Nachhaltigkeit
Klima & Umwelt

Kalifornien: Aggressiver Seelöwe attackiert Teenager

OXNARD, CALIFORNIA - MARCH 27: A stranded California sea lion suffering from suspected domoic acid poisoning is rescued by CIMWI (Channel Islands Marine & Wildlife Institute) volunteers on March 2 ...
Vergiftet? Ein gestrandeter Seelöwe wird Ende März in Kalifornien eingefangen.Bild: Getty Images North America / Mario Tama
Klima & Umwelt

USA: Aggressiver Seelöwe attackiert Teenager – ist Algengift schuld?

Gegenüber Menschen verhalten sich Seelöwen im Normalfall friedlich. Vor der kalifornischen Küste kam es aber nun zu zwei Zwischenfällen, die Wissenschaftler:innen Sorgen bereiten. Dass sich zeitgleich eine giftige Alge ausbreitet, ist wohl kein Zufall.
06.04.2025, 10:2606.04.2025, 10:26
Mehr «Nachhaltigkeit»

Kalifornische Seelöwen können bis zu 2,5 Meter lang und 350 Kilogramm schwer werden. Damit sind sie deutlich größer als die bei uns heimischen Seehunde. Mit Fischen und Tintenfischen machen sie unter Wasser kurzen Prozess. Trotzdem werden sie von den meisten Menschen als harmlos oder gar süß betrachtet.

Im Zoo glauben viele einen verspielten Charakter in den Tieren zu erkennen. Kein Wunder: Zur Fütterungszeit zeigen Seelöwen mithilfe von Tierpfleger:innen nicht selten kleine, akrobatische Kunststücke, zum Beispiel mit einem Ball. Aus Kalifornien kennt man darüber hinaus die Bilder von Seelöwen, die auf den Piers am Hafen liegen und in der Mittagssonne vor sich hin dösen.

Angesichts dessen wäre "dämonisch" sicherlich kein Adjektiv, das einem beim Anblick dieser Tiere einfallen würde. Genau dieses Wort hat ein Surfer aus den USA allerdings verwendet, um einen Seelöwen zu beschreiben, dem er mitten im Meer begegnet ist.

Kalifornien: Mindestens zwei Seelöwen-Attacken in kürzester Zeit

"Sein Ausdruck war wild, fast dämonisch, ohne jede Neugier oder Verspieltheit, die ich immer mit Seelöwen in Verbindung gebracht hatte", schrieb RJ LaMendola laut dem TV-Sender CBS in einem Facebook-Post. Das Tier habe angefangen ihn zu verfolgen und biss am Ende sogar zu.

Nur wenige Tage später erlebte eine 15-jährige Jugendliche Ähnliches. Phoebe Beltran dachte zuerst an einen Hai-Angriff, als sie während eines Schwimmtests für einen Platz in einem Rettungsschwimmer-Programm Bisse spürte. "Ich hatte solche Angst, ich dachte ein Hai würde meinen Arm abbeißen und mich töten", erklärte sie gegenüber der "LA Times". Ihre Familie habe aber vom Strand aus mehrere Seelöwen gesehen.

Sowohl Beltran als auch LaMendola wurden kurzzeitig in ein Krankenhaus eingeliefert, um die Wunden zu behandeln. Beiden geht es mittlerweile wieder gut. Doch eine Frage bleibt: Was hat die Tiere dazu gebracht, sich so aggressiv gegenüber Menschen zu verhalten?

Ausbreitung giftiger Algen hat schlimme Folgen für die Tierwelt

Wissenschaftler:innen gehen davon aus, dass das äußerst sonderbare Verhalten auf eine Algenblüte zurückzuführen ist. Denn schon seit Ende Februar warnen Naturschutzbehörden laut CBS Strandbesucher:innen vor einer Ausbreitung giftiger Algen, die die Meerestiere vor der kalifornischen Küste befallen.

Konkret handelt es sich demnach um Pseudo-nitzschia, eine planktonische Kiesel-Alge, die das Neurotoxin Domoinsäure produziert. Selbst in geringen Dosen könne das zu Hirn- und Herzschäden führen, berichtet der TV-Sender.

Obwohl Lethargie, Orientierungslosigkeit, und Anfälle oder Zittern typische Verhaltensweisen von mit Domoinsäure vergifteten Seelöwen seien, könne es auch zu aggressivem Verhalten kommen, erklärt Giancarlo Rulli, ein Sprecher des Marine Mammal Centers, gegenüber dem "Guardian".

Rulli betont, dass Bisse durch Seelöwen generell selten sind, trotzdem solle man sich grundsätzlich von den Tieren fernhalten. Am Strand rät er zu einem Abstand von rund 45 Metern.

In den vergangenen Wochen haben sich dem Bericht zufolge immer mehr Menschen bei einer lokalen Tierrettungsorganisation gemeldet, weil sie gestrandete Seelöwen und Delfine entdeckt hatten. Einige dieser Tiere sind offenbar an der Vergiftung verendet, gesicherte Zahlen gibt es allerdings nicht.

Vor zwei Jahren hat die bislang schlimmste Algenblüte etwa 1000 Meerestieren an der südkalifornischen Küste das Leben gekostet, berichtet der "Guardian". In den kommenden Jahren könnte sich das Problem verschärfen, denn der durch die Klimakrise befeuerte Temperaturanstieg begünstigt das Algenwachstum weiter.

Gletscherabbruch in der Schweiz: Mehrere Bergdörfer wegen Erderwärmung in Gefahr
Blatten in der Schweiz wurde durch einen Gletscherabbruch beinahe vollständig zerstört. Doch auch die umliegenden Gemeinden befinden sich weiter in einer Gefahrensituation. Ein Experte für Permafrost erklärt, wie das Risiko entsteht.

Riesige Gesteinsbrocken und Unmengen an geschmolzenem Eis dominieren seit Mittwoch das Bild des Bergdorfes Blatten in der Schweiz. Eigentlich wohnen hier rund 300 Menschen, doch sie alle wurden bereits in der vergangenen Woche evakuiert. Ein Großteil der Häuser ist verschüttet, der Rest ist mittlerweile fast vollständig in einem Stausee versunken.

Zur Story