Die Gletscher der Ostalpen in der Schweiz haben unter dem heißen Sommer in diesem Jahr gelitten, man sieht hier nur noch wenig Schnee und Eis.Bild: KEYSTONE / Gian Ehrenzeller
Klima & Umwelt
28.09.2022, 15:5828.09.2022, 16:48
Die Gletscher in den Schweizer Alpen sind dieses Jahr
laut Wissenschaftlern so stark geschmolzen wie nie zuvor seit Beginn
der Aufzeichnungen vor etwas mehr als 100 Jahren. Wegen der geringen
Schneemengen im Winter und der anhaltenden Hitzewellen im Sommer
gingen rund drei Kubikkilometer Eis verloren, wie eine
Expertenkommission der Akademie der Naturwissenschaften Schweiz berichtete. Das entspricht mehr als sechs Prozent des
Gletschervolumens.
Saharastaub und starke Sommerhitze brachten Gletscher zum Schmelzen
Im Zuge des Klimawandels fiel schon in vergangenen Jahren in tieferen
Lagen weniger Schnee, während die Schmelzperiode immer früher im Jahr
einsetzte. Laut der Akademie war die Schneedecke, die die Gletscher
vor der Sonne schützt, im vergangenen Frühling so dünn wie selten
zuvor.
Dazu kamen zwischen März und Juni große Mengen an Saharastaub.
Der verunreinigte Schnee nahm deshalb mehr Sonnenenergie auf und
schmolz schneller, hieß es. Die starke Sommerhitze habe dem Eis dann
weiter zugesetzt.
Kleinere Gletscher sind verschwunden
Im Mittelwert verloren die Schweizer Gletscher dieses Jahr drei Meter
an Dicke, wie die Messungen ergaben. Kleinere Gletscher wie der
Pizolgletscher, der Vadret dal Corvatsch und der Schwarzbachfirn
seien jetzt praktisch verschwunden, berichtete die Akademie. Die
Messungen wurden deshalb dort eingestellt.
Laut der Akademie spielen Gletscher besonders in heißen und trockenen
Jahren eine wichtige Rolle für den Wasserhaushalt und die
Energieversorgung der Schweiz. "Alleine die Eisschmelze in den Monaten Juli und
August hätte genügend Wasser geliefert, um sämtliche Stauseen der
Schweizer Alpen von null aufzufüllen", erklärte das Expertenteam.
Deutscher Gletscher verliert seinen Status als Gletscher – Folge der Erwärmung
Und auch um die deutschen Gletscher steht es schlecht – sie schwinden schneller als von Forschenden angenommen. Der "Südliche Schneeferner" verliert gar seinen Status als Gletscher, wie die Bayerische Akademie der Wissenschaften mitteilte. "Aufgrund der geringen Eisdicke kann auch keine Eisbewegung mehr erwartet werden, sodass der "Südliche Schneeferner" nicht länger als eigenständiger Gletscher betrachtet wird."
Er sei nur noch halb so groß wie vor vier Jahren, habe massiv an Dicke eingebüßt – und fließe nicht mehr. In ein, zwei Jahren, so die Prognose, dürfte er ganz verschwunden sein. Nun gibt es in Deutschland nur noch vier Gletscher – die ebenfalls vom Abschmelzen bedroht sind.
Der Gletscher "Südlicher Schneeferner" hat im August kaum noch Schnee aufzuweisen.Bild: imago images / Plusphoto
Deutlicher Eisverlust
Die Dicke des Eises am "Südlichen Schneeferner" nahm laut Bayerischer Akademie der Wissenschaften in weiten Bereichen weiter deutlich ab und erreicht an den meisten Stellen nicht einmal mehr zwei Meter. Selbst an der tiefsten Stelle sei das Eis inzwischen weniger als sechs Meter dick, im Vergleich zu etwa zehn Metern 2018.
"Daraus lässt sich schließen, dass das verbleibende Eis innerhalb der kommenden ein bis zwei Jahre vollständig abschmelzen wird", urteilen die Wissenschaftler. Zugleich habe sich die Gletscherfläche seit 2018 auf weniger als einen Hektar halbiert.
Auch das Eis der anderen vier Gletscher in Deutschland – "Nördlicher Schneeferner" und "Höllentalferner" an der Zugspitze sowie "Blaueis" und "Watzmanngletscher" in den Berchtesgadener Alpen – war in diesem Sommer weiter geschmolzen.
(sp/dpa)
In den vergangenen Jahren sind Nachtzüge unter Reisenden immer beliebter geworden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man steigt am Abend oder in der Nacht in einen Zug ein, legt sich schlafen und wacht am Morgen an seinem Reiseziel auf. Das ist im Idealfall nicht nur komfortabel, sondern spart auch einige Emissionen – vor allem im Vergleich zu Flugreisen.