Für alle, die gerne mit einem Surfbrett unterm Arm in die Wellen hechten, dieses dann im richtigen Moment unter die Füße kriegen und das schwerelose Gefühl des Wellenreitens lieben, dürfte das zunächst eine gute Nachricht sein: Wellen werden immer größer.
Zwischen den Jahren 1985 und 2018 sind die Wellen im südlichen Ozean um 30 Zentimeter gewachsen. Dass der Meeresspiegel aufgrund der Klimakrise langsam, aber stetig steigt, ist bekannt. Aber wieso werden die Wellen höher?
Die Entstehung von Wellen hängt von mehreren Faktoren ab: dem Winddruck und seismischen Schwankungen. Wellen, die wir auf der Meeresoberfläche sehen, sind meist Windwellen. Da der Winddruck nie gleichmäßig ist, verursacht er winzige Schwankungen an der Wasseroberfläche. Wenn der Wind gegen diese Schwankungen drückt, werden sie größer, bilden immer größere Oberflächen und übertragen immer mehr kinetische Energie aus der Luft in den Ozean.
Es ist nicht einfach zu verstehen, wie diese verschiedenen Systeme durch den Klimawandel beeinflusst werden. Dr. Mark Hemer von der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) sagt, dass "Wellen im Wesentlichen das Produkt der Winde sind, was bedeutet, dass sie von Veränderungen der atmosphärischen Zirkulation an der Oberfläche beeinflusst werden".
Und da die globale Erwärmung die Energiemenge in der Atmosphäre erhöht, führt dies zu stärkeren Winden und größeren Stürmen, was wiederum zu größeren und stärkeren Wellen führt.
Die Forschungen von Hemer und seinen Kollegen sagen laut "Guardian" voraus, dass sich dieser Prozess ohne eine deutliche Verringerung der Kohlenstoffemissionen fortsetzen wird, auch wenn diese Veränderungen in den verschiedenen Regionen nicht einheitlich sind: Die Wellenhöhe im Nordpazifik und Nordatlantik könnte sogar abnehmen.
Ian Young ist Kernot-Professor für Ingenieurwissenschaften an der Universität von Melbourne. Seine Forschungen zeigen, dass bis zum Jahr 2100 etwa 60 Prozent der weltweiten Küsten größere und häufigere Extremwellen zu verzeichnen haben werden. Weiterhin sagt er voraus, dass ohne eine drastische Verringerung der Emissionen extreme Meeresspiegelereignisse bis zum Ende des Jahrhunderts um das Zehnfache oder sogar noch mehr zunehmen könnten.
Und: Während "das größte Problem der mittlere Anstieg des Meeresspiegels ist (...), können brechende Wellen für bis zu 20 Prozent der Überschwemmungen verantwortlich sein".
Auch die Wellenenergie nimmt zu, um etwa 8 Prozent seit den 1980er Jahren. Das ist nicht nur auf die steigende Wellenhöhe, sondern auch auf immer intensivere Stürme und häufigere extreme Wellenereignisse zurückzuführen.
Während die hohen Wellen viele Gefahren mit sich bringen, sehen einige Wissenschaftler:innen in ihnen auch Potenzial zur Energiegewinnung.
Die durchschnittliche Kraft der Wellen, die den australischen Festlandsockel durchqueren, entspricht schätzungsweise dem Zehnfachen des jährlichen Energieverbrauchs Australiens – mehr als in jedem anderen Land der Welt.
Trotz der Herausforderungen bei der Entwicklung von Technologien, die robust genug sind, um den Unbilden der Meeresumwelt standzuhalten, hat die Wellenkraft viele Vorteile gegenüber anderen Formen erneuerbarer Energien: Da sie offshore und auf Meereshöhe positioniert ist, konkurriert sie nicht wie die Solarenergie um Land und beeinträchtigt nicht wie die Offshore-Windenergie die Aussicht. Und auch wenn die Wellenenergie unstetig ist, so ist sie doch wesentlich weniger schwankend als Wind- oder Solarenergie.
Aktuell steckt der Meeresenergiesektor in Australien noch in den Kinderschuhen. Technologien zu entwickeln, die den Wellen standhalten, ist eine große Herausforderung. Dr. Wiebke Ebeling ist Leiterin der UWA-Forschungsstelle für Meeresenergie in Australien, und sieht in Wellenenergie trotzdem viel Potenzial: "Bei der Wellenenergie gibt es eine Reihe wichtiger Vorteile. Sie hat eine höhere Energiedichte als Solar- und Windenergie. Und da Wellen rund um die Uhr verfügbar sind, gibt es praktisch keine Unterbrechungen."
Dr. Wiebke Ebeling zufolge ist es vor allem sinnvoll, Wellenergietechnologie in das Fundament einer Windturbine zu integrieren. Dadurch könne man pro Standort das Zweieinhalb- bis Vierfache an Leistung generieren.