Nachhaltigkeit
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Peter Kloeppel: RTL-Moderator findet deutliche Worte zum Bahn-Chaos

Für eine RTL-Reportage blickt Moderator Peter Kloeppel hinter die Kulissen der Deutschen Bahn.
Für eine RTL-Reportage blickt Moderator Peter Kloeppel hinter die Kulissen der Deutschen Bahn. bild: rtl / Stefan Gregorowius
Interview

RTL-Moderator Peter Kloeppel über Bahn-Chaos – "schweißgebadet in den Zug"

08.06.2023, 11:20
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Deutsche Bahn. Zwei Wörter, ein Unternehmen, bei dem bei vielen Bahnfahrer:innen die Zeichen schnell auf Angriff stehen. Denn dass etwas schiefgeht, scheint oft vorprogrammiert: Zugverspätungen, Ausfälle, geschlossene Bordbistros, Durcheinander bei Sitzplatzreservierungen – die Mängelliste ist lang. Der Journalist und Fernseh-Moderator Peter Kloeppel hat für RTL hinter die Kulissen geblickt.

Im Interview mit watson erzählt er, wann er sich das letzte Mal über die Bahn geärgert hat und warum man seinen Frust dennoch nicht an den Mitarbeitenden auslassen sollte.

Peter Kloeppel durchleuchtet die Deutsche Bahn

+++ Die Verwendung des sendungsbezogenen Materials ist nur mit dem Hinweis und Verlinkung auf RTL+ gestattet. +++
Peter Kloeppel hat hinter die Kulissen der Deutschen Bahn geblickt.Bild: RTL / Guido Engels

Watson: Herr Kloeppel, wann und warum haben Sie sich das letzte Mal über die Bahn aufgeregt?

Peter Kloeppel: Lustigerweise ausgerechnet, als ich zum Interview mit dem Vorstandvorsitzenden der Deutschen Bahn von Siegburg nach Frankfurt gefahren bin. Etwa anderthalb Stunden vor Abfahrt bekam ich 'ne Meldung, dass mein Zug mindestens eine Stunde Verspätung haben wird, weil Personal nicht rechtzeitig am Zug angekommen ist. Da wir dieses Interview für eine feste Zeit vereinbart hatten, begann ich mir Gedanken zu machen, ob ich das überhaupt noch schaffen werde.

"Auf der Autobahn war Stau, als ich am Bahnhof ankam, fing es an zu regnen und ich musste erst irgendeine App herunterladen, um den Parkplatz zu benutzen."
RTL-Moderator Peter Kloeppel

Und dann?

Dann hab' ich angefangen nach Alternativen zu gucken und festgestellt, dass davor noch ein Zug fährt. Da musste ich mich dann sputen, mich ins Auto setzen und mit Hochgeschwindigkeit zum Bahnhof sausen. Auf der Autobahn war Stau, als ich am Bahnhof ankam, fing es an zu regnen und ich musste erst irgendeine App herunterladen, um den Parkplatz zu benutzen. Dann sah ich, wie der Zug schon reinkam. Ich bin also von links nach rechts gesprungen und hab' es auf den allerletzten Drücker geschafft. Ich bin schweißgebadet und nass in den Zug eingestiegen, der mich dann überpünktlich in Frankfurt abgeliefert hat. Ich war gerade noch flexibel genug. Aber das können natürlich nicht alle.

Das stimmt. Bei vielen kommt der Ärger schon hoch, wenn sie "Deutsche Bahn" nur hören. Können Sie das nachvollziehen? Was glauben Sie, womit das zusammenhängt?

In erster Linie natürlich mit der Pünktlichkeit. Im Fernverkehr sind in den vergangenen Jahren von drei Zügen nur zwei pünktlich am Ziel angekommen. Das ärgert einen logischerweise. Das kann ich auch nachvollziehen – weil man ja Termine hat, weil man Verabredungen hat, weil man einen Anschlusszug erreichen möchte. Wenn der Zug Verspätung hat, der einen nach der Arbeit nach Hause bringen soll, dann ist der Arbeitstag auf einmal auch irre lang. Da ärgert man sich und das geht auch mir öfter so, wenn ich mit der Bahn zur Arbeit und wieder zurückfahre.

Verspätung bei der Bahn Systeme zur Fahrgastinformation zeigen einen Hinweis auf 35 Minuten Verspätung Essen Nordrhein-Westfalen Deutschland *** Rail delay Passenger information systems show an indica ...
Wer auf die Bahn angewiesen ist, kämpft oft mit Zugverspätungen.Bild: imago images /Gottfried Czepluch

Zum zweiten ärgert es die Leute ja auch mit Recht, dass Regionalzüge, aber auch Fernverkehrszüge, oft ziemlich überbelegt sind. Man bekommt dann vielleicht spontan keinen Platz, hat aber bezahlt und möchte natürlich mitfahren. Oder man muss im schlimmsten Fall stehen. Das macht auch keinen Spaß.

Warum kommt die Bahn so oft zu spät?

Das hat zum einen mit Personalmangel zu tun, zum zweiten auch sehr viel mit der Spar-Politik der Bahn in den vergangenen 20, 25 Jahren. Man hat Strecken zurückgebaut, Weichen ausgebaut, Gleise nicht renoviert oder modernisiert. Man hat auch nicht genügend Züge angeschafft. All das führt dazu, dass wir ein extrem überlastetes System haben.

