Klimaaktivisten in Berlin drängen Kanzler Olaf Scholz (SPD) seit Wochen mit einem Hungerstreik zu einer Regierungserklärung. Nach 89 Tagen ohne feste Nahrung kam einer von ihnen am Montagabend nach einem Kollaps ins Krankenhaus.
Nach der medizinischen Behandlung will der Klimaaktivist und Ingenieur Wolfgang Metzeler-Kick seinen Hungerstreik für eine Regierungserklärung von Bundeskanzler Scholz jedoch fortsetzen. Das teilte die Kampagne "Hungern bis ihr ehrlich seid" am Dienstagmorgen mit.
Am Vorabend war der 49-Jährige in eine Klinik gebracht worden. Dort habe er sich nach Gabe einer Elektrolytlösung stabilisiert und sei ins Camp der Aktivisten am Bundeswirtschaftsministerium in Berlin zurückgekehrt.
Metzeler-Kick erklärte: "Ich habe vorher schon entschieden: Wenn ich ins Krankenhaus komme, werde ich danach weiter hungern. Ich werde weiter hungern, bis Scholz endlich ausspricht, was Fakt ist: Es gibt kein CO₂-Restbudget."
Metzeler-Kick und drei weitere Hungerstreikende fordern eine Regierungserklärung, in der der Kanzler unter anderem sagen soll, dass die Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre schon jetzt zu hoch und kein CO₂-Budget mehr übrig sei. Sie verlangen ein radikales Umsteuern für mehr Klimaschutz.
Scholz hatte kürzlich an die Teilnehmer des Hungerstreiks appelliert, ihre Aktion abzubrechen. Er betonte seinen Einsatz für den Klimaschutz, ging aber auf die Forderungen der Aktivisten nicht konkret ein.
Eine Regierungssprecherin erklärte am Dienstagmittag: "Der Bundeskanzler und die Bundesregierung werden sich auch durch diesen Streik nicht erpressen lassen. Es wäre schlicht eine Einladung, weiteren Forderungen durch ähnliche Aktionen Nachdruck zu verleihen. Ein Staat darf sich aber nicht erpressbar machen."
Scholz sorge sich "um diese Menschen, die seit so vielen Tagen nichts essen. Der Kanzler bedauert sehr, dass die Streikenden diese Form des Protests wählen." Er wünsche sich weiterhin, dass der Hungerstreik abgebrochen wird. "Es gilt nach wie vor, was der Kanzler in den Vorwochen bereits mehrfach gesagt hat: 'Gewalt gegen sich selber ist nicht gut für die Demokratie'."
Metzeler-Kick hatte seine Aktion am 7. März begonnen, die anderen Männer folgten nach und nach. Er hatte die ersten 78 Tage täglich etwas Saft getrunken, seither befand er sich nach Angaben der Kampagne im "absoluten Hungerstreik", also ohne diese Kohlehydrate, aber mit Flüssigkeit.
Erst am Montagmorgen, wenige Tage vor seinem Kollaps, hatte der Klimaaktivist in einer Pressekonferenz angekündigt, ab Mittwoch in den trockenen Hungerstreik überzugehen. Dann werde er auch kein Wasser mehr trinken. Für gewöhnlich sterben Menschen nach wenigen Tagen ohne Flüssigkeitsaufnahme.
(Mit Material der dpa)