Trotz fristgerechter Kündigung mussten Verbraucher:innen in manchen Fällen wochenlang auf die Umstellung auf ihren neuen Stromtarif warten. Das soll sich nun ab Juni ändern.
Die neue EU-Richtlinie zur Stromversorgung soll dafür sorgen, dass der Strommarkt in Europa moderner und verbraucherfreundlicher wird. Ziel ist ein gut vernetzter, fairer und transparenter Markt, in dem Wettbewerb herrscht und Verbraucher:innen mehr Auswahl, Flexibilität und Kontrolle über ihren Strombezug haben.
Demnach soll die Umstellung auf einen anderen Stromanbieter ab dem 6. Juni innerhalb von 24 Stunden erfolgen. Die Kündigungsfristen der jeweiligen Verträge bleiben allerdings bestehen. Was das bedeutet und was du sonst noch rund um den Stromanbieterwechsel wissen musst, weiß watson.
Ein Sofortwechsel des Stromanbieters ist weiterhin nicht möglich, da Kündigungsfristen wie bisher eingehalten werden müssen. Nach Vertragsende geht der Wechsel jedoch deutlich schneller: Der neue Anbieter soll innerhalb eines Werktags mit der Belieferung starten.
Dadurch wird der Wechsel zwar nicht spontan, aber einfacher planbar und schneller abgewickelt. Die neue Regelung soll nicht nur Wartezeiten verringern, sondern auch den Wettbewerb beleben. Stromanbieter können sich nun besser mit günstigen Preisen und Angeboten positionieren, was langfristig vor allem den Verbraucher:innen zugutekommt.
Ab dem 6. Juni 2025 sind rückwirkende Anmeldungen, etwa bei einem Umzug, ausgeschlossen. Das bedeutet: Ein Stromvertrag gilt immer erst ab dem Tag, an dem er tatsächlich abgeschlossen wird.
Davor konntest du, wenn du zum Beispiel am 1. eingezogen bist, aber erst am 10. den neuen Anbieter beauftragt hast, die Strombelieferung rückwirkend ab dem 1. datieren lassen. Das geht künftig nicht mehr.
Wer sich also nicht rechtzeitig um einen neuen Anbieter kümmert, wird zunächst vom Grundversorger beliefert. Rückwirkende Vertragsabschlüsse hatten in der Vergangenheit oft zu Abrechnungsproblemen geführt – mit der neuen Regelung soll mehr Transparenz und Verlässlichkeit geschaffen werden.
Zwar musste der Stromanbieterwechsel bislang innerhalb von drei Wochen erfolgen, doch in der Praxis dauerte es oft deutlich länger. Selbst bei fristgerechter Kündigung warteten Verbraucher:innen mitunter wochenlang auf ihren neuen Tarif.
Expertin Claudia Kreft erklärt das gegenüber des mdr so: "Netzbetreiber und bisheriger Anbieter nutzten Fristen bis zum letzten Tag aus, technische Schnittstellen funktionierten nicht reibungslos, und der Austausch von Zählerständen oder Kundendaten zog sich hin." Das ist ab 6. Juni Geschichte.
Der beste Zeitpunkt für einen Stromanbieterwechsel ist oft im Herbst oder zu Jahresbeginn, da viele Verträge zum Jahresende auslaufen und Anbieter:innen in dieser Zeit neue Tarife oder Sonderaktionen anbieten. Zudem passen viele Versorger:innen ihre Preise Anfang des Jahres an, was einen Vergleich besonders lohnenswert macht.
Um Fristen einzuhalten und vom besten Angebot zu profitieren, solltest du idealerweise zwei bis drei Monate vor Vertragsende aktiv werden. Auch bei angekündigten Preiserhöhungen kann sich ein Wechsel durch das Sonderkündigungsrecht lohnen.
Ein Stromanbieterwechsel ist nicht ganz kurzfristig möglich, aber inzwischen deutlich schneller als früher. In der Regel beträgt die Kündigungsfrist beim alten Anbieter vier bis sechs Wochen vor Vertragsende. Ein Wechsel ist erst nach Ablauf dieser Frist möglich, es sei denn, es besteht ein Sonderkündigungsrecht (zum Beispiel wegen einer Preiserhöhung). Lies dir dafür am besten deine Vertragsunterlagen ganz genau durch.
Nicht alle Stromverträge sind monatlich kündbar. Nur in der Grundversorgung, also wenn man keinen speziellen Tarif abgeschlossen hat, ist eine Kündigung jederzeit mit einer Frist von zwei Wochen möglich. Bei Sonderverträgen, die eine feste Laufzeit von meist 12 oder 24 Monaten haben, ist eine monatliche Kündigung erst nach Ablauf der Erstlaufzeit möglich.
Seit März 2022 gilt: Neue Verträge müssen nach der ersten Mindestlaufzeit monatlich kündbar sein. Wichtig ist also, die Vertragsbedingungen genau zu prüfen, vor allem Laufzeit und Kündigungsfrist.
Wenn Vormieter:innen den Strom nicht abmelden, ist das für dich kein Problem, denn du bekommst trotzdem Strom, in der Regel automatisch über den Grundversorger. Allerdings ist dieser Tarif meist teurer.
Wichtig ist daher, dass du dich nach dem Einzug schnell selbst beim Stromanbieter deiner Wahl anmeldest und den Zählerstand festhältst. Du haftest nicht für den Stromverbrauch der Vormieter:innen, solange du deinen Einzug korrekt meldest.
Ab dem 6. Juni gilt es also, noch genauer bei der Auswahl des Stromversorgers zu sein. Außerdem ist es ratsam, auch regelmäßig den Stromanbieter zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen, so sicherst du dir den besten Preis.