Blickt man aktuell auf die Wetterkarte von Südostasien, sieht man eine Menge Rot. Mehrere Länder, darunter Thailand, Myanmar und die Philippinen leiden seit Wochen unter Extremtemperaturen von bis zu 50 Grad Celsius.
Schon Anfang April forderte die bis dato anhaltende Hitzewelle mehrere Todesopfer. Noch immer zeigen die Wetterprognosen keine zeitnahe Besserung und so spitzt sich die Lage für Einheimische wie Tourist:innen in Südostasien weiter zu.
Anfang der Woche hatte zunächst das thailändische Bildungsministerium landesweite Schulschließungen angeordnet, wenig später folgten auch die öffentlichen Schulen auf den Philippinen. Da viele Einrichtungen nicht einmal über Klimaanlagen verfügen, stufte man das Gesundheitsrisiko durch eine Weiterführung des Unterrichts als zu hoch ein.
Vielerorts berichten Menschen von gefühlt höheren Temperaturen durch die hohe Luftfeuchtigkeit. Der aus Luftfeuchtigkeit und Temperatur errechnete Hitzeindex liegt laut nationalen Meteorologie-Einrichtungen relativ konstant bei 45 Grad Celsius.
In Malaysia wurden an drei aufeinander folgenden Tagen tatsächliche Temperaturen von mehr als 40 Grad gemessen. Die Behörden warnen mittlerweile vor einer erhöhten Waldbrandgefahr.
Am Dienstag meldete auch die staatliche Eisenbahngesellschaft Thailands erste Schäden durch die anhaltende Hitze. In der Provinz Ron Phi Bun hatten sich die Bahngleise unter den extremen Temperaturen demnach derart verformt, dass sie für kurze Zeit unbefahrbar waren. Gleisarbeiter versuchten der "Bangkok Post" zufolge, die Gleise mit kaltem Wasser wieder abzukühlen.
Doch auch hier dürfte es sich um einen Wettlauf gegen die Zeit handeln. Bereits im vergangenen Sommer klagte etwa die thailändische Ferieninsel Ko Samui über erheblichen Wassermangel.
Lange Dürreperioden sowie ein starker Besucherandrang führen in den beliebten Touristenregionen immer häufiger zu Engpässen. Wasserspeicher sind laut Behörden selten ausreichend gefüllt.
Grund für die besonders angespannte Situation in diesem Jahr ist das Wetterphänomen El Niño, das aktuell Auswirkungen in mehreren Regionen der Welt hat. Die Wetterlage tritt in regelmäßigen Abständen von etwa vier Jahren auf und hat sowohl in Südamerika als auch in Afrika und Asien heftige Konsequenzen.
Ein weiterer Faktor für die anhaltende Hitze ist allerdings auch die zunehmende Urbanisierung in Thailand. Während einerseits die Emissionen aus dem Automobilverkehr immer weiter ansteigen, trägt auch die zunehmende Bebauung zu einer Verstärkung der Hitzewellen bei.
Versiegelte Betonflächen bezeichnen Expert:innen als sogenannte "urban heat islands", die Wärme besonders gut speichern und zur Verschlechterung des Stadtklimas beitragen. Grünflächen sind in den meisten südostasiatischen Großstädten eine Seltenheit.
In den Städten resultiert das auch in einer erhöhten Nachfrage beim Einbau von Klimaanlagen. Diese bringen allerdings einen Teufelskreis ins Rollen, denn durch den entsprechend höheren Energieverbrauch wird wiederum die Erderwärmung begünstigt.
Mit einem Anteil von knapp 20 Prozent am Bruttoinlandsprodukt ist der Tourismus in Thailand einer der wichtigsten Wirtschaftssektoren. Vor allem hierdurch wird der beschriebene Kreislauf weiter angetrieben und verschlimmert Phänomene wie die aktuelle Hitzewelle.