Auf dem Sommerkongress von Fridays for Future können Aktivist:innen und solche, die es werden möchten, lernen, wie Klima-Aktivismus funktioniert.bild: watson / josephine andreoli
Nah dran
Das erste Mal mit der Klimakrise in Kontakt gekommen, ist Meret Busch in der fünften Klasse durch die Klima AG an ihrer Schule. In der Klimaschulung lernt sie damals, was die menschengemachte Erderhitzung bedeutet – "und dass sie definitiv etwas ist, das wir unter allen Umständen vermeiden wollen". Sie lernt aber nicht nur, welch gravierende Folgen die Klimakrise für uns Menschen mit sich bringen würde. Vor allem lernt sie, dass jede und jeder von uns die Möglichkeit hat, etwas gegen die Klimaerhitzung zu unternehmen.
Dass dieser Leitsatz sie auch viele Jahre später noch begleiten würde, ahnt Meret damals noch nicht.
Doch als Greta Thunberg sich 2018 vor das schwedische Parlament setzt, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren, fühlt Meret sich sofort abgeholt. Das ist ihre Welt. Damals ist sie 13 Jahre alt. Sie verfolgt Greta Thunberg und ihren unermüdlichen Streik in den Fernsehnachrichten, in der Zeitung – und später, als sie älter ist, auch auf Instagram. Sie sieht, wie die Klimabewegung wächst.
Und will mitmachen.
Meret Busch (18) engagiert sich, seit sie 16 Jahre alt ist, an vorderster Front für Fridays for Future in Hamburg.bild: watson / josephine andreoli
Als 2018 auch in Deutschland die erste Fridays-for-Future-Demonstration stattfindet, ist Meret dabei. Sie läuft mit, kämpft mit Hunderttausenden von Schüler:innen und Aktivist:innen auf der Straße für mehr Klimaschutz. Im Gespräch mit watson sagt sie:
"Durch die Demonstrationen mit jungen Menschen wie Greta und Luisa an der Spitze ist mir klar geworden, dass man den Klimaschutz nicht den Erwachsenen in irgendwelchen Ämtern überlassen muss, sondern selbst anpacken kann."
Und genau das tut die Hamburger Schülerin dann auch.
Für einige Jahre läuft sie auf den Demonstrationen von Fridays for Future mit. Als sie 16 Jahre alt wird, will sie mehr: Mitorganisieren, mobilisieren, Mut machen.
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Sommerkongress von Fridays for Future bereitet Aktivist:innen auf Demos vor
Mittlerweile ist Meret 18 Jahre alt und mit der Klimabewegung eng verwachsen. Erst fängt sie an, den "Lauti" – den Lautsprecherwagen auf den Demos – mit aufzubauen, sorgt dafür, dass die Banner zur richtigen Zeit am richtigen Ort sind. Später macht sie die Technik, moderiert die Demos, hält schließlich auch Reden.
Doch über das Klima, den Klimaschutz und wie man diesen bestmöglich vermitteln kann, könne man nie genug lernen, sagt Meret. Auch deswegen nutzt sie ihre Sommerferien dafür, sich auf dem Sommerkongress von Fridays for Future noch mehr Wissen darüber anzueignen.
Seit dem 8. August und noch bis zum 12. August findet dieser in Lüneburg an der Leuphana Universität statt.
"Bei uns gibt es keine Hürden, es ist alles super niedrigschwellig – jeder kann bei uns einsteigen. Und dieser bunte Haufen wollen wir auch weiterhin bleiben."
Fridays-for-Future-Aktivistin Meret Busch
Knapp 500 Fridays-for-Future-Aktivist:innen und solche, die es noch werden wollen, sind dafür laut der Klimabewegung aus ganz Deutschland nach Lüneburg gereist. Hier sollen sie Aktivist:innen aus anderen Ortsgruppen kennenlernen und Tipps an die Hand bekommen, wie das mit dem Klimaaktivismus funktioniert: Wie sie richtig Reden schreiben, wie sie Kampagnen planen, wie Klimabildung funktioniert. Aber auch, wie Lobbyismus Klimaschutz verhindert, welche weltweiten Auswirkungen die CO₂-Zunahme hat oder wie Banken und Finanzen auf die Klimakrise wirken. Und vieles mehr.
