Es sind nur noch wenige Wochen, bis auf der Weltklimakonferenz COP 28 einmal mehr knapp 70.000 Menschen zusammenkommen, um über Lösungsstrategien gegen die Folgen der Klimakrise zu beraten. Neben Regierungsvertreter:innen reisen jedes Jahr auch zahlreiche Verantwortliche von Klimaschutzorganisationen und NGOs an. Die Verhandlungstische der Weltklimakonferenz wurden in den vergangenen knapp dreißig Jahren in verschiedensten Ländern aufgebaut.
Im kommenden November richtet ein Land die COP 28 aus, das allein wegen seiner politischen Handlungen in Europa immer wieder stark in der Kritik steht. Mit einer wichtigen Entscheidung kurz vor dem UN-Weltklimagipfel haben die Vereinigten Arabischen Emirate nun aber erneut für viel Aufsehen gesorgt.
Konkret geht es um ein großes Projekt der staatlichen Ölgesellschaft der Vereinten Arabischen Emirate, Adnoc, dessen Chef Sultan Ahmed al-Dschaber gleichzeitig aktueller Vorsitzender der COP ist. Insgesamt sollen umgerechnet rund 16 Milliarden Euro in ein neues Förderprojekt investiert worden sein.
Problematisch ist allerdings, dass diese Förderung nicht in Erneuerbare Energien fließt, wie das etwa in Deutschland der Fall ist und im Zuge der COP 28 logisch erschiene. Stattdessen lief die aktuelle Ausschreibung für die Offshore-Gasfelder Hail und Ghascha, die nur wenige Hundert Kilometer vor Abu Dhabi liegen.
Das Vorhaben ist Teil der sogenannten Ghascha-Konzessionen im Emirat Abu Dhabi. Darin inbegriffen ist eine Förderung von knapp 42,5 Millionen Kubikmetern Gas bis zum Jahr 2030. Ziel ist vor allem die vollständige Unabhängigkeit der Vereinigten Arabischen Emirate von Gasimporten.
Beim Bau der Gasfelder Hail und Ghascha werden der Adnoc-Gesellschaft zufolge "innovative Dekarbonisierungstechnologien" eingesetzt, um eine jährliche Speicherkapazität von 1,5 Millionen Tonnen CO₂ zu ermöglichen. Das Projekt sei das erste weltweit, das darauf abziele, "klimaneutral zu arbeiten", erklärte Adnoc weiter.
Diese Aussage wird vor allem von Klimaschutzorganisationen scharf kritisiert. Das Analyse-Portal Climate Action Tracker (CAT) etwa nannte die Bezeichnung "klimaneutral" für das Gasprojekt irreführend. "Es gibt keine emissionsfreien Projekte fossiler Energieträger", merkte die CAT-Expertin Mia Moisio an.
Die Bezeichnung der Adnoc beziehe sich demnach lediglich auf die betrieblichen Emissionen. Die große Mehrheit der Emissionen bei Erdgas entstehe allerdings beim Verbrennen, nicht bei dessen Förderung vor Ort.
An der Ghascha-Konzession beteiligt sich derweil auch das deutsche Unternehmen Wintershall. Insgesamt hatte die Adnoc vierzig Prozent des Projektes für ausländische Partnerunternehmen ausgeschrieben.
Die Vereinigten Arabischen Emirate verfügen über die größten Gas- und Ölreserven der Welt. Zurzeit gilt allerdings das Nachbarland Saudi-Arabien als weltweit bedeutender Exporteur von Erdöl und Erdgas. Im Vorfeld der COP 28, die am 30. November 2023 in Dubai startet, werden aufgrund der zweifelhaften Projekte der Arabischen Emirate noch zahlreiche Proteste erwartet.
(mit Material der afp)