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Supermarkt: Das sind die dreistesten Werbelügen – zwei Produkte von DHDL dabei

Zum zwölften Mal hat Foodwatch fünf Produkte mit der dreistesten Werbelüge nominiert. Über den Gewinner können Verbraucher:innen abstimmen.
Zum zwölften Mal hat Foodwatch fünf Produkte mit der dreistesten Werbelüge nominiert. Über den Gewinner können Verbraucher:innen abstimmen.bild: foodwatch
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"Goldener Windbeutel": Dreisteste Werbelüge des Jahres gesucht

01.06.2023, 17:51
Mehr «Nachhaltigkeit»

Verbrauchertäuschung steht beim Einkauf im Supermarkt an der Tagesordnung. Hersteller übertreffen sich gegenseitig mit fiesen Tricks und Maschen, um Kund:innen Geld aus der Tasche zu ziehen.

Die Produkt-Beschreibungen übertreffen sich nur so an Superlativen: Das eine preist gesunde Inhaltsstoffe und Vitamine an, das nächste überzeugt mit einer CO₂-neutralen Herstellung, das übernächste mit falschen Annahmen zum Produkt.

Klar, über Geschmack lässt sich streiten. Aber Werbeversprechen, die die Verbraucher:innen täuschen? Geht überhaupt nicht, sagt Foodwatch – und nominiert nun zum zwölften Mal die Produkte mit der dreistesten Werbelüge.

Welche Werbemasche am unverschämtesten ist, darüber können Verbraucher:innen noch bis zum 24. Juni abstimmen. Zur Wahl stehen fünf Produkte von bekannten Firmen wie Mondelez, Yfood, 3 Bears und Intersnack. Ein Unternehmen kommt gleich doppelt schlecht davon.

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Nominierte Produkte für "Goldenen Windbeutel"

Zur Wahl für den "Goldenen Windbeutel" stehen Produkte, die Verbraucher:innen in den vergangenen Monaten auf der Beschwerdeplattform gegen Werbelügen von Foodwatch eingereicht haben.

Nach intensiver Recherche in Zusammenarbeit mit unabhängigen Expert:innen hat Foodwatch daraufhin die fünf Produkte mit den dreistesten Werbelügen nominiert.

Philadelphia mit Ziegenkäse & Rosmarin von Mondelez

Den Deckel des Philadelphia-Frischkäses ziert der Slogan "Sorte des Jahres", darunter werden eine Ziege, eine Ziegenkäserolle und ein Rosmarinzweig abgebildet.

Der Frischkäse von Philadelphia täuscht Verbraucher:innen leicht durch missverständliche Abbildungen.
Der Frischkäse von Philadelphia täuscht Verbraucher:innen leicht durch missverständliche Abbildungen.bild: foodwatch

Als Verbraucher:in könnte man meinen, es handele sich um eine Frischkäsezubereitung auf Basis von Ziegenmilch. Aber falsch gedacht.

Foodwatch kritisiert:

"Erst im ganz Kleingedruckten erfährt man: der Ziegenkäse-Anteil liegt gerade einmal bei drei Prozent!"

Schon ein Hinweis auf der Vorderseite der Verpackung darüber, wie viel Ziegenkäse tatsächlich enthalten ist, würde das Täuschungspotenzial "signifikant verringern". Ob die werbliche Hervorhebung einer Zutat irreführend ist, wenn nur geringe Mengen enthalten sind, ist aktuell allerdings eine Einzelfallentscheidung.

Pom-Bär Ofen Minis von Intersnack Deutschland

Die niedlichen Chips in Bärenform sollen explizit Kinder ansprechen – zudem sollen offenbar auch gesundheitsbewusste Eltern zu den Chips greifen: Denn der Hersteller verspricht, dass die Pom-Bär Ofen Minis "50 Prozent weniger Fett als herkömmliche Kartoffelsnacks" enthalten. Was genau damit gemeint sein soll – unklar.

Die niedliche Form der Chips spricht vor allem Kinder an.
Die niedliche Form der Chips spricht vor allem Kinder an.bild: foodwatch

Dazu kommt noch: Die Chips enthalten deutlich mehr Zucker als die Original Pom-Bären – nämlich 12 bis 13 Gramm in den Sorten "Paprika" und "Sour Cream Style".

Foodwatch erläutert:

"Die Pom-Bären Ofen Minis [...] richten sich an Kinder und werben mit '50 Prozent weniger Fett'. Doch die Chips in Bärenform sind alles andere als gesund: Sie enthalten etwa sechsmal so viel Zucker wie die Original Pom-Bären und dürften nach den Empfehlungen der WHO gar nicht erst an Kinder beworben werden."

Bereits seit Langem fordert Foodwatch, dass Kindermarketing für ungesunde Produkte gesetzlich reguliert werden müsse.

Kinder würden ohnehin schon mehr als doppelt so viele Süßigkeiten und Knabbereien essen, aber nicht einmal halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen.

Yfood Smooth Vanilla yfood Labs GmbH

Angepriesen wird Kund:innen diese Trinkmahlzeit in den höchsten Tönen: "Bewusste Ernährung" sei damit "ganz einfach". Yfood sei "convenient, gesund, lecker und nachhaltig" und habe ein "vollständiges Nährstoffprofil". Kurz gesagt: Der Drink liefert Proteine, Ballaststoffe, pflanzliche Öle und 26 Vitamine und Mineralstoffe. Easy.

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Aber so gut wie der Drink klingt, ist er dann doch nicht. Denn letztlich handelt es sich um "Milch mit Wasser und ein paar zugesetzten Vitaminen, Mineralien und Süßstoff", wie Foodwatch kritisiert. Und das für einen stolzen Preis von 3,99 Euro je 500-ml-Flasche.

Und nach einem Scan der Zutatenliste fällt außerdem schnell auf: Ganz so gesund wie angepriesen, ist der Drink auch nicht. Neben Milch und dem darin natürlich vorkommenden Zucker enthält die Trinkmahlzeit Maltodextrin und Sucralose – ein sehr stark süßendes künstliches Süßungsmittel. Foodwatch ergänzt: "Künftig wird Yfood mit dem Nutri-Score E bewertet." Momentan schmückt sich die Flasche noch mit dem Nutri-Score A.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät von zuckerfreien Süßstoffen eher ab, sie können das Risiko für Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Sterblichkeit bei Erwachsenen erhöhen.

Tuc Bake Rolls von Mondelez

Früher verkaufte Mondelez die Bake Rolls unter der Marke 7Days, mittlerweile unter der Marke Tuc. Das Produkt ist quasi das gleiche: Doch während die 250-Gramm-Packung früher 1,39 Euro gekostet hat, kosten die Bake Rolls nun 1,99 Euro – für 150 Gramm. Das ist eine versteckte Preiserhöhung von rund 139 Prozent.

Versteckte Preiserhöhung: Die Verpackung ist fast um die Hälfte geschrumpft – bei höherem Preis.
Versteckte Preiserhöhung: Die Verpackung ist fast um die Hälfte geschrumpft – bei höherem Preis. bild: foodwatch

Foodwatch kritisiert, dass Mondelez die Marke ausgetauscht und gleichzeitig Preis und Verpackung verändert habe: "Auf diese Weise bekommen Verbraucher:innen kaum mit, dass sie für fast den gleichen Inhalt mehr als doppelt so viel Geld zahlen." Die Organisation fordert daher, Produkte mit geschrumpftem Inhalt im Supermarkt klar zu kennzeichnen.

Die Verbraucherzentrale Hamburg hatte die Tuc Bake Rolls bereits im März 2023 zur Mogelpackung des Monats gekürt.

3 Bears Porridge von 3 Bears Foods

Auf der Verpackung des "Kernigen Klassikers" der Marke 3 Bears steht groß: "Porridge". Darunter der Hinweis, dass es sich um ein zuckerfreies Produkt handelt. Als Verbraucher:in könnte man den Eindruck bekommen, in der Verpackung verberge sich mehr als simple Haferflocken.

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Doch dem ist nicht so, wie Foodwatch kritisiert:

"Das Start-up 3 Bears bewirbt sein 'Porridge' mit einigem Brimborium: Der 'Kernige Klassiker' sei ein 'Solo-Star' – eine 'geheime Mischung aus Vollkornhaferflocken. Garantiert ohne zugesetzten Zucker oder künstliche Zusätze'. Der Blick auf die Zutatenliste zeigt: Es handelt sich schlicht und einfach um 100 Prozent Haferflocken. Dafür müssen Verbraucher:innen tief in die Tasche greifen: 400 Gramm Haferflocken kosten 3,99 Euro."

Zum Vergleich: Eigenmarken-Haferflocken von beispielsweise Rewe kosten 79 Cent für 500 Gramm. Die Haferflocken von 3 Bears sind damit mehr als sechsmal so teuer wie reguläre.

Bekannt wurde die Marke 3 Bears 2017 in der Vox-TV-Show "Die Höhle der Löwen". Damals investierten Frank Thelen und Judith Williams in das Unternehmen, das neben dem "Kernigen Klassiker" auch zahlreiche weitere Porridge-Sorten verkauft.

Fridays for Future kritisiert Ampel: Schöngerechnet statt gut gemacht

Vor wenigen Tagen hat das Umweltbundesamt (UBA) seine Treibhausgas-Projektionen 2024 veröffentlicht. Der Bericht ist besonders: Die Autor:innen ziehen nicht nur Bilanz über die Emissionen der vergangenen Jahre, sondern sie richten auch den Blick nach vorne und schauen, wie sich der Ausstoß von CO₂ und anderen klimazerstörerischen Treibhausgasen in den nächsten Jahrzehnten entwickeln könnte.

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