Mit einer harmlos startenden Aussage per Video startete Klimaaktivistin Luisa Neubauer für Irritation und Aufregung – vor allem im politisch rechten Spektrum. Inzwischen hat sie sich erneut zu der Sache geäußert.
Am Rande des Copenhagen Democracy Summit, einer Veranstaltung zur Förderung der Demokratie in Dänemark, hatte Neubauer auf ihrem Instagram-Kanal eine Story gepostet, in der sie scheinbar andeutet, eine Pipeline in die Luft jagen zu wollen. In dem Video spricht sie den Satz nicht zu Ende, schreibt aber in einem eingebetteten Text, dass sie "natürlich darüber nachdenke, eine Pipeline in die Luft zu jagen".
Wie genau die Aktivistin diese Aussage meint, blieb zunächst offen. Klar war: Die Pipeline, um die es geht, steht noch gar nicht. In ihrem Post bezieht Neubauer sich auf die East African Crude Oil Pipeline (EACOP-Pipeline), die mit einer Länge von über 1400 Kilometern durch Uganda und Tansania in Ostafrika gebaut werden soll – eine Horrorvorstellung für Klimaschützende weltweit.
Von ihren Gegnern wurde Neubauers Aussage teilweise als eine Ankündigung von Ökoterrorismus aufgefasst. Unter einem Tweet des Twitter-Accounts "GreenWatch", dessen Thema laut Twitter-Bio "die Grünen und ihre Skandale" sind, kommentiert Neubauer sichtlich genervt: "Jesus Maria, es ist ein Buch."
In dem Tweet hatte es geheißen, dass Luisa Neubauer "tagsüber buchstäblich über Bombenattentate philosophieren" könne, und abends Rentnerinnen und Rentnern bei Markus Lanz "frische Ideen für unser Land präsentiert",
Das Buch "How to Blow Up a Pipeline" stammt von dem schwedischen Autor und Klimaforscher Andreas Malm, der als Vordenker der radikalen Klimabewegung gilt. Er erklärt, dass Sabotage und Eskalation ein logischer Schritt wären, um auf die Klimakrise und die daraus resultierenden Folgen aufmerksam zu machen.
Unter dem Stichwort "Pipeline in die Luft" trendete Neubauers Post mit zahlreichen Reaktionen auf Twitter. Insbesondere im rechten Spektrum wird Neubauer aufs Härteste zerrissen, zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer sprechen sich dafür aus, die Sache strafrechtlich untersuchen zu lassen.
Die Klimaaktivistin selbst reagierte darauf entspannt. Auf Twitter schrieb sie zunächst: "ENDLICH spricht man über die EACOP-Pipeline, ein 1.443 km langes Klimakiller-Projekt in Afrika. Schön, dass Zeitungen berichten, dass wir dagegen arbeiten. Und wer 10 Sek. googelt, stellt fest: Die Pipeline steht noch gar nicht. Wir wollen, dass die Baupläne abgeblasen werden."
AfD-Politiker überzeugte Neubauers Hinweis darauf, dass es die Pipeline noch gar nicht gebe, allerdings nicht. Die Vize-Sprecherin der Partei Beatrix von Storch und der stellvertretende Fraktionschef Norbert Kleinwächter erstatten Anzeige gegen die Fridays for Future-Aktivistin.
Am Abend nahm Neubauer auf Twitter erneut Stellung zu ihrer Insta-Story und dem Post, in dem sie davon spricht, die Pipeline in die Luft jagen zu wollen. Sie betont, dass die Pipeline nicht allein das Problem von Klimaaktivistinnen und -aktivisten sei, "sondern unser aller Thema". Wenn aufgrund ihres Posts nun darüber gesprochen werde, sei das "gut so". Neubauer reagiert auch auf die scheinbare Empörung innerhalb der AfD ein, die als einzige nicht zu wissen scheine, dass FFF "sich friedlichem Aktivismus verschrieben" habe.
Sie schreibt:
Bewilligt wurde der Bau der genannten Pipeline bereits im Februar, wie der französische Ölkonzern Total Energies bekannt gab. Insgesamt soll das umstrittene Projekt zehn Milliarden Dollar kosten.
Umweltschützende kritisieren, dass tausende Menschen ihre Häuser für den Bau der Pipeline verlassen müssten. Zudem würden die Umwelt und dort beheimateten Elefanten, Löwen und Schimpansen darunter leiden. Auch die Wasserversorgung sei für Millionen von Menschen in der Region gefährdet.