Rohöl gewonnen. Nun stellt sich heraus, dass es auch eine umweltfreundlichere Alternative geben kann.
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Technik in Stuttgart hat das "Startup b2 Square – Bitumen beyond oil" eine Alternative zum klassischen Asphaltkleber gesucht. Sie fanden heraus, dass sich eine Flüssigkeit aus Cashew-Schalen als Bindemittel eignet.
Die Herstellung klingt recht simpel. Im Grunde werden die Cashewnüsse zunächst in rauen Mengen importiert. Anschließend sollen Schale und Kern getrennt werden, wobei die Kerne als Snack weiterverkauft werden sollen.
Die Hüllen gehen anschließend an das Chemieunternehmen BASF. Dort wird die Flüssigkeit aus der Schale gezogen. Zusammen mit einem nicht näher erläuterten Pulver wird dann das BIO-Bitumen gemischt. Das Mittel befindet sich eigentlich noch in der Testphase, doch eine erste Straße wird in Stuttgart Nord bereits damit gebaut. Auch am Flughafen in Frankfurt am Main soll es zum Einsatz kommen.
Die Stadt Stuttgart suche immer wieder nach umweltfreundlichen Baustoffen, sagt der Leiter des Stuttgarter Tiefbauamts Stuttgart, Jürgen Mutz, zum "SWR". "Wir suchen nach Baustoffen, die CO2-ärmer sind als herkömmliche."
Da das Produkt nicht aus der Rohölverarbeitung stammt, ist das schon mal gedeckt, wenngleich nicht klar ist, wie viel CO2 mit dem Bio-Bitumen eingespart werden kann. Jedoch bietet das Bindemittel den Vorteil, dass es sich für ein temperaturgesenktes Bauverfahren eignet, sprich es muss für die Verarbeitung weniger heiß sein als herkömmliches Bitumen. So braucht es für den Straßenbau weniger Energie.
Zudem soll es weniger dampfen, was für die Straßenarbeiter:innen einen gewaltigen gesundheitlichen Vorteil bieten könnte. Wie gut der Bio-Bitumen den Asphalt zusammenhält, wird sich noch zeigen. Übersteht er Witterung und starken Verkehr, wäre das doch was.
Wichtig ist, dass es jedoch nicht das Problem mit der Bodenversiegelung löst. Hier braucht es eventuell eine andere Bauweise. Und auch bei der Verdrängung von Grünflächen hilft es nicht. Aber das sind eher Aufgaben für Stadtplaner:innen. Zum Nachbessern könnte das Bio-Bitumen wiederum einen bedeutenden Beitrag zu mehr Umweltschutz liefern.