
Wenn Trockenperioden mit Hitzewellen zusammenfallen, steigt die Waldbrandgefahr. Auch in Deutschland nimmt die Zahl der Waldbrände zu.bild: picture alliance/dpa | Julius-Christian Schreiner
Klima & Umwelt
In Deutschland wüteten in diesem Sommer schon mehrere Waldbrände. In Brandenburg hat es kürzlich auf
einer Fläche von insgesamt 400 Hektar gebrannt – umgerechnet sind das
etwa 600 Fußballfelder.
Müssen wir uns künftig an solche Bilder
gewöhnen oder gibt es Wege, wie wir unsere Wälder besser schützen
können?
Bis zu ein Grad wärmer im Jahresschnitt
Für Sohid Saha vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) war der
Brand beängstigend, kam aber nicht überraschend: "Deutschland ist
jetzt ein Waldbrandland", lautet sein Fazit. Forschende des KIT
hatten im brandenburgischen Treuenbrietzen untersucht, wie sich ein
Ökosystem von Bränden erholen kann. Doch die jüngsten Feuer
zerstörten einen großen Teil der Versuchsflächen.
"Deutschland ist jetzt ein Waldbrandland."
Sohid Saha, Karlsruher Institut für Technologie
"Als Folge des Klimawandels erleben wir nun extreme Hitzewellen sowie
Dürren, und damit steigt natürlich auch die Feuergefahr", sagt Saha. Berechnungen des Deutschen
Wetterdienstes (DWD) haben jüngst ergeben: In Deutschland soll es in
den kommenden Jahren im Jahresschnitt bis zu ein Grad wärmer werden
als in den vergangenen drei Jahrzehnten.
Hitzewellen und Wind begünstigen Brände
Klar ist, dass Hitze selbst keinen Brand entzündet. Doch sie kann
nach Worten des Klimaforschers Christopher Reyer die Entstehung von
Waldbränden begünstigen. "Je heißer es wird, desto mehr Wasser
verdunstet", erläutert der Waldexperte vom Potsdam-Institut für
Klimafolgenforschung (PIK). "Damit steht mehr trockenes Brennmaterial
zur Verfügung." Wenn Hitzewellen mit ausgedehnten Trockenperioden
einhergehen, steigt laut Reyer auch das Waldbrandrisiko. Komme es zu einer
Entzündung durch Blitz oder Mensch, "brennt es mehr".

Waldbrand in Brandenburg Juni 2022.bild: picture alliance
Für Johann Georg Goldammer ist Wind der wichtigste Faktor, wenn es um
Größe und Ausbreitungsgeschwindigkeit von Waldbränden geht. Der
Feuerökologe vom Zentrum für Globale Feuerüberwachung am
Max-Planck-Institut für Chemie der Universität Freiburg
erklärt: Bei Windstille könne ein Feuer sogar in extrem trockener
Vegetation leichter aufgehalten werden als bei nur geringem Wind.
Dieser Faktor sei "besonders wichtig für das Feuerverhalten und damit
die Kontrollierbarkeit eines Wildfeuers", so Goldammer.
Monokulturen sind besonders brandanfällig
Besonders brandanfällig sind Monokulturen aus Nadelbäumen auf
sandigem Boden wie in Brandenburg. Das Bundesland stand im
Ländervergleich 2021 mit 168 Bränden auf rund
42 Hektar Fläche erneut an der Spitze der Waldbrandstatistik. Auf rund 70 Prozent der
Waldfläche wachsen hier laut Potsdamer Forstministerium Kiefern – so
viele wie nirgends sonst in Deutschland.

Waldbrand bei Mühlberg, Brandenburgpicture alliance
In solchen Kiefernforsten brennen nicht nur die Bäume leicht. Auch
der aus Kiefernnadeln bestehende Boden trocknet schnell aus und kann
ebenfalls brennen. Zudem ist die durchschnittliche Regenmenge in
Brandenburg deutlich geringer als etwa in Bayern.
Tage mit Waldbrand-Warnstufe werden mehr
Nach Angaben der Helmholtz-Klima-Initiative gibt es in Deutschland
inzwischen deutlich mehr Tage mit hoher Waldbrandwarnstufe: 1961 bis
1990 waren es demnach rund 27 Tage pro Jahr mit hohem oder sehr hohem
Waldbrandrisiko, im Zeitraum 1991 bis 2019 schon rund 38 Tage.
Saha geht deshalb davon aus, dass in Deutschland regelmäßig mit
großen Waldbränden über mehrere Hundert Hektar zu rechnen sein wird.
Das schätzt Klimaforscher Reyer ähnlich ein. Verschiedene
Simulationen am PIK hätten ergeben, dass das klimatische
Waldbrandrisiko in Zukunft zunehmen werde. Die Bedingungen in
Brandenburg mit hohen Temperaturen, vorheriger Trockenheit und Wind
bezeichnet der Klimaforscher als "sehr extreme Feuerwetterlage".
Deutschland braucht eine langfristige Strategie
Was kann jetzt getan werden? In den USA investiert die
nationale Forstbehörde die Hälfte ihres Jahresbudgets in den
Feuerschutz. Für Deutschland empfiehlt Sohid Saha, unter anderem mehr Fachleute
für die Waldbrandbekämpfung auszubilden sowie Strukturen und
Verantwortlichkeiten zu reformieren. Außerdem sollten mehr Ressourcen für die
Forschung zu Brandvermeidung, Brandbekämpfung, Feuerökologie und
Wiederherstellung von Wäldern nach Bränden bereitgestellt werden.
"Unsere künftigen Wälder, die nach den Bränden wiederhergestellt werden, müssen in ihrer Artenzusammensetzung vielfältiger sein."
Sohid Saha vom KIT
Um herauszufinden, wie unterschiedliche Baumarten auf Feuer reagieren, erfordere einen
sehr hohen Forschungsaufwand, erklärt der KIT-Experte. Er ist
überzeugt, dass es mit einer langfristigen Strategie möglich sei, den
deutschen Wald widerstandsfähiger zu machen: "Unsere künftigen
Wälder, die nach den Bränden wiederhergestellt werden, müssen in
ihrer Artenzusammensetzung vielfältiger sein."
Mischwald kann vergleichbare Brennbereitschaft haben wie Monokulturen
Also heißt die Zauberformel beim Waldumbau Misch- statt Nadelwald? So
einfach sei das nicht, sagt Feuerökologe Goldammer. Einige
Laubholzarten, die noch vor wenigen Jahren als Kandidaten für den
Wald der Zukunft gehandelt wurden, zeigten sich jetzt anfällig.
Das verändere die Lage. In der Waldbrandstatistik lasse sich das über
die Jahre anhand der Zunahme des Anteils an Laubwäldern an der
Brandfläche ablesen, erklärt Goldammer. Allgemein gelte: "Ein
Mischwald kann bei anhaltender Trockenheit in eine vergleichbare
Brennbereitschaft geraten."
(sp/dpa)
Alle öffentlichen Verkehrsmittel im Regional- und Fernverkehr nutzen zu können – und das bundesweit. Mit dem 49-Euro-Ticket ist das seit dem 1. Mai möglich. Als Nachfolger des 9-Euro-Tickets soll damit der Umstieg auf die öffentlichen Verkehrsmittel gefördert werden. Mit Erfolg: Rund elf Millionen Menschen haben sich das Deutschlandticket im Abo-Modell bereits zugelegt.