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Wie ließen sich die Probleme schnell ändern?

Das magische Wort ist tatsächlich "schnell". Vieles von dem, was über die vergangenen Jahrzehnte liegen geblieben ist, lässt sich einfach nicht schnell abstellen. Deswegen müssen die Zugpassagiere und die Bahnfahrer wahrscheinlich noch einige Jahre mit den Problemen leben.

"Natürlich will der Lokführer pünktlich mit seinem Zug am Bahnhof ankommen, den er ansteuert!"
RTL-Moderator Peter Kloeppel

Wie schauen die Mitarbeitenden darauf?

Die geben sich die allergrößte Mühe, dass gerade das Thema Pünktlichkeit nicht zu einem Problem wird. Natürlich will der Lokführer pünktlich mit seinem Zug am Bahnhof ankommen, den er ansteuert! Aber der kämpft dann auch mit schlechtem Wetter, Unfällen auf den Gleisen oder damit, dass die Lok nicht so fährt, wie sie soll. Aber sie versuchen alles zu tun, um die Bahn tatsächlich ins Rollen zu bringen.

Sie haben für den Beitrag auch mit Mitarbeitenden gesprochen – und zwar in Momenten, die man selbst so gar nicht erlebt. Was haben Sie daraus mitgenommen?

Die geben alles, aber die haben auch zu kämpfen. Das ist etwas, was uns beeindruckt hat – dass die Bahner ja doch sehr an ihrem Unternehmen hängen und auch sehr viel dafür tun, dass das schlechte Image der Bahn wieder besser wird.

Wir haben mit Mitarbeitenden im Bordrestaurant gedreht, die in den Zug einsteigen und feststellen: 'Oh, in meiner Tiefkühltruhe sollten eigentlich folgende Produkte liegen, die sind aber nicht eingeladen worden.' Warum – wissen sie nicht. Also versuchen sie irgendwie zu organisieren, dass die Pommes für die Currywurst doch noch irgendwo auf dem Weg von Hamburg nach München zugeladen werden.

Was haben sie dann gemacht?

Die telefonieren dann teilweise mit dem eigenen Handy anderen Zügen hinterher und fragen, ob die noch etwas abgeben können oder noch ein paar Pommes übrighaben.

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Peter Kloeppel tauschte Nachrichtenstudio gegen Bahnwaggons.Bild: dpa / Oliver Berg

Wie ist die Stimmung unter den Mitarbeiten gewesen?

Die nehmen das auf der einen Seite mit Humor, andererseits aber auch mit einem etwas verbissenen Lächeln: 'Mist, heute klappt’s schon wieder nicht, aber wir werden einen Weg finden, wie wir es unseren Passagieren so angenehm wie möglich machen können'. Also der Wille ist da. Die Möglichkeiten sind aber manchmal beschränkt.

Welche Schwachstellen sehen Sie bei der Deutschen Bahn und wie könnten die gelöst werden?

Eine der größten Schwachstellen ist die Überlastung der Strecken. Auf unseren Gleisen drängeln sich Güterzüge, Regionalzüge, S-Bahnen, ICEs, ICs mit ganz unterschiedlichen Halten, mit ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es gibt zu wenig Gleis und zu wenig Strecke für die Züge, die bei uns unterwegs sind. In Japan oder Frankreich ist es etwa so, dass die Hochgeschwindigkeitszüge ihr eigenes Netz haben.

Haben Sie die Hoffnung, dass Deutschland und die Bahn in näherer Zukunft die Probleme in den Griff bekommen?

Wenn wir nähere Zukunft auf fünf Jahre begrenzen: Ja, da wird man schon einiges hinbekommen, weil wir in einem Fünf-Jahres-Zeitraum doch so einige Schwachstellen im Streckennetz renovieren, restaurieren, modernisieren können. Aber es dauert halt alles. Da müssen wir leider wirklich sagen: Da müssen wir Bahnfahrer noch unheimlich viel Geduld haben. Wenn wir sagen: Es muss schnell, also in einem Jahr alles besser werden. Ne, das können wir uns abschminken.

"Bitte als Fahrgast: Geduld und Rücksichtnahme auf die Leute, die ja auch nur ihren Job machen."
RTL-Moderator Peter Kloeppel

Wenn Sie jetzt so sagen, wir brauchen noch ein bisschen Geduld: Welchen persönlichen Tipp haben Sie denn, falls mal wieder alles schiefläuft: Bahn zu spät, Bordbistro zu, Klimaanlage aus?

(Lacht) Hach ja. Ich würde immer empfehlen den armen Menschen, die in der Bahn die Tickets abstempeln oder den Kaffee bringen, nicht an den Kragen zu gehen. Das schreiben die uns auch ganz oft, dass sie auch von aufgeladenen Fahrgästen angegriffen oder angemacht werden. Also da bitte als Fahrgast: Geduld und Rücksichtnahme auf die Leute, die ja auch nur ihren Job machen. Also zumindest versuchen, das ganze mit einem Kopfnicken irgendwie hinzunehmen und nicht gleich loszuschreien.

Die Reportage "Peter Kloeppel durchleuchtet: Das Chaos bei unserer Bahn" zeigt RTL am 8. Juni um 20.15 Uhr.

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