Überschwemmungen, Waldbrände und tödliche Hitzewellen in den Ozeanen und an Land sind die schrill klingenden Alarmglocken unserer Erde am Rande des Kollaps. Die Katastrophen – sie passieren allesamt gleichzeitig. Und werden von Mal zu Mal schlimmer, tödlicher: Wo wir früher laue Sommertage genossen haben, kriechen nun tödliche Hitzewellen übers Land. Und was einmal Sommer-Gewitter waren, sind nun gravierende Unwetter, die nicht selten in katastrophalen Überschwemmungen enden.
Der Grund für all diese Katastrophen: Die menschengemachte Erderhitzung. Gegenüber der vorindustriellen Zeit hat sich die Erde gegenwärtig um 1,2 Grad erhitzt. Erst, könnte man sagen. Denn die Auswirkungen sind schon jetzt fatal.
Schon, könnte man aber auch sagen. Denn die Weltgemeinschaft hat sich auf der UN-Klimakonferenz 2015 darauf geeinigt, jegliche Anstrengungen zu unternehmen, um die Erhitzung auf möglichst 1,5 und höchstens 2 Grad zu beschränken.
Das bedeutet: Es wird noch schlimmer. In jedem Fall. Selbst dann, wenn wir das 1,5-Grad-Ziel einhalten können sollten. Und danach sieht es derzeit beim besten Willen nicht aus. Mit der jetzigen Klimapolitik steuern wir auf eine um 2,7 Grad erhitzte Erde zu.
Wo soll uns das nur hinführen?
Unsere Erde schreit um Hilfe.
Sie versucht mit allen Mitteln und Wegen darauf aufmerksam zu machen, dass sie aus dem Gleichgewicht gerät, längst geraten ist. Und dass wir schon bald nur noch stumme Zuschauer:innen sich multiplizierender Katastrophen sein werden. Nicht mehr imstande dazu, sie zu verhindern. Das Einzige, das uns dann noch zu tun übrig bleibt, ist Schadensbegrenzung.
Und auch das nur bedingt.
Die Folgen der Klimakrise sind nicht nur katastrophal, sie sind auch teuer – und bringen, mal abgesehen von unserem Erdsystem, auch unser Sozialsystem aus dem Gleichgewicht. Denn das basiert auf stabilem Wachstum und steigendem Wohlstand. Die Krux daran: In einer endlichen Welt kann es kein unendliches Wachstum geben.
Die Quittung für unseren ständigen Hunger nach mehr bekommen wir jetzt, zeitversetzt. Weil unsere Erde viele unserer Fehler eine Zeit lang ausbalancieren konnte.
Aber irgendwann ist Schluss. Irgendwann ist eine Grenze überschritten, in der das immer instabiler werdende Kartenhaus zusammenzubrechen droht.
Und dieser Punkt steht kurz bevor.
Das macht uns unsere Erde mehr als deutlich. Sie schreit schrill um Hilfe. Lauter und lauter. Die Frage ist nur: Sind wir endlich bereit, ihr zuzuhören?
Große Teile der Welt leiden unter extremen Hitzewellen, überschlagen sich tagtäglich mit neuen und traurigen Rekorden: Bis zu 55 Grad in den USA, teils über 40 Grad im Süden Europas. Und auch in Deutschland sind die Temperaturen mehrere Tage in Folge auf bis zu 39 Grad geklettert. Befeuert durch die Hitze fangen die Wälder an zu brennen: In Kanada fressen sich die Flammen schon seit Wochen durchs Land, aber auch in Europa haben zahlreiche Regionen mit Bränden zu kämpfen.
Dazu kommen gravierende Unwetter: In Pennsylvania sind durch Sturzfluten und Überschwemmungen mindestens fünf Menschen ums Leben gekommen. In Indien sind es bereits 22 Menschen, in Südkorea mindestens 40. Sie alle haben ihr Leben infolge von Unwettern, Überschwemmungen und Erdrutschen verloren. Oder um es anders zu sagen: Sie alle sind den Folgen der Klimakrise zum Opfer gefallen.
Und das ist erst der Anfang.
Viele titulieren die Katastrophen, die wir derzeit erleben, als das neue Normal. Aber das stimmt so nicht. Wir sind bei 1,2 Grad Erwärmung. Nicht bei fast 3 Grad, die wir zu erreichen drohen, wenn wir so wenig motiviert weitermachen mit dem Klimaschutz, wie bislang.
Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström warnte bereits auf der Weltklimakonferenz in Glasgow: "Mit 2,7 Grad würden wir unbekanntes Terrain betreten. Wir würden auf einem anderen Planeten leben als heute."
Extremereignisse wie Dürren, Überschwemmungen, Brände, Krankheiten und Hitzewellen würden so stark in ihrer Häufigkeit und Intensität zunehmen, dass diese uns unser Leben beinahe unmöglich machen.
Und doch leben wir, als wäre nichts. Pusten fröhlich weiter fossile Brennstoffe – und damit CO2 – in die Atmosphäre. Schaufeln uns unser eigenes Grab.
Und das alles nur aus Gier. Aus Hunger auf mehr. Ohne Rücksicht auf Verluste.
Die Katastrophenzeit, die wir derzeit erleben, ist nicht das neue Normal. Das neue Normal kennen wir nicht. Noch nicht. Denn das neue Normal ist davon abhängig, wie viel mehr CO2 wir noch in die Atmosphäre pusten. Und was wir tun, damit möglichst viele dieser Treibhausgase gebunden werden, also aus der Atmosphäre geholt werden.
Das Gute ist: Noch haben wir es selbst in der Hand. Noch können wir das Ruder herumreißen – und das Schlimmste vom Schlimmsten verhindern.
Dafür müssen wir die Ärmel hochkrempeln und endlich anfangen. Wir können uns nicht länger mit lächerlichem Klein-Klein aufhalten und endlos darüber diskutieren, ob ein Tempolimit oder ein Veggie-Tag in der Kantine unsere Freiheit einschränkt. Denn verdammt nochmal, tun sie natürlich nicht.
Was wirklich unsere Freiheit einschränkt, ist die Klimakrise.
Und das müssen wir uns endlich eingestehen. Es hilft nichts, die Augen davor zu verschließen, sich rauszureden, die Folgen zu leugnen.
Was wir wirklich brauchen, ist eine große Transformation.
Weg von einem System der Ausbeutung, hin zu mehr Gerechtigkeit. Das bedeutet auch, die Lasten und Chancen der Klimakrise global gerecht zu verteilen.
Denn die Klimakrise ist gleich doppelt ungerecht: Zum einen, weil Industrieländer wie Deutschland ein Vielfaches der Emissionen in die Atmosphäre gepustet haben. Zum anderen, weil die Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beigetragen haben, am schwersten von ihren Folgen getroffen werden.
Und ja, das bedeutet auch, dass wir unseren Konsum reduzieren und unsere Art zu leben verändern müssen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass sich alles zum Schlechteren wendet. Ganz im Gegenteil. Unsere Städte werden lebenswerter, wir gesünder und weniger gestresst.
Wir sollten nicht länger unsere klimagerechte Zukunft verteufeln, sondern vielmehr diejenigen anzweifeln, die halbgare Schauermärchen erzählen, um den Status Quo zu erhalten.
Wir haben unsere Zukunft selbst in der Hand. Lasst uns nicht länger warten, sondern gemeinsam vorangehen. Nur so können wir gewinnen.