Was mit Hungerstreiks einzelner Aktivist:innen vor gut zwei Jahren begann, ist mittlerweile eine deutschlandweit bekannte Gruppierung an Protestierenden, die nahezu täglich mit Straßenblockaden für Schlagzeilen sorgt.
Nach ausgedehnten Protesten in der bayerischen Landeshauptstadt München konzentrieren sich die Blockaden der Letzten Generation aktuell vor allem auf die Bundeshauptstadt Berlin. Mit Aktionen etwa an der Stadtautobahn sorgen die Aktivist:innen nicht nur bei Autofahrenden für Wut, auch die Berliner Polizeibeamt:innen erwecken einen zunehmend genervten Eindruck. Schilderungen der Aktivist:innen legen nun nahe, dass dieser Eindruck akute Ausmaße nimmt.
Konkret geht es um eine Straßenblockade am bekannten Verkehrsknotenpunkt am Potsdamer Platz am frühen Freitagmorgen. Trotz großem Polizeiaufgebot klebten sich insgesamt neun Aktivist:innen auf der Fahrbahn fest, mehrere Dutzend weitere Demonstrierende liefen auf die Kreuzung.
Auf einem von der Letzten Generation auf X verbreiteten Video ist eine Festnahme bei der morgendlichen Straßenblockade zu sehen. Weitere Videos hingegen könnten deutlich brutalere Szenen beweisen, die sich am Freitag ereignet haben sollen.
In einem Video der Letzten Generation, das watson vorliegt, sieht man etwa, wie ein Polizist einen Aktivisten wegschleift, ihn nicht zu greifen bekommt – und ihn schließlich kurz mit dem Kopf auf die Straße fallen lässt. "Wir sind geschockt, dass einige Berliner Polizisten zur Verhinderung einer Demonstration und einem kurzfristigen Stau auch Verletzungen in Kauf nehmen", erklärt Silvia Klesz, eine Sprecherin der Letzten Generation.
Auf watson-Anfrage konnte sich die Berliner Polizei zunächst nicht zu den Vorfällen äußern, da diese bislang offenbar nicht bekannt waren. Zum jetzigen Zeitpunkt könne demnach "keine Stellungnahme ohne entsprechende Einholung von Informationen von den beteiligten Einsatzkräften abgegeben werden".
Allgemein wird allerdings darauf verwiesen, dass sich die Intensität der Eingriffstechnik "immer am Grad des Widerstandes sowie an der Gesamtdynamik der vorliegenden Situation" orientiere. Sollte im vorliegenden Fall ein Fehlverhalten der Beamt:innen festgestellt werden, würden "von Amts wegen straf- und disziplinarrechtliche Untersuchungen" eingeleitet werden, erklärt ein zuständiger Polizeisprecher gegenüber watson.
Mit den aktuellen Straßenblockaden wollen die Aktivist:innen vor allem auf die Gefahren fossiler Brennträger für das Klima aufmerksam machen. "Wir können nicht länger auf die Wende weg von Öl, Gas und Kohle warten, also werden wir protestieren, bis sie startet", erklärte Carla Hinrichs im Namen der Aktivist:innen.
Die festgeklebten Protestierenden am Potsdamer Platz hielten ebenfalls ein Banner mit der Aufschrift "Weg von fossil – hin zu gerecht" vor sich. In den kommenden Tagen werden weitere Protestaktionen erwartet.