Urlaub in Griechenland: Forscher alarmiert über verschwundene Touristen

Eine mysteriöse Unglücksserie auf den griechischen Inseln wirft Fragen auf.Bild: dpa / Alexia Angelopoulou

Forscher alarmiert wegen verschwundenen Touristen in Griechenland

Leonie Daumer

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Anfang des Monats wurde Michael Mosley, ein Arzt und bekannter Fernsehmoderator aus Großbritannien nach einer Wanderung bei sengender Hitze auf der griechischen Insel Symi tot aufgefunden. Ein Video, das ein Restaurant nicht weit entfernt von ihm aufzeichnete, zeigt Mosley, wie er in der Nähe des Lokals minutenlang über die Felsen irrt und plötzlich zusammenbricht.

Dies ist jedoch nur einer von mehreren Todesfällen und verschwundenen Tourist:innen in Griechenland, die momentan große Aufmerksamkeit erregen. Am Samstag wurde ein niederländischer Tourist auf der Insel Samos tot aufgefunden. Am folgenden Tag wurde die Leiche eines US-amerikanischen Touristen auf Mathraki, einer kleinen Insel westlich von Korfu, gefunden.

Albert Calibet, ein weiterer US-amerikanischer Tourist, wird vermisst, seit er am 11. Juni zu einer Wanderung auf Amorgos aufgebrochen war. Und auf Sikinos verschwanden zwei Französinnen, nachdem sie einen Spaziergang gemacht hatten. Die Häufung derartiger Vorfälle wirft viele Fragen auf. Wissenschaftler:innen sehen darin ein deutliches Warnsignal für die Auswirkungen extremer Hitze auf den Körper und vor allem auf das Gehirn.

Mysteriöse Unglücksserie hängt mit Hitzeauswirkungen zusammen

Griechenland wird gerade von einer starken Hitzewelle mit Temperaturen von über 40 Grad heimgesucht. Petros Vassilakis, der Polizeisprecher für die südliche Ägäis, sieht darin einen direkten Zusammenhang mit den Toten und Vermissten. "Es gibt ein gemeinsames Muster", wird er von der CNN zitiert, "sie sind alle bei hohen Temperaturen wandern gegangen."

Die Temperaturen im frühsommerlichen Griechenland brechen Rekorde.Bild: dpa / Socrates Baltagiannis

Die Leichen müssen zwar noch untersucht werden, um die genaue Todesursache festzustellen, aber die Behörden warnen schon jetzt davor, die Auswirkungen der heißen Temperaturen zu unterschätzen.

Auch Damian Bailey, Professor für Physiologie und Biochemie an der Universität von Südwales zeigte sich im Gespräch mit CNN besorgt über die Auswirkungen der Extrem-Hitze auf den Körper.

Im Zentrum seiner Untersuchungen steht das Gehirn, denn hier wird die Körpertemperatur reguliert. Der Hypothalamus, eine rautenförmige Struktur im vorderen Bereich des Zwischenhirns, wirkt dabei wie ein Thermostat und gibt alles, um die Innentemperatur des Körpers um die 37 Grad zu halten, wie der Forscher dem CNN erklärte.

Hitze beeinträchtigt unser Gehirn

Wenn es heiß ist, aktiviere der Hypothalamus die Schweißdrüsen und erweitere die Blutgefäße, um den Körper abzukühlen, heißt es weiter. Allerdings hat auch das Gehirn selbst eine begrenzte Hitzetoleranz und selbst kleine Veränderungen können es beeinträchtigen. Das zeigt sich zuerst durch Langsamkeit und Trägheit, die wohl viele von heißen Sommertagen kennen.

Doch nimmt die Hitze weiter zu, könne dies schwerwiegende Auswirkungen haben, wie zum Beispiel die Verringerung des Flüssigkeitsgehalts im Körper und des Blutflusses zum Gehirn, so Bailey.

Studien, die er mit Proband:innen in einer Klimakammer durchgeführt hat, in der er die Temperatur von 21 auf 40 Grad Celsius erhöhte, zeigten einen Rückgang des Blutflusses zum Gehirn um knapp zehn Prozent. "Das ist eine große Sache, wenn man bedenkt, dass ein Motor, der die ganze Zeit auf Hochtouren läuft, nicht genug Treibstoff bekommt", sagte Bailey dem CNN.

Hitzewellen wirken sich auf unsere Risikowahrnehmung aus

Die Beeinträchtigung der Hirnaktivität kann drastische Folgen auf unser Verhalten haben, erklärte auch Kim Meidenbauer, Neurowissenschaftlerin an der Washington State University gegenüber dem CNN. Die Gehirnnetzwerke, die es Menschen normalerweise ermöglichen, klar zu denken, zu argumentieren, sich zu erinnern und Ideen zu formulieren, können "aus dem Gleichgewicht geraten", sagte sie.

Es wird schwieriger, komplexe Entscheidungen zu treffen, wie zum Beispiel die Wahl des Weges bei einer Wanderung – eine Entscheidung, die einfach klingt, aber das Abwägen mehrerer verschiedener Faktoren erfordert und wie der Fall von Michael Mosley zeigt, über Leben und Tod entscheiden kann.

Es gebe auch Hinweise darauf, dass Menschen bei Hitze eher zu riskanten Entscheidungen und impulsivem Verhalten neigen, fügte die Wissenschaftlerin hinzu. Eine veränderte Risikowahrnehmung in Verbindung mit eingeschränkten kognitiven Funktionen kann sehr ernste Folgen haben:

Leider steckt die Forschung, die die komplexen Auswirkungen von Hitze auf das Gehirn untersucht, immer noch in den Kinderschuhen. Doch weil die Klimakrise zu immer längeren und heftigeren Hitzewellen führt, rückt die Frage, wie unser Gehirn langfristig darauf reagieren wird, immer mehr in den Mittelpunkt.

Doch auch jetzt schon lassen sich im Einzelnen Vorkehrungen treffen, um sich zu schützen. Als er starb, war Michael Mosley allein unterwegs, ohne Handy und nur mit einer kleinen Wasserflasche für eine mehrstündige Wanderung ausgestattet. All das sind Dinge, die bei extremer Hitze unbedingt vermieden werden sollten.