In Deutschland werden jedes Jahr rund elf Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entsorgt. Darunter fallen zwar auch nicht-essbare Dinge, wie Kaffeesatz, Nussschalen oder verdorbene Produkte. Immer wieder werden aber auch Lebensmittel weggeworfen, die eigentlich noch genießbar sind.
Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Manchmal probiert man vielleicht ein neues Curry-Rezept aus, kocht aufwendig und stellt dann fest, dass bei der Würzung etwas gehörig schiefgegangen ist. Oder man kauft den neuen Brotaufstrich der Lieblingsmarke und bemerkt schon nach dem ersten Biss: Das war ein Fehlkauf.
Oft landen Lebensmittel aber auch in der Abfalltonne, weil sich Menschen vom Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) verunsichern lassen. Ist der Joghurt noch gut, wenn das MHD schon vor drei Tagen erreicht wurde? Um keine Lebensmittelvergiftung zu riskieren, gehen einige lieber auf Nummer sicher und werfen die Produkte weg.
Wie die britische Boulevardzeitung "Daily Mail" berichtet, zeigt nun eine Umfrage, dass wohl vor allem eine Altersgruppe verschwenderisch mit Lebensmitteln umgeht: die Gen Z. Und das hat einen speziellen Grund.
"Wir fanden heraus, dass sich die jüngsten Verbraucher am ehesten auf Datumsangaben verlassen", zitiert die britische Zeitung Emily Broad Leib, Professorin an der Harvard University in den USA. Die Altersgruppe der 13- bis 28-Jährigen hätte am ehesten die Angaben auf den Produkten für Verbrauchsdaten gehalten und deshalb die Lebensmittel zum angegeben Datum weggeworfen.
Die finalen Ergebnisse ihrer Untersuchung sind laut "Daily Mail" noch nicht veröffentlicht. Broad Leib hat einen Teil ihrer Ergebnisse aber auf einer Konferenz in Boston vorgestellt. Demnach wurden insgesamt 2069 US-Amerikaner:innen befragt.
Davon gaben 43 Prozent an, dass sie Lebensmittel immer oder gewöhnlich aufgrund der Datumsangabe auf dem Produkt entsorgen. Das sei ein Anstieg um 37 Prozent zu einer ähnlichen Studie aus dem Jahr 2016. Inwieweit die Studien tatsächlich miteinander vergleichbar sind und viel Prozent der Gen Z sich wirklich blind auf Verbrauchsdaten verlassen, geht aus dem Bericht der "Daily Mail" nicht hervor.
Wie repräsentativ diese Studie tatsächlich ist, ist aus dem Bericht nicht ersichtlich. Angemerkt sei auch, dass sich durch diese Daten nicht unbedingt auch Rückschlüsse auf das Verhalten von jungen Menschen in Deutschland ziehen lassen.
Doch woran liegt es, dass sich einige – in den USA sehr junge Menschen – so sehr auf die Datumsangaben auf den Produkten verlassen? Broad Leib gibt zu bedenken, dass sich die Haltbarkeitsdaten auf den Produkten dort ab den 1970er-Jahren verbreitet haben. "Es gibt Menschen, die sie nicht hatten, als sie anfingen, Lebensmittel zu kaufen", sagt die Harvard-Professorin.
Sie mussten sich also auf ihre eigenen Sinne verlassen und zum Beispiel über Geruch oder Geschmack der Lebensmittel herausfinden, ob diese noch genießbar sind. Genau das machen viele Menschen aber nach Einschätzung der Wissenschaftlerin nicht mehr.
"Ich denke, je weiter wir uns davon entfernen, dass Menschen selbst eine Rolle beim Anbau, der Ernte oder der Produktion von Lebensmitteln spielen, desto mehr sehen die Menschen es wie jedes andere Industrieprodukt", fügt Broad Leib hinzu.
In Deutschland gibt das Mindesthaltbarkeitsdatum den Zeitpunkt an, "bis zu dem der Hersteller garantiert, dass das ungeöffnete Lebensmittel bei durchgehend richtiger Lagerung seine spezifischen Eigenschaften, wie Geruch, Geschmack und Nährwert behält." So schreibt es die Verbraucherzentrale auf ihrer Website. Anders als das Verbrauchsdatum, das bei schnell verderblichen Lebensmitteln angegeben ist, kann man die Produkte also auch nach Ablauf der Frist noch essen. Sie sind nicht automatisch verdorben.