Trotz seines doch vorangeschrittenen Alters darf man Claus Weselsky im Jahr 2024 noch immer als absoluten Posterboy der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) bezeichnen. Erst im vergangenen Jahr bewies eine Sendung von Jan Böhmermann erneut, dass Warnstreiks der deutschen Lokführer:innen dank ihm schon lange nicht mehr nur auf der Straße stattfinden.
Ein von Böhmermann eigens für Weselsky geschriebener Song machte das Gesicht des 65-Jährigen noch bekannter als ohnehin schon, Frust über wiederkehrende Streikwellen bei der Deutschen Bahn entladen sich regelmäßig ebenfalls konkret auf dessen Haupt. Entsprechend weise wählt der bekannte Gewerkschaftsführer Details von Gehalt bis Familie, die aus seinem Privatleben an die Öffentlichkeit dringen.
Vor mittlerweile knapp fünfzig Jahren absolvierte Claus Weselsky selbst eine Ausbildung zum Lokführer, mit der Wiedervereinigung im Jahr 1990 tritt er auch in die entsprechende Gewerkschaft ein. Dort wird sein Spitzname wegen seines Temperaments früh "der Einheizer aus Sachsen".
Den Aufstieg vom Lokführer zum Gewerkschaftsführer und späterem GDL-Bundesvorsitz hat jedoch nicht nur Weselskys Bekanntheit gesteigert, sondern auch sein Gehalt. Während Lokführer:innen in Deutschland durchschnittlich 40.000 Euro im Jahr verdienen, liegt Weselskys Gehalt angesichts seiner Verantwortung höher.
Auch der Gewerkschaftsführer wird wie die Hunderttausenden streikenden Angestellten nach Tarif bezahlt. Claus Weselsky fällt laut "Süddeutscher Zeitung" dabei in die Gehaltsklasse A16.
Das Jahres-Bruttogehalt des GDL-Führers sollte aktuellen Verträgen zufolge entsprechend bei 82.800 Euro liegen. Monatlich beläuft sich das Gehalt von Weselsky damit auf knapp 7000 Euro brutto.
Profitgier lässt sich dem gebürtigen Dresdner allerdings nicht vorwerfen. Noch vor seiner Zeit als Gewerkschaftsführer erhielt er 2007 ein Stellenangebot für den Personalvorstand der Deutschen Bahn. Dieses schlug Weselsky aus, auch wenn hier laut Medienberichten ein Jahresgehalt von mehr als einer Million Euro gewinkt hätte.
Übernommen hatte Claus Weselsky das durchaus solide bezahlte Führungsmandat im Jahr 2008 von Martin Schell. Dieser kritisierte seinen Nachfolger in der Vergangenheit stark und verglich dessen Rücksichtlosigkeit in Verhandlungen mitunter mit der von Diktatoren wie dem syrischen Präsidenten Assad. Wegen interner Auseinandersetzungen mit Weselsky legte Schell sogar seinen Ehrenvorsitz bei der GDL nieder.
Tatsächlich gelang Claus Weselsky in seiner Amtszeit die Umsetzung zahlreicher Tarifverträge nicht nur für Lokführer:innen, sondern auch für Beschäftigte anderer Bahnbranchen. In den Reihen der Angestellten wird vor allem seine Loyalität gefeiert, immer wieder lesen sich auf Plakaten Sprüche zur Einigkeit mit dem GDL-Führer.
Im September tritt Claus Weselsky dann endgültig den Ruhestand an, einer seiner Stellvertreter steht schon als Nachfolger in den Startlöchern bereit. Abzuwarten bleibt, inwiefern sich der bundesweit bekannte GDL-Chef auch aus der Rente heraus in die politische Diskussion um Tarifverhandlungen einmischen wird.