Denn im Mittelpunkt steht auch das Miteinander: Bei Konzerten, bei Poetry Slams, beim Entspannen auf der Wiese.
Abends gibt die Pop-Band Ok Kid ein Konzert auf dem Sommerkongress von Fridays for Future.bild: meret busch
"Viele sind zum allerersten Mal dabei", erzählt Meret. Denn der Sommerkongress soll nicht nur Inhalte vermitteln, sondern auch Menschen verbinden und zeigen, dass es sich lohnt, für eine bessere Zukunft gemeinsam an einem Strang zu ziehen. "Ich hoffe, es gefällt ihnen – das ist zumindest ein niedrigschwelliger Ort, um Leute kennenzulernen."
Auch Meret kann sich noch an ihre Anfangszeit erinnern. Und daran, dass es gedauert hat, bis man seine Bezugspersonen gefunden hat. Mit solch einem Event sei das sicher einfacher. "Bei uns gibt es keine Hürden, es ist alles super niedrigschwellig – jeder kann bei uns einsteigen. Und dieser bunte Haufen mit Menschen aus ganz Deutschland wollen wir auch weiterhin bleiben", sagt sie im Gespräch mit watson.
Immerhin, betont Meret, sei es auch die Vielfalt der Klimabewegung selbst, die dafür sorge, dass Fridays for Future so viele Menschen anspreche. Und so erfolgreich ist.
Die Vielfältigkeit der Klimabewegung trägt Meret Busch zufolge auch zu ihrem Erfolg bei.Bild: AFP / TOBIAS SCHWARZ
Gemeinsam für den Klimaschutz kämpfen – und Krisen verhindern
Dass die Klimabewegung, auch durch die Aktionen der Letzten Generation und den dadurch zunehmenden Frust der Menschen, eine Durststrecke erlebt hat, sieht auch Meret. "Natürlich tut einem das innerlich ein bisschen weh, wenn auf den Demonstrationen weniger Menschen sind, als man es gewohnt ist", sagt sie. "Aber wir sind es denen, die trotz allem – selbst bei Regen und Sturm – mit uns mitlaufen, schuldig, motiviert weiterzukämpfen und aktiv zu bleiben."
"Ich glaube, wir sind so viele, die an Lösungen arbeiten – wir werden die Klimakrise lösen. Angst hindert uns nur daran, aktiv zu werden."
Klimaaktivistin Meret Busch
Auch wenn Meret manchmal frustriert ist von der Politik und davon, dass es nicht schnell genug vorangeht mit dem Klimaschutz – ihre Motivation verliert sie dabei nie aus den Augen: "Ich sehe immer die vergangenen Erfolge von Fridays for Future vor mir. Wir haben schon so viel erreicht."
Darüber, dass die Blockaden der Letzten Generation in Teilen der Bevölkerung dazu führen, dass allein die Erwähnung des Wortes "Klimaschutz" für Frust und Ärger sorgt, muss Meret einen Moment lang nachdenken. "Wir haben verschiedene Bewegungen, und alle haben ihre Berechtigung und Aufgabe", sagt sie dann diplomatisch. Meret ergänzt:
"Was mich wirklich wütend macht, sind Hasskampagnen von irgendwelchen Politikern, die statt von Aktivisten von 'Klimaterroristen' sprechen. Die haben offenbar nicht verstanden, was Terroristen sind. Das geht überhaupt nicht."
Umso wichtiger sei es jetzt, zu zeigen, was man gemeinsam erreichen könne. "Wir müssen weitermachen und diesen bunten Haufen von Menschen zusammenbringen." Angst, dass das nicht funktioniere oder schnell genug gehe, hat Meret nicht. Sie sagt: "Ich glaube, wir sind so viele, die an Lösungen arbeiten – wir werden die Klimakrise lösen. Angst hindert uns nur daran, aktiv zu werden. Deswegen versuche ich mich darauf zu konzentrieren, dass es weitergeht."
Der Ansturm auf den Sommerkongress von Fridays for Future jedenfalls zeigt: Die jungen Menschen sind da. Bereit, laut zu sein und für mehr Klimaschutz zu kämpfen.