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Ernährung: In Deutschland wird immer weniger Fleisch produziert

Schweine auf Feld
Das fünfte Jahr in Folge wurde in Deutschland weniger Fleisch produziert. Insbesondere beim Schweinefleisch gab es einen Rückgang.Bild: BananaStock RF / Jupiterimages
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In Deutschland wird immer weniger Fleisch produziert

15.02.2022, 06:56
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Das fünfte Jahr in Folge hat die in Deutschland produzierte Menge an Fleisch abgenommen, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Besonders groß war der Rückgang beim Schweinefleisch. 56,2 Millionen Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen sowie knapp 669 Millionen Hühner, Puten und Enten wurden 2021 hierzulande geschlachtet, wie das Statistikamt mitteilte. Die Schlachtunternehmen produzierten so 7,6 Millionen Tonnen Fleisch – das waren 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr.

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Damit ging die Fleischproduktion im Vorjahresvergleich seit 2017 kontinuierlich zurück. Die Schweinefleischproduktion nahm laut Statistik gar um 2,9 Prozent ab – liegt mit fünf Millionen Tonnen aber mengenmäßig noch immer auf dem ersten Platz. Verglichen mit dem Jahr 2016 nahm die Menge um elf Prozent ab. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 51,8 Millionen Schweine geschlachtet.

Noch immer werden jährlich 3,2 Millionen Rinder geschlachtet

Beim Rindfleisch betrug der Rückgang 2021 im Vergleich zum Vorjahr 1,8 Prozent – das entspricht 1,1 Millionen Tonnen. Verglichen mit 2016 schrumpfte die Produktion um rund sieben Prozent. Die Zahl der geschlachteten Rinder sank gegenüber 2020 um knapp einen Prozent auf 3,2 Millionen Tiere.

Beim Geflügel sank die Fleischproduktion um 1,6 Prozent –das lag laut Statistik vor allem an der stark zurückgegangenen Schlachtung von Puten. Die Schlachtung von Jungmasthühnern dagegen stieg um 1,4 Prozent auf 1,1 Millionen Tonnen an. Insgesamt wurden 2021 etwas weniger als 1,6 Millionen Tonnen Geflügelfleisch hergestellt.

Die Corona-Pandemie bestärkt den rückläufigen Trend

Der Rückgang der Fleischproduktion hat eine Reihe von Gründen. Allein auf einen gesunkenen Fleischkonsum zurückzuführen ist er nicht, da ein erheblicher Teil des in Deutschland produzierten Fleisches exportiert wird und etwa der Selbstversorgungsgrad bei Fleisch im Jahr 2020 statistisch betrachtet bei 117,7 Prozent lag. Aktuell gibt es aber eine angespannte Marktlage. So beklagte die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter vor wenigen Wochen, dass die Zahl der schweinehaltenden Betriebe "dramatisch" zurückgehe und der Schweinebestand so niedrig sei wie seit 25 Jahren nicht mehr.

57,3 Kilo Fleisch essen die Deutschen jährlich – so wenig wie nie seit Beginn der Berechnungen 1989

Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Preisverfall am Schweinemarkt habe den Ausstieg der schweinehaltenden Betriebe noch einmal deutlich befeuert. Zugleich verstetigte sich beim Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Deutschland zuletzt ein rückläufiger Trend. Nach Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) lag der Pro-Kopf-Verzehr von Fleisch in Deutschland 2020 mit 57,3 Kilogramm so niedrig wie noch nie seit Beginn der Berechnung im Jahr 1989.

Bei vielen Verbraucherinnen und Verbrauchern gibt es dabei ein steigendes Interesse an einer bewussteren und abwechslungsreicheren Ernährung, wie zuletzt wiederholt der Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums konstatierte. Insgesamt haben tierische Produkte nach Angaben der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie aber noch immer den deutlich größeren Marktanteil als Ersatzprodukte. Der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen betrug im Jahr 2020 rund 38,6 Milliarden Euro und damit mehr als das Hundertfache des Wertes der Fleischersatzprodukte, wie der Verband Ende Januar erklärte.

Tierwohl: ein hitziges Dauerthema in der Politik

Auf der anderen Seite gibt es derzeit eine intensive politische Debatte über das Tierwohl und Haltungsbedingungen. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) sprach sich gegen "Ramschpreise" im deutschen Lebensmittelhandel aus, der Bauernverband ebenfalls. Der jüngste "Fleischatlas" der Heinrich-Böll-Stiftung und des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) beklagt einen weiterhin zu hohen Pro-Kopf-Konsum von Fleisch in Industriestaaten, der unter anderem die Klimakrise und den globalen Artenschwund verschärfe.

(dpa/lmk)

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