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"Deutsche Bahn – Die Insider": DB-Mitarbeiter packen für ZDF-Doku aus

High speed white train on the railway station at sunset. Nuremberg, Germany. Modern intercity train on the railway platform. Industrial. Amazing passenger train on railroad. Transportation. Europe
Ehemalige Mitarbeiter der Deutschen Bahn verraten, was hinter den Kulissen vor sich geht. Bild: iStockphoto / den-belitsky
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"Deutsche Bahn – Die Insider": DB-Mitarbeiter packen für ZDF-Doku aus

05.03.2024, 17:14
Mehr «Nachhaltigkeit»

Kritik an der Deutschen Bahn hat in Deutschland Tradition: Das Jahr 2024 wird daran wohl nichts ändern, denn am Donnerstag beginnt bereits der dritte Streik dieses Jahr. Nun wurde die Bahn zum Ziel investigativer ZDF-Recherchen.

Die Doku mit dem Titel "Deutsche Bahn: Die Insider. Tricks hinter den Kulissen" wirbt mit Enthüllungen über den Konzern. Doch die Erkenntnisse, die in dem Film geteilt werden, bleiben dann doch teilweise deutlich hinter den geschürten Erwartungen zurück.

Dramatisch startet die Doku mit der Maskierung der Insider, ehemaliger Bahn-Angestellter, die anonym bleiben wollen. Darunter ein langjähriger Lokführer, ein Marketing-Manager aus der Zentrale der Deutschen Bahn sowie ein Zug-Chef und ein Bahn-Mitarbeiter. Vielversprechende Zitate leiten die Doku ein: "Er weiß, wie man die günstigsten Tickets bekommt" oder "Überfüllte Züge sind Teil des Plans".

Deutsche Bahn: Die Insider: Die Tricks des Eisenbahnriesen: Vier Angestellte packen aus. Sie entlarven die �ko-Versprechen der Bahn, decken Hygienem�ngel auf und warnen vor teuren Ticket-Fallen.
Das Logo der neuen Investigativ-Doku über die Bahn. bild: zdf / Matthias Pöttker

ZDF-Doku: AGBs werden zu Insider-Wissen

Wenn es um den Preis des Zugtickets geht, kennen die Macher:innen der Doku kein Erbarmen. Die Abzocke der Deutschen Bahn sei es, Probeabos anzubieten und diese dann – hier kommt der Schocker – weiter abzubuchen, wenn der oder die Kund:in die Kündigung vergisst.

Ein Spar-Trick des "Insiders" für Zugtickets ist außerdem, gewisse Bahnabschnitte einzeln zu buchen, statt die ganze Fahrt. Dadurch ergibt sich beim Beispiel im Film eine Ersparnis von 12,90 Euro und man kann sogar im gleichen Zug sitzen bleiben. Ganz praktisch, in der Theorie aber wohl etwas aufwändig umzusetzen.

Auch die Entschädigungszahlungen sind der Doku einen Kritikpunkt wert: "Insider Niklas kennt die genauen Bedingungen, wann die Bahn eine Entschädigung zahlen muss". Es würde auch reichen, einmal die AGBs zu lesen, aber gut. Der Insider verrät: Die Entschädigung der Zugtickets gibt es nur von der Deutschen Bahn, wenn sie an der Verspätung von über 120 Minuten selbst Schuld ist – etwa durch kaputte Türtechnik oder Infrastruktur. Verspätungen durch Unwetter oder Personen im Gleis werden nicht erstattet, da sie nicht durch die DB verursacht wurden. Irgendwie logisch.

Bordbistro: Hier lauern mitunter Ekel-Zustände

Von der Bord-Gastronomie in einem Zug sollte man nicht zu viel erwarten – vor allem, wenn man die Mini-Kabinen dort sieht. Doch das ZDF ist schockiert davon, dass das Essen nur aus Fertiggerichten besteht, die in der Mikrowelle erwärmt werden. Etwas eklig ist in der Tat jedoch, dass laut dem Insider eine Reinigung des Geschirrs oft nicht stattfinde und daher teilweise frisches Essen auf Essensreste geschüttet werde. Dann nächstes Mal doch lieber Brotdose als Board-Bistro.

Ein weiterer Ekelfaktor sind die Kopfkissen in den Zügen. Diese würden wegen des Aufwands "so gut wie nie" gewaschen oder ausgetauscht. Eine Laborprobe des ZDF ergab: In den Kissen befanden sich viele Keime und Hefepilze, die zu Allergien oder Hautinfektionen führen könnten. Der Insider empfiehlt daher, das Kissen abzumachen oder sich nur mit einer Mütze und so wenig wie möglich anzulehnen. Vielleicht sollte man doch lieber auf dem Boden sitzen und sich die Sitzplatzreservierung sparen?

