Schon mit acht Jahren wird Akiko bewusst, dass sich die Erde immer weiter erwärmt und das nicht nur für die Eisbären schlecht ist (Symbolbild). Bild: www.imago-images.de / imago images
Nah dran
Akiko war acht Jahre alt, als sie anfing, immer mehr über die Klimakrise zu lesen. Ihr wurde klar: Die Erde wird immer wärmer, aus diversen Gründen. Und das ist nicht nur schlecht für die Eisbären, sondern auch für uns Menschen.
Heute ist Akiko 16 Jahre alt und kämpft für mehr Klimaschutz. Nachdem sie bei der Local Conference of Youth (LCOY) im vergangenen Jahr zahlreiche Gleichgesinnte kennengelernt hat, die sich wie sie für eine sichere Zukunft einsetzen, hat sie die heute beginnende Klimakonferenz für junge Menschen dieses Jahr kurzerhand mit organisiert.
Am Telefon erzählt uns Akiko ihre Geschichte – ein Protokoll.
"Als ich acht Jahre alt war, habe ich zum ersten Mal realisiert, dass wir ein Problem haben: Dass Menschen verhungern, dass Krankheiten zurückkommen, dass der Nordpol schmilzt. Und das alles nur wegen der Klimakrise. Damals war ich noch recht entspannt – ich dachte mir, irgendwer wird sich schon darum kümmern. Von Politik hatte ich ja keine Ahnung.
"So kann es nicht weitergehen, ich muss etwas tun, ich muss mich da jetzt voll reinhängen."
Das hat sich so richtig erst geändert, als ich 15 Jahre alt wurde, weil ich mein erstes Handy bekommen habe. Zu dem Zeitpunkt habe ich angefangen, auch im Internet viel über die Klimakrise zu lesen und hatte eben nicht nur die gedruckte Presse, die meine Eltern oder Großeltern mir gekauft haben. Da habe ich dann die volle Wucht der Nachrichten abbekommen.
Über einen Zufall bin ich dann auch zur LCOY gekommen, wodurch mir klar geworden ist: So kann es nicht weitergehen, ich muss etwas tun, ich muss mich da jetzt voll reinhängen.
Statt sich Bücher neu zu kaufen, hat Akiko sich Bücher ausgeliehen (Symbolbild).Bild: iStockphoto / GaudiLab
Es war jetzt nicht so, dass ich vorher gar nichts gemacht habe, es war nur einfach lächerlich wenig – ich hatte ja keinen Plan. Vor der LCOY war es so, dass ich mir einfach kaum neue Klamotten gekauft habe, Bücher nur ausgeliehen habe und auch angefangen habe, mit Freunden über die Klimakrise zu reden. Manchmal habe ich Zuhause auch heimlich die Heizung runtergedreht oder Wasser gespart.
Durch die LCOY habe ich aber realisiert, dass ich nicht allein bin und dass schon viel getan wird in Sachen Klimaschutz – es muss nur zugänglicher gemacht werden.
Das hat mir ein bisschen die Hilflosigkeit genommen. Ich wusste jetzt, dass es noch mehr konkrete Dinge gibt, die man tun kann. Zum Beispiel Fleischverzicht.
Auf der LCOY hat Akiko Gleichgesinnte getroffen, die auch aus Klimagründen vegetarisch essen (Symbolbild). Bild: iStockphoto / Prostock-Studio
Ich wusste zwar schon lange, dass Fleischessen scheiße ist. Aber ich habe es trotzdem weiter gegessen – weil es schmeckte und ich meine Nährstoffe brauchte. Einige Leute aus meiner Klasse haben damals schon vegetarisch gegessen, aber in der Prüfungsphase wieder angefangen, Fleisch zu essen – weil sie die Energie brauchten. Das habe ich lange nicht hinterfragt.
"Ich versuche schon, Gespräche zu führen und darüber aufzuklären, warum es besser fürs Klima ist, auf Fleisch zu verzichten, aber ich weise niemanden zurecht."
Nach der LCOY war das anders. Ich hätte am liebsten gar kein Fleisch mehr gegessen. Aber meine Eltern wollten nicht extra etwas anderes für mich kochen. Also hatten wir ein Jahr lang einen Kompromiss: Wenn ich selbst koche, konnte es vegetarisch sein, wenn sie gekocht haben, musste ich das Fleisch mitessen. Seit den Sommerferien esse ich aber komplett vegetarisch. Und darüber bin ich sehr froh.
Trotzdem bin ich niemand, der sich moralisch über andere stellt. Ich versuche schon, Gespräche zu führen und darüber aufzuklären, warum es zum Beispiel besser fürs Klima ist, auf Fleisch zu verzichten, aber ich weise niemanden zurecht. Wenn die Leute aber nicht zuhören wollen, sondern sowas sagen wie: 'Aber der Fisch ist doch eh schon tot. Iss den doch einfach', macht mich das total sauer. Das nervt. Ich hoffe dann nur immer, dass wir irgendwann nochmal eine gemeinsame Diskussionsbasis finden.
"Es ist nur einfach so, dass ich wirklich Angst vor dem habe, was noch kommt durch die Klimakrise."
Es ist nur einfach so, dass ich wirklich Angst vor dem habe, was noch kommt durch die Klimakrise. Diesen Sommer und auch jetzt noch habe ich extreme Angst, dass Menschen erfrieren, weil es keine Energiesicherheit gibt zum Beispiel. Das macht mich einfach unglaublich emotional, ich reagiere dann sehr empfindlich. Deswegen ist es mir auch so wichtig, etwas für den Klimaschutz zu tun.
Und als es dann den Aufruf gab, dass sie noch Leute für die Organisation der LCOY suchen, war ich sofort begeistert. Ich war ja schon davor von der LCOY überzeugt. Zusammen mit einem Freund war ich dann beim Vorbereitungswochenende in Hamburg, wo wir Flyer verteilt und alles plakatiert haben. Außerdem habe ich viel mit Freunden gesprochen, mit der Grünen Jugend, den Jusos und so, um sie dazu zu bewegen, auch zur LCOY zu kommen. Das hat zum Glück gut geklappt. Ich konnte viele überzeugen.
"Ich weiß, dass ich unbedingt etwas tun will für den Klimaschutz und ich habe das Gefühl, dass ich dafür bei der LCOY genau richtig bin."
Ich bin einfach froh, dass ich jetzt dabei bin. Da ist es egal, ob man noch nicht viel über die Klimakrise weiß, oder schon ein alter Klima-Hase ist. Man trifft einfach Leute, die sich genauso für mehr Klimaschutz einsetzen wollen, wie man selbst, denen es genauso geht, wie einem selbst. Letztes Jahr gab es einige Leute, die aus einem kleineren Dorf kamen und dort die einzige Person waren, die vegan lebt oder so. Das kann sehr überfordernd sein. Deswegen hilft es auch so enorm, dass man bei der LCOY auf Seinesgleichen trifft.
Ich bin noch kein alter Klima-Hase und ich muss noch viel lernen. Aber ich weiß, dass ich unbedingt etwas tun will für den Klimaschutz und ich habe das Gefühl, dass ich dafür bei der LCOY genau richtig bin."
Privatjet zu fliegen, gehört zu den größten Klimasünden, die einzelne verursachen können. Es ist bekannt, dass Flugreisen einen großen Beitrag zum CO₂-Ausstoß leisten. Doch wer sich für einen Privatjet entscheidet, verursacht im Schnitt zehnmal mehr Kohlenstoffdioxid als mit einem Linienflug. Verglichen mit einer Zugfahrt liegt der Wert sogar 50-mal höher.