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Eishockey-Verein testet Synthetik-Eis für Wintersport: "Meilenstein"

Ice hockey game moment
Ist synthetisches Eis die Zukunft des Wintersports?Bild: iStockphoto / Solovyova
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"Meilenstein": Eishockey-Verein testet nachhaltiges Eis für den Wintersport

13.09.2021, 14:5213.09.2021, 14:53
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Synthetisches Eis soll die Zukunft des Eissports sein, um diesen auch im Sommer energieeffizient betreiben zu können. Der Neusser EV hat das Plastik-Eis zwei Wochen lang getestet.

Auch U17-Nachwuchstrainer und Initiator Andreas Schrills tat sich im ersten Moment auf der Eisfläche noch schwer. "Am Anfang ist es ungewohnt. Aber beim zweiten, dritten Mal wird es immer besser", sagte Schrills über die synthetischen Platten im Gespräch mit dem SID. Das "Eis der Zukunft" lag zwei Wochen lang in Neuss, wo der Regionalligist Neusser EV es im Stadion am Reuschenberger Südpark testete – und überzeugt war.

Die NEV-Löwen in Aktion.
Die NEV-Löwen in Aktion.bild: screenshot neusserev.de

Die Platten der Schweizer Firma Glice sollen im Eissport eine Revolution sein und vor allem im Sommer eine energieeffiziente Möglichkeit für Training und Wettkämpfe bieten. Schrills hatte sich zwei Jahre lang nach einer Alternative zum herkömmlichen Eis umgesehen und schlussendlich die Testphase in Neuss organisiert. "Es ist natürlich noch kein 100-prozentiger Ersatz für herkömmliches Eis. Aber das Handling mit Schläger und Puck ist auf den Platten identisch", sagte Schrills.

Nachhaltigkeit steht im Fokus

Dabei steht auch die Nachhaltigkeit im Zentrum des Projekts. Das Eco-Paneele-Eis kann komplett ohne Wasser, Strom und Kühlflüssigkeit betrieben werden, darüber hinaus ist es toxin- und CO2-emissionsfrei. Es soll bis zu 20 Jahre lang nutzbar sein und ist zu 100 Prozent recyclebar.

Eine realistische und kurzfristige Alternative für den Profisport, etwa für die Deutsche Eishockey Liga (DEL), ist das Plastik-Eis aber noch nicht. "Das Eis ist noch nicht zugelassen, und das Eislaufen darauf ist viel anstrengender", sagte Schrills, der die Platten dennoch als einen "möglichen Meilenstein" in Bezug auf die Ausbildung im deutschen Eishockey sieht. Ob das Projekt beim NEV weitergeht, steht noch nicht fest. Die Spielerinnen und Spieler sowie die Organisatoren waren von der Alternative überzeugt. Im kommenden Sommer soll im Idealfall eine halbe Eisfläche (900 Quadratmeter) in Neuss aufgebaut werden – nach dem Probelauf mit einem Kleinfeld.

Vieles hängt von der Resonanz und Unterstützung von Partnern und Sponsoren ab. "Im besten Fall liegt es im Sommer bei uns in der Halle und im Winter auf Weihnachtsmärkten oder ähnlichem", sagte Schrills. Das Prinzip hinter dem "Eis": Die Schlittschuhe ritzen die Platten beim Laufen an und öffnen so Moleküle, aus denen Gleitmittel freigesetzt wird.

Schrills sieht einen ersten wichtigen Schritt zu einer Alternative für herkömmliches Eis, das durch die ständige Kühlung einen hohen Energiebedarf aufweist. Der nachhaltige Aspekt ist ein zentraler: "Das ist ein Thema, bei dem sich der Wintersport generell Gedanken machen muss, wie man die Sportarten in Zukunft klimaschonender oder klimaneutral ausüben kann."

(SID/AFP)

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