In den USA wütet zuerst "Helene" und anschließend "Milton". Riesige Wirbelstürme, die für Angst und Schrecken sorgen. Beide Hurrikans hinterlassen eine Schneise der Verwüstung. In Deutschland gibt es derzeit Unwetterwarnungen wegen "Kirk", ein Hurrikan, der auf seinem Weg in die Bundesrepublik zum Herbststurm schrumpfte.
Stellt sich die Frage, ob wir hierzulande Zustände erleben, wie sie seit Jahren gerade an Floridas Westküste bitterer Alltag sind.
"Hurrikans beziehen ihre Energie direkt aus den warmen Wasseroberflächen", sagt Mojib Latif, Meteorologe und Seniorprofessor am Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel zu watson. Bis zur Hurrikan-Entstehung ist es ein langer Weg. Erwärmt sich das Meerwasser, verdunstet es an der Oberfläche und bildet eine Wolke aus feuchter warmer Luft, die kontinuierlich nach oben steigt.
Die aufsteigende Luft zieht mehr Luft von unten an, die sich über dem Meer ebenfalls erwärmt und nach oben steigt. Eine riesige Gewitterwolke entsteht und wächst. Durch die Erdrotation beginnt sich das Wolkenkonstrukt zu drehen. Damit das passiert, müssen die Meerestemperaturen mindestens bei 26,5 Grad Celsius liegen.
"In unseren Meeren sind die Temperaturen schlicht zu niedrig", sagt Latif. In anderen Worten: Hurrikans wird es in Deutschland nicht geben, oder wie es Latif angenehm überzeugend ausdrückt: "Das ist absolut ausgeschlossen." Auch künftig können die Meerestemperaturen das Niveau nicht erreichen. Entwarnung also.
"Schwere Unwetter wird es hingegen häufiger geben", sagt Latif. Vor allem Mittelmeertiefs, die für schwere Überschwemmungen sorgen, wie wir sie erst vergangenen September in Mitteleuropa erlebten. Starkregen plästerte in der Zeit zum Beispiel Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bayern.
Bei Buzzfeed, unter anderem aufgegriffen von der Frankfurter Rundschau, führt Meteorologe Dominik Jung eine Zunahme auf zwei Faktoren zurück: Die Erwärmung der Erdatmosphäre, denn eine wärmere Atmosphäre könne mehr Feuchtigkeit aufnehmen, was heftigere Niederschläge zur Folge hat; eine durch den Klimawandel zunehmend instabile "Jetstream"-Strömung, was zu länger andauernden Unwetterlagen führen kann.
"Die meisten Unwetter in Deutschland werden zukünftig wahrscheinlich weiterhin im Sommer auftreten, insbesondere in den Monaten Juni, Juli und August", sagt Jung. In diesen Monaten sei die Atmosphäre am wärmsten, wodurch sie am meisten Feuchtigkeit aufnehmen könne.
Die Wahrscheinlichkeit für Starkregen und Gewitter nehme so zu. Doch auch Frühling und Herbst können zunehmend von extremen Wetterereignissen betroffen sein, ergänzt Jung.
Es braucht laut Latif künftig Anpassungen in Stadtplanung, Landwirtschaft und Katastrophenschutz. "Wobei sich die auch schwierig gestalten, vor allem bei solchen Wassermassen, wie es sie im Ahrtal gab". Gleichzeitig müsse die Wahrscheinlichkeit für Extremwetter-Ereignisse gesenkt werden. "Und dafür braucht es eine neue Industrie- und Klimapolitik."