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CO2-neutral fliegen: Luftwaffe setzt auf mehr Klimaschutz

26.06.2022, Brandenburg, Sch
Die meisten Vertreter der Luftstreitkräfte sind sich inzwischen einig, dass die Zukunft der Luftwaffe klimafreundlicher werden muss.Bild: dpa / Fabian Sommer
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CO2-neutral fliegen: Luftwaffe setzt auf mehr Klimaschutz

06.07.2022, 12:40
Mehr «Nachhaltigkeit»

Um einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, setzt die Luftwaffe der deutschen Bundeswehr jetzt auf den Einsatz von nachhaltigem synthetischem Kraftstoff.

Die Regierungsflieger der "weißen Flotte" sind schon für einen Betrieb mit dem Kerosinersatz (Sustainable Aviation Fuel/SAF) zertifiziert, der aus Abfällen oder benutztem Speiseöl gewonnen werden kann. Auf der Luftfahrtschau (ILA) am Rande von Berlin zeigte auch der von Airbus gebaute Militärtransporter A400M den Aufkleber: Einsatzbereit. Weltweit. Nachhaltig. SAF Ready.

CO2- neutral fliegen ist schon möglich, die Infrastruktur fehlt allerdings

Die Technik ist da und einsatzbereit. Was noch vor einiger Zeit ein Thema war, über das viele schmunzelten, nimmt nun immer mehr Gestalt an. Schon jetzt wäre es theoretisch möglich, dass ein Mitglied der Bundesregierung zu einem Klimagipfel CO2-neutral fliegt – angetrieben mit einem Stoff aus Frittenfett. Allerdings fehlt die verlässliche Infrastruktur für das Betanken und auch die Entleerung von Flugzeugen, denn Vorschriften sehen vor, dass "SAF" und Kerosin getrennt zu halten sind.

"Wir sind verpflichtet, uns diesem Thema zu stellen, gesamtstaatlich und auch in den Streitkräften, dass wir den CO2-Fußabdruck so weit reduzieren, wie es eben möglich ist", sagte Luftwaffen-Inspekteur Ingo Gerharz auf der ILA in einer "strategischen Betrachtung". Zwar sei der Kernauftrag die Verteidigung, jedoch habe der klimaneutrale Treibstoff im Werben um junge Leute einen zweiten Aspekt. "Wenn wir von den Streitkräften nicht zeigen, dass wir dieses Thema für uns angenommen haben, werden junge Generationen uns meiden, dann werden sie nicht zu uns kommen. Das ist ganz wichtig", sagte der General.

Im Juli beraten Internationale Luftstreitkräfte zum Thema Klimawandel

Auf Einladung Großbritanniens wollen sich im Juli Vertreter und Luftwaffenchefs von 40 Staaten treffen ("Global Air Forces Climate Change Collaboration"), um zu besprechen, wie sich Luftstreitkräfte dem Thema Klimawandel stellen werden. Die Luftwaffe wird dieser Initiative zur Reduzierung von Energie- und Treibstoffemmissionen beitreten. Flughafenbetreiber sind nun gefordert, um den entsprechenden Kraftstoff auch in den nötigen Mengen bereitzustellen. Dass Kampfflugzeuge mit dem Stoff fliegen, wird als technisch möglich bezeichnet, steht aber nicht auf der Tagesordnung.

Grüner Wasserstoff erstmals billiger als grauer

Es geht um den Einstieg in eine Technologie, von der noch nicht klar ist, ob sie die Lösung sein wird und welche Mengen künftig vorhanden sein werden. Auch auf Wasserstoff wird gesetzt, wie auf der ILA deutlich wurde. Immerhin: In der Folge des Ukraine-Kriegs und der dramatisch gestiegenen Preise für Gas ist grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien – nach Berichten der letzten Wochen – rechnerisch erstmals billiger als der mit Gas erzeugte sogenannte graue Wasserstoff.

Wie die Zukunft der Luftfahrt aussehen kann, zeigten auf der Messe zahlreiche große und kleine Hersteller. Ein Beispiel: Das Projekt des mit Wasserstoff und einer Brennstoffzelle betriebenen zweimotorigen Flugzeugs Apus i-2, das gerade in Strausberg am Rande von Berlin entwickelt und zu dem die Fraunhofer-Gesellschaft einen Entwicklungsbeitrag leistet. Jeweils vier druckstabile Tanks sind in die Struktur der Flügel integriert und halten Wasserstoff mit 300 Bar für eine Brennstoffzelle bereit. Für die nötige Leistungsspitze beim Start wird Strom aus einer Batterie bereitgestellt. "Der Erstflug ist für 2023 geplant und wir bauen schon", sagte Julia Sagel, Ingenieurin und Projektmanagerin. 400 Kilogramm Nutzlast sind vorgesehen. Ein größerer Transporter soll schon 1,77 Tonnen Nutzlast tragen können.

(sp/dpa-afxp)

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Der Schiffsweg spielt eine große Rolle im weltweiten Transport von Gütern, mehr als 90 Prozent aller Waren werden über die Meere verschifft. Nachhaltig ist dieser aber leider nicht, denn die 14 größten Frachtschiffe stoßen alleine so viel CO₂ aus wie 690 Millionen Autos zusammen.

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