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Die Erde dreht sich schneller – das hat der Klimawandel damit zu tun

ARCHIV - 26.07.1971, ---, Weltraum: Die Erde im Weltall. (zu dpa:
Auf der Erde tut sich was, aber nichts Gutes.Bild: dpa / NASA
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Erde dreht sich schneller: Warum die Tage kürzer werden

Es ist so eine Sache mit der Erde: Mal dreht sie sich langsamer, mal schneller. Aktuell ist letzteres der Fall. Warum dieses Hin und Her normal ist und wieso sich die Erd-Rotation verändert, liest du hier.
14.07.2025, 07:4614.07.2025, 07:46
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Die Erde dreht sich schneller! Es ist doch immer wieder schön, wenn Meldungen aus der Wissenschaftswelt selbst in den kleinsten Boulevardredaktionen für Schnappatmung sorgen. Nahezu jedes Jahr. Doch dieses Jahr sorgt eine neue Wendung für Verwirrung: Wie die "New York Times" berichtet, dreht sich die Erde nun schneller – und zwar messbar.

Und so erlebten wir diese Woche eher untypisch kurze Tage. Nach Angaben des US Naval Observatory und des International Earth Rotation and Reference System Service lag die Erdrotation unter 24 Stunden, um 1,34 Millisekunden. Das soll sich diesen und kommenden Monat wiederholen. Woran liegt das?

Die Erde dreht sich schneller – das steckt dahinter

Erstmal: Ganz neu sind die Veränderungen nicht. In den vergangenen Jahren ist der durchschnittliche Tag kürzer geworden, in den letzten fünf Jahren dauerte eine Umdrehung meist nur knapp 24 Stunden.

Dass es dennoch Meldungen gibt, die auf eine abnehmende Rotationsgeschwindigkeit hinweisen, hängt mit dem beobachteten Zeitraum zusammen. Vor 70 Millionen Jahren, als der Tyrannosaurus Rex über die Erde streifte, lag die durchschnittliche Tagesrotation bei 23,5 Stunden.

Auch heute noch sind Schwankungen ganz normal, etwa durch saisonale Luftdruckunterschiede oder Schneebedeckung.

Die Veränderungen der Rotationsgeschwindigkeit hängt ohnehin mit vielen Faktoren zusammen. Entgegen exzentrischer Einzelmeinungen ist die Erde eine Kugel. Und diese dreht sich um die eigene Achse. Jetzt ist die Erdkugel aber nicht homogen, ihre Oberfläche verändert sich sogar stetig.

Etwa durch Höhen- und Tiefenveränderungen, die aufgrund von Konvektionsströmen im Erdmantel entstehen – angetrieben durch Temperaturunterschiede zwischen Erdkern und Oberfläche. Letztere verformt sich in dieser Folge.

Die Beschaffenheit der Erdoberfläche sorgt für eine sogenannte Gezeitenreibung mit Sonne und Mond. Ihre jeweilige Gravitation bremst die Rotation der Erde. Das ist lebensnotwendig.

Ohne diesen Effekt würden die Winde in einer derart hohen Geschwindigkeit wehen, dass Leben auf dem Planeten in der uns bekannten Form nicht möglich wäre. Wir wären dann wahrscheinlich platt wie Flundern in einer hydraulischen Presse.

Da sich die Erdoberfläche stetig ändert, verändert sich auch die Reibung. Dadurch kann die Rotationsgeschwindigkeit ebenfalls zu- oder abnehmen.

Klimawandel hat ebenfalls Einfluss

Zuletzt verändert der Klimawandel die Massenverteilung auf der Erde durch schmelzende Gletscher. Das Wasser verteilt sich und Masse schichtet sich um.

"Das ähnelt einem Ausbreiten der Arme des Eiskunstläufers. Die Masse des Wassers entfernt sich von der Achse und dadurch wird die Rotation eher verlangsamt", sagt Physiker Florian Sitz zum MDR.

Was sich auf die Rotation auswirkt, ist also in Teilen bekannt. Wie schwer was wiegt, lässt sich dagegen nur schwer sagen. "Es ist ein äußerst schwieriges Problem, die verschiedenen beitragenden Faktoren zu entwirren", sagte Surendra Adhikari, Geophysiker am Jet Propulsion Laboratory der Nasa zur "New York Times".

Für unseren Alltag spielen diese Millisekunden-Veränderungen kaum eine Rolle. Ein paar Tausendstel weniger pro Tag machen sich im biologischen oder gesellschaftlichen Rhythmus nicht bemerkbar. Anders sieht es bei hochpräziser Technik aus: GPS-Systeme und Satellitenkommunikation sind auf exakt berechnete Zeitangaben angewiesen. Schon kleine Abweichungen können dort zu relevanten Problemen führen.

Es ist noch etwas früh für Schnappatmung, ein zwei winzige Sorgenfältchen sind aber gerechtfertigt.

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