Kaffee kann man auf ganz unterschiedliche Weisen genießen: Manche trinken ihn gerne mit Milch und Zucker, andere bevorzugen ihn schwarz. Wieder andere trinken lieber Latte Macchiato, Cappuccino oder Espresso. Häufig hat man die Qual der Wahl.
Immerhin geht es dann auch häufig noch um die Frage: Soll es Kuhmilch sein oder doch eine Alternative? Wie wäre es mit Mandelmilch? Oder lieber Sojamilch? Hafermilch wäre auch eine Option. Und für die Süße kann man vielleicht noch einen Sirup hinzufügen? Zum Beispiel mit Karamell- oder Schoko-Geschmack?
Also ob das nicht schon genug Auswahl wäre, ist gerade ein neues Kaffeegetränk auf dem Vormarsch: Mushroom Coffee, also Pilz-Kaffee. Wer jetzt an Champignons oder Pfifferlinge denkt, liegt jedoch nicht ganz richtig.
Bei Pilz-Kaffe handelt es sich in der Regel um herkömmlichen Kaffee, dem sogenannte "Vitalpilze" wie Reishi, Chaga oder Löwenmähne als Extrakt beigemischt wurden. Diesen Pilzen wird eine heilende Wirkung nachgesagt, vor allem in der traditionellen chinesischen Medizin. In Deutschland sind sie als Nahrungsergänzungsmittel, zum Beispiel in Pulverform oder als Kapseln, erhältlich.
Hersteller werben damit, dass man mit Pilz-Kaffee mehr Energie habe und sich besser konzentrieren könne. Außerdem sollen die Pilze dafür sorgen, dass die Immunabwehr gestärkt wird. Und im Gegensatz zu herkömmlichem Kaffee vermeidet man mit dem Trendgetränk angeblich auch einen "Koffein-Crash", also den Effekt, dass man nach einem kurzen Energie-Hoch schnell wieder müde wird. Teilweise gibt es sogar komplett koffeinfreie Varianten oder Pilz-Kakao.
Das mag auf viele Kaffee-Liebhaber:innen ansprechend wirken, allerdings ist ein Großteil dieser vermeintlich positiven Gesundheitseffekte wissenschaftlich nicht belegt. UCLA Health, das medizinische Zentrum der University of Californa, Los Angeles, schreibt beispielsweise auf seiner Website:
Dennoch: Ein Vorteil könne sein, falls man durch den Pilz-Kaffee insgesamt weniger Koffein zu sich nimmt. Dadurch sei man möglicherweise tagsüber weniger nervös und könne nachts besser schlafen.
Die Verbraucherzentrale in Deutschland betont, dass "Vitalpilz" ein reiner Marketingbegriff sei. Die Pilze seien in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen. Insgesamt mangele es an "aussagekräftigen klinischen Studien zu Wirksamkeit und Risiken". Dementsprechend kritisch sieht es die Verbraucherzentrale, wenn Hersteller mit "erstaunlichen Ergebnissen" werben, was etwa die Behandlung von Asthma, Allergien, Bluthochdruck, Rheuma, HIV oder Krebs angeht.
Außerdem spricht sie eine Warnung aus: "Die Einnahme von Vitalpilz-Extrakten kann auch gravierende Nebenwirkungen haben." Wer beispielsweise Kortison oder Schmerzmittel einnimmt, sollte vor Einnahme der Pilze unbedingt mit einem Arzt oder einer Ärztin sprechen. Bei Tierversuchen hätten die Medikamente mit den Beta-Glucan-Extrakten aus den Pilzen zu starken Entzündungsreaktionen geführt.
Außerdem würden gerade Produkte aus Asien "oft nicht die angegebenen Substanzen oder Dosierungen" enthalten und seien mitunter durch Schadstoffe verunreinigt. Wer sich dennoch Pilz-Kaffee kaufen will, sollte sich also vorab genau informieren, woher die einzelnen Inhaltsstoffe stammen.