Günstige Kleidung, schnelle Verfügbarkeit und immer im Trend – das sind die Charakteristika von Fast Fashion. Besonders bei jungen Menschen kommt das gut an.
Was wir aber auch wissen: Fast Fashion ist unfassbar schlecht für unsere Umwelt und die Menschen, die an der Herstellung beteiligt sind. Die minderwertigen Textilien überleben häufig nur wenige Waschgänge oder werden entsorgt, sobald sie nicht mehr "trendy" sind. Die Arbeiter:innen in der Produktion nähen unter meist schlechten Bedingungen mit langen Arbeitszeiten, wenig Lohn und sind Chemikalien ausgesetzt.
Trotzdem ist der Fast-Fashion-Markt groß. Online-Riesen wie Shein und Temu setzen jährlich Milliarden mit ihren Produkten um. Die Kund:innen kaufen weiter bei ihnen ein – ungeachtet der Auswirkungen.
Frankreich will das nun unterbinden. Mit einem neuen Gesetz soll nicht nur der Einkauf teurer werden, sondern auch die Werbung.
Mit dem neuen geplanten Gesetz will Frankreich Fast Fashion sowohl für Verbraucher:innen als auch für Anbieter:innen unattraktiver machen. Denn: In Frankreich werde ein Kleidungsstück im Schnitt nur sieben- oder achtmal getragen, bevor es auf dem Müll lande, wie die französische Abgeordnete Anne-Cécile Violland gegenüber dem Spiegel berichtet.
Der Entwurf umfasst mehrere Eckpunkte: "Wir zwingen die Anbieter, in all ihren französischen Onlineauftritten mit Bannern auf die ökologischen Folgen ihres Geschäfts aufmerksam zu machen", sagt Violland. Damit solle Bewusstsein für die Auswirkungen von Fast Fashion geschafft werden.
Zudem sollen Fast-Fashion-Kund:innen in Frankreich ab 2025 einen Ausgleich auf den Warenwert ihrer Bestellung zahlen – als Kompensation für die Umweltsünde. Am Anfang seien das bis zu fünf Euro pro Artikel, bis 2030 sogar bis zu zehn Euro.
Das Geld, das der Staat mit dieser Maßnahme einnimmt, soll der Organisation Refashion zugutekommen, die ökologisches Recycling und Upcycling von Kleidung finanziert. "Außerdem bekommen Mode-Labels, die in puncto Umweltauflagen vorbildlich sind, auch Geld aus dem Topf", erklärt Violland.
Weiterhin soll per Gesetz die Werbung für Fast Fashion verboten werden. Das gilt nicht nur für klassische Werbung, sondern auch für Influencer-Marketing. Influencer:innen, die dagegen verstoßen, sollen Strafen in Höhe von bis zu 15.000 Euro erhalten.
Unternehmen wiederum drohen Strafen, deren Wert sich an dem ausgegebenen Werbeetat orientiert. "Eine Kampagne, für die eine Million Euro ausgegeben wird, kostet demnach doppelt so viel", sagt Violland.
Die Abgeordneten der Nationalversammlung haben einer ersten Vorlage des Gesetzes bereits einstimmig zugestimmt, jetzt muss der Entwurf noch durch den Senat. Violland hofft, mit dem Gesetz auch andere Länder zu inspirieren, stärker gegen Fast Fashion vorzugehen.
Doch es gibt auch Kritik: Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung äußerte sich Axel Augustin, Geschäftsführer beim BTE Handelsverband Textil Schuhe Lederwaren, zu dem Vorhaben Frankreichs. "Einen Preisaufschlag, wie ihn Frankreich plant, halte ich für Unsinn", sagt Augustin. "Die Folge wäre ein sinnloser Inflationsschub, viele Menschen können sich Markenware gar nicht leisten."
Violland entkräftet solche Argumente: "Warum muss man bei Temu fünf T-Shirts à zwei Euro kaufen anstatt bei Decathlon ein einziges, dafür besseres T-Shirt für zehn Euro?", sagt die französische Abgeordnete. Zudem sei bewiesen, dass auch viele Gutverdiener:innen Wegwerfmode konsumieren.
Die Textilindustrie zählt weltweit zu den größten Umweltverschmutzern. Laut SZ gehen 20 Prozent der Abwässer und zehn Prozent der Treibhausgasemissionen auf sie zurück – alles zum Nachteil der Umwelt.