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Der Insider berichtet weiter davon, dass die Kaffeemaschine sehr oft kaputt sei und es dann statt dem versprochenem frischem Kaffee nur abgepumpten Kaffee von der Bahnstation gebe. Wenn das kein richtiger Skandal ist! Sein Pro-Tipp: "Nach Cappuccino fragen, dann weiß man, ob die Kaffeemaschine funktioniert." Apropos: Als weiterer Kritikpunkt wird angebracht, dass das Personal, das mit dem Kaffee durch den Zug läuft und zum Verkauf anbietet, Provision bekommt. Verstehen wir jetzt nicht so ganz, irgendwie.

Sitzplatzreservierungen kosten extra: Das hat System

Die Kritik an der Sitzplatzreservierung ist dafür jedoch berechtigt: Diese muss man im Flugzeug oder in anderen internationalen Schnellzügen doch auch nicht extra zum Ticket dazu kaufen. Die Bahn tut das aber laut Insider, um mehr Geld zu machen, denn sie kann dann mehr Tickets als Sitzplätze verkaufen.

Doch das ist ein Sicherheitsrisiko. Es gibt offizielle Vorgaben, wie viele Menschen pro Abteil stehen dürfen: Auf einer Baureihe dürfen nur 35 Leute stehen. Sind es zwei mehr, kann der Zug nicht weiterfahren. "Wir mussten die Bundespolizei holen und den Zug räumen, denn eine Weiterfahrt war nicht möglich", berichtet der Insider über einen Vorfall, den er selbst erlebt hat.

Dies könnte ein Grund für Verspätungen sein – oder die 4000 Kilometer Schiene in Deutschland, die in marodem oder sanierungsbedürftigem Zustand sind. Grund dafür sei "ein Fehler in System". Denn Schienen kaputtgehen zulassen, könne sich lohnen. Sobald die Schiene nicht nur marode, sondern richtig kaputt ist, kommt der Sparfonds vom Bund, also der Steuerzahler, für die Kosten auf. Da lohnt sich also das Warten.

Aerial view of an electrified express ICE train on a railway track in rural area, Germany
Zugfahrt durchs Grüne.Bild: iStockphoto / Achim Schneider / reisezielinfo

Ein weiterer Enthüllungspunkt der Doku: Die Deutsche Bahn ist in das Projekt des Tren Maya involviert. Auf einer Pressekonferenz wird beispielsweise auch der DB gedankt, man sieht ihr Logo sogar auf einer Tafel. Inwiefern mischt die DB an dem umweltschädlichen Riesenprojekt durch den mexikanischen Regenwald mit?

Die DB antwortet dem "ZDF" folgendermaßen zu dem Projekt Tren Maya: "So berät die DB-Tochter in den Bereichen Fahrzeugtechnik, Ausrüstungstechnik und Betrieb. Die Infrastrukturplanung für das Vorhaben gehört nicht zum Aufgabengebiet der DB E&C." Das ist nicht gerade cool, aber eben scheinbar auch nicht verboten.

Über 8 Millionen Euro verdient die Bahn beim Projekt Maya, wie eine Kleine Anfrage der Partei Die Linke ergab. Die "Allianz pro Schiene" kritisiert dieses Engagement, weil damit Management-Kapazitäten gebunden werden. Geschäftsführer Dirk Flege ist der Meinung, die Bahn sollte lieber den Schienenverkehr in Deutschland verbessern: "In Deutschland brauchen wir keine Geschäftsfähigkeiten der Deutschen Bahn AG, wenn wir hier zu Hause so große Probleme haben."

ZDF-Doku widerlegt grünen Mythos

Immer und immer wieder wird die Bahn gerne als nachhaltiges Fortbewegungsmittel gepriesen. Nicht nur, weil sie viele Menschen auf einmal transportiert, sondern auch, weil sie zu 100 Prozent mit Ökostrom fährt. Zumindest theoretisch.

Doch Lokführer "Niklas", zehn Jahre bei der Bahn, verrät den Fehler an dieser Theorie: "Durch die Oberleitungen fließt Strom. Den kannst du mit Fahrzeugen abnehmen. Aber ein großer Teil der Fahrzeuge sind noch Diesel-Fahrzeuge." Das heißt, sie können den Ökostrom gar nicht nutzen.

Die Doku resümiert abschließend über die "Strategien und Taktiken" der Deutschen Bahn: "Vernachlässigte Technik, zweifelhafte Geschäfte und fragwürdige Umweltversprechen."

Klimakiller Avocado: Sieben bessere Alternativen zur Superfrucht

Die Avocado ist wohl die umstrittenste Frucht überhaupt. Sie ist ohne Frage sehr gesund, liefert zum Beispiel wertvolle Omega-3-Fettsäuren, Magnesium, Vitamin A und E. Das ist gut für Herz und Kreislauf, senkt den Cholesterinspiegel, hilft bei Stress und Nervosität und unterstützt den Muskelaufbau. Und sie schmeckt in vielen Kombinationen und Varianten sehr gut, trotz und gerade wegen relativ geringem Eigengeschmack.

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