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Deutschlandticket: Hier wohnen die größten Verlierer des Bahn-Angebots

Mit dem Deutschland-Ticket D-Ticket können Kunden der Deutschen Bahn seit dem 1. Mai 2023 für nur 49 Euro pro Monat in allen Verkehrsmitteln des öffentlichen Nahverkehrs reisen. Das Deutschlandticket  ...
Das Deutschlandticket sollte 49 Euro für jeden kosten. Doch es gibt große Unterschiede sowie Personengruppen, die den Kürzeren ziehen.Bild: imago images / Panama Pictures
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Unfaires Deutschlandticket: Das sind die größten Verlierer

24.04.2024, 17:40
Mehr «Nachhaltigkeit»

Kaum ein Thema im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) hat die Menschen in Deutschland in den vergangenen Jahren so beschäftigt wie das Deutschlandticket. Witze über ständige Verspätungen und Streiks einmal ausgenommen. Die revolutionäre Idee hinter dem Ticket: Ein einheitlicher Preis von 49 Euro, der im ÖPNV in ganz Deutschland gilt. Ganz ohne kleinteilige Tarifsysteme.

So jedenfalls die Theorie. In der Praxis gibt es keinen Einheitspreis für Deutschland. Je nach Wohnort und Bundesland bezahlen die Menschen unterschiedliche Tarife. Denn zahlreiche Länder haben im Laufe der Zeit eigene Rabatte und Konditionen geschaffen. Auch Preisnachlässe durch Arbeitgeber spielen eine Rolle.

Zwar profitieren viele vom Deutschlandticket und sparen unterm Strich. Doch einige machen deutlich mehr Ersparnis als andere. De facto gibt es beim Deutschlandticket also Gewinner:innen und Verlierer:innen. An bestimmten Orten haben es die Menschen im Vergleich zu anderen besonders schlecht getroffen.

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Deutschlandticket uneinheitlich: Ältere Menschen in Bayern sind die Verlierer

Ältere Menschen in Bayern ziehen beim Deutschlandticket offenbar den Kürzeren. Denn Rentner:innen fallen gleich durch mehrere Rabatte-Raster, wie Recherchen des "Spiegel" ergaben. Denn ältere Menschen haben ihr Arbeitsleben bereits hinter sich gelassen und können nicht auf Unterstützung ihres Arbeitgebers hoffen.

Zudem gibt es keine Preisnachlässe für Senior:innen, die in Verbindung mit dem Deutschlandticket infrage kommen. Das ist in anderen Bundesländern anders. Etwa in Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Hessen oder Nordrhein-Westfalen, die Rabatte für Geringverdiener:innen oder Über-65-Jährige anbieten.

ARCHIV - 16.05.2022, Bayern, Krün: Eine Bushaltestelle der DB Oberbayerbuslinie an der Bundesstraße B2. (zu dpa: ««Heimatindex»: Zufriedenheit mit Umwelt und Infrastruktur sinkt») Foto: Angelika Warmu ...
In ländlichen Gebieten lassen die ÖPNV-Verbindungen oft zu wünschen übrig.Bild: dpa / Angelika Warmuth

Rentner:innen in Bayern zahlen also den vollen Preis von 49 Euro, unabhängig von ihrem finanziellen Background. Zudem gibt es vor allem in ländlichen Gebieten oft ein schlecht ausgebautes ÖPNV-Netz. Besonders in bayerischen Landkreisen wie in Niederbayern oder der Oberpfalz lässt der Nahverkehr zu wünschen übrig. Ältere Menschen dort sind also wohl die größten Verlierer im Deutschlandticket-Ranking des "Spiegel".

Deutschlandticket: An Unis und Schulen zahlt jeder unterschiedliche Preise

Auch Schüler:innen aus Schleswig-Holstein, die in Hamburg zur Schule gehen, haben das Nachsehen im Vergleich zu ihren Mitschüler:innen, die innerhalb des Stadtstaates wohnen. Denn Letztere bekommen ab dem nächsten Schuljahr ein Deutschlandticket komplett gratis, wie etwa die "Hamburger Morgenpost" berichtete. Ein Geschenk der Stadt.

Aber: Das Ticket ist nur für diejenigen, die auch in Hamburg wohnen. Da ist es auch egal, ob ihre Mitschüler:innen nur ein paar Meter weiter im Grenzgebiet in Schleswig-Holstein wohnen. Finanzielle und soziale Ungerechtigkeit herrschen beim Deutschlandticket also auch innerhalb des gleichen Klassenzimmers.

Auch bei Studierenden gibt es welche, die das Nachsehen haben. Etwa in Marburg. Hier ist die Sache kompliziert: Die Verkehrsminister:innen beschlossen nach langer Verzögerung im November, dass sie ein Deutschlandticket für 60 Prozent des Regelpreises – also aktuell für 29,40 Euro – bekommen sollen.

ARCHIV - 16.10.2023, Bayern, M�nchen: Studenten nehmen an der Einf�hrungsveranstaltung einer Universit�t teil. Mit der f�r kommendes Jahr geplanten Einf�hrung des 29-Euro-Tickets in Berlin ist die Zuk ...
Studierende zahlen überall unterschiedliche Preise für das Deutschlandticket.Bild: dpa / Peter Kneffel

Wegen des Solidarmodells ist es für alle Studierenden an Universitäten verpflichtend, damit es einheitlich für alle günstiger wird, so berichtet es der "Spiegel". Besonders an großen Unis gilt das Deutschlandticket für die Studierenden seit dem Sommersemester. Etwa in Leipzig, Mainz und Aachen. In Bremen soll es im Wintersemester so weit sein. An einigen Unis kommt es gar nicht, weil die Studierenden dort dagegen gestimmt hatten.

Deutschlandticket mit Einheitspreis: Illusion statt Realität

Und für die Studierenden in Marburg ist die Einführung noch immer völlig ungewiss. Die Studierendenvertreter:innen hatten sich dort im Januar noch dagegen entschieden, aus mehreren Gründen.

ARCHIV - 03.04.2023, ---: Ein Mann hält ein Mobiltelefon, auf dem das «D-Ticket» gekauft werden kann, vor Ticketautomaten am Hauptbahnhof in der Hand. (zu dpa: «Bayern: Bund muss Zusagen bei Deutschla ...
Die Preisunterschiede für das Deutschlandticket sind je nach Ort unterschiedlich.Bild: dpa / Fabian Strauch

In Marburg gibt es das Deutschlandticket aktuell also nicht, während Studierende vieler anderer hessischer Unis davon profitieren können. Die Studierenden sollen laut "Spiegel" bald befragt werden, ob sie sich eine Einführung des vergünstigten Tickets im Wintersemester wünschen. Ganz abgelehnt ist es also noch nicht. Als einheitlich lässt sich der Preis für das Deutschlandticket also definitiv nicht definieren